Die Lage in der Ukraine sorgt in der estnischen Regierung für interessante Gedankenspiele. Um bei einer Invasion regierungsfähig zu bleiben, plant Estland scheinbar den Umzug in die Cloud.
Seit der Krise in der Ukraine geht in den osteuropäischen Ländern die Angst vor einem ähnlichen Schicksal um. Die Regierung in Estland - eines der weltweit führenden Länder in Sachen Digitalisierung - betreibt ganz eigene Gedankenspiele, um für den Ernstfall gerüstet zu sein: Der Umzug in die Cloud. Der Plan der dahintersteckt ist simpel. Durch die in eine Cloud ausgelagerte Regierung können die Institutionen auch aus dem Exil heraus funktionieren. Gelingt die Unterdrückung der öffentlichen Einrichtungen nicht, »steigt auch der politische Preis für eine Invasion«, wie Jaan Priisalu, Generaldirektor der Estonian Information System Authority, gegenüber Sky News erklärte. Besonders die Annektierung der Krim und das russische Eingreifen in der Ostukraine befeuern die Planungen in Estland. Über den Umzug in die Cloud wird jedoch schon länger nachgedacht.
In dem kleinen baltischen Land, wo Behördengänge oder sogar das Wählen von den Einwohnern bequem über das Internet erledigt werden können, ist der Umzug in die Cloud scheinbar der nächste Schritt der Digitalisierung. Schließlich ist in Estland das Internet mittlerweile ein Grundrecht geworden. Laut der Huffington Post soll das Cloud-System so funktionieren: Gehostet werden soll die Cloud in mehreren freundlichen Staaten auf der ganzen Welt. So können estnische Bürger auf der ganzen Welt weiter Wählen, Steuern zahlen etc.. Laut Priisalu sollen für die im Ausland installierten Daten-Center die gleichen Regeln wie für Botschaften gelten. So sollen die auf die in verschiedene Länder verteilten Daten der Esten wie ein Botschaftsgebäude auch von diesen geschützt werden, wie Priisalu erklärte.
Über die Daten-Sicherheit macht sich die estnische Regierung kaum Sorgen. Nach dem Cyberangriff 2007 durch vermutlich russische Hacker haben die Behörden die Sicherheitsmechanismen für den Cyber-Bereich verstärkt. Die Cloud-Lösung soll ein weiterer Schritt sein, wie Priisalu gegenüber Sky News bestätigte.