Hughes Network Systems hat angekündigt, Internetanbindung per Satellit in Deutschland flächendeckend verfügbar zu machen. Der amerikanische Satellitennetzbetreiber zielt damit auf die zahlreichen, vor allem ländlichen Regionen in Deutschland, in denen eine DSL-Anbindung nur schwer oder gar nicht zugänglich ist. Zum Einsatz kommen soll ein Zweiwege-Satellitensystem : Senden und Empfang laufen dabei über eine Antenne, die Notwendigkeit einer ISDN-Leitung für die Rückkanalfähigkeit entfalle somit. Durch die konzeptbedingt langen Laufzeiten muss der Anwender mit Verzögerungen im Bereich von zirka 500 Millisekunden rechnen. Damit ist aber laut Patrick Lewis, Program and Marketing Director IBG bei dem Konzern, sogar VoIP möglich, für Echtzeitanwendungen wie Gaming eigne sich der Umweg über das All jedoch nicht. Highend-Verschlüsselungstechnik sorge für Sicherheit, für Backups stehe ein "echter Zweitweg" zur Verfügung.
Ein Hauptgeschäftsfeld von Hughes ist der Betrieb von satellitengestützten Netzen für international tätige Konzerne zum Beispiel für Backups, Dateitransfers oder E-Learning-Anwendungen. So nutze zum Beispiel General Motors Hughes-Verbindungen für Broadcasts im paneuropäischen Unternehmensnetz, Volkswagen biete auf dieser Basis E-Learning für seine Händler und Werkstätten. Den Sprung in eine Preisklasse, die auch für die breite Masse von Unternehmen sowie für Privathaushalte überhaupt in Frage kommt, ermöglicht laut Hughes die aktuelle, dem Massenmarkt entnommene Chip- und und eine technisch effizientere Transpondergeneration. Die Transponder erreichten nun bis zu 121 MBit/s, 8PSK-Kodierung habe die Bandbreite verdoppelt. Für den Unternehmensmarkt bietet Hughes auf dieser Basis Download-Raten von 512 kBit/s bis 4 MBit/s und Uploads von 128 kBit/s bis 2 MBit/s ab zirka 80 Euro im Monat – gerade in unterversorgten Gebieten ein durchaus attraktives Angebot. Das Anwenderunternehmen muss allerdings vorab zirka 1000 Euro in eine Zweiwege-Satellitenschüssel investieren.
Für das KMU- und endkundenorientierte Vertriebs- und Servicegeschäft setzt Hughes auf die schleswig-holsteinische Probstei Telekom als externen Partner. Denn Hughes mit seinen in Deutschland 70 Mitarbeitern kann selbst nur Erfahrung mit Großkunden aufweisen und will dies auch so beibehalten.
Problematisch könnte bei der neuen Zielgruppe der Markenname "Hughesnet" werden: Der Unternehmensname Hughes ist für deutsche Zungen ungewohnt, die Aussprachevarianten reichen laut Marketing-Mann Lewis vom korrekten "Hjuhs" bis zu Variationen wie "Hugges". Nicht umsonst hat die Telecom-Italia-Tochter Hansenet für das Massengeschäft die Marke Alice samt zugehöriger, langbeiniger Galleonsfigur erfunden.
Der europäische Hub von Hughes befindet sich in Griesheim bei Darmstadt. Es sorgt für den 24/7-Betrieb und die Überwachung des Satellitennetzes. Der Einzugsbereich des Satelliten – Hughes kooperiert hier zum Beispiel mit Eutelsat – reiche von Skandinavien bis Nordafrika und von Spanien bis in den Nahen Osten. Durch Kooperationsmöglichkeiten mit weiteren Satellitenbetreibern stehen Hughes laut Patrick Lewis "praktisch unbegrenzte Kapazitäten" zur Verfügung.
Laut Comsys-Report war Hughes im Jahr 2005 mit 74 Prozent Marktanteil der klare Marktführer bei Unternehmens- und Privatanwender-VSAT-Systemen. Der Anbieter selbst gibt an, bereits über eine Million Systeme in über 100 Ländern ausgeliefert zu haben. Informationen zu Hughes gibt es unter www.hnseu.com.
LANline/wg