Force10 greift Cisco mit offenem Switching-Konzept für virtualisierte Datacenter an
Mit dem Switch-Router Exascale E-Series will Force10 sein kürzlich vorgestelltes Terabit-fähiges Virtualisierungs-Framework mit Hardware füllen. Zugleich kontert der Netzwerker damit Cisco, das sein Next-Generation-Datacenter als Komplettangebot positioniert - inclusive Server. Wie Juniper begegnet Force10 dem Platzhirsch mit offenen Standards.
Beim Sturm auf das virtualisierte Rechenzentrum fokussiert Force10 im Gegensatz zu Cisco auf die
Hardware seines Kerngeschäfts: Der Spezialist für Highspeed-Switches will – genauso wie Juniper –
nur die Netzwerkbasis für virtualisierte Rechenzentren und Cloud Computing liefern. Der Platzhirsch
trumpfte dagegen vergangene Woche mit einem integrierten Angebot für das Datacenter auf: Das
Unified Computing System (UCS) der Kalifornier besteht aus Netzwerkkomponenten,
Virtualisierungssoftware und – absolutes Neuland für Cisco – den passenden Servern.
"Wir wollen auf den gleichen Berg wie Cisco, wir nehmen aber den Weg von der anderen Seite",
stellt Marketing-Vize Steve Garrison aber das trotzdem nicht von der Hand zu weisende
Konkurrenzverhältnis klar. Denn der Exascale-Switch soll wie Ciscos Netzequipment die hohe
Leistung, Ausfallsicherheit und Flexibilität für virtualisierte Rechenzentren und
Cloud-Computing-Umgebungen bieten.
Hierzu fährt Garrison auch gleich Vergleichswerte zu Konkurrenzprodukten auf: "Der Exascale ist
der erste Switch-Router, der bereits für den Anschluss an 100-Gigabit-Ethernet-Netzwerke gerüstet
ist." Ciscos Nexus-Switch biete derzeit dagegen nur Support für 40 Gigabit Ethernet. Brocade könne
in seinen mit Foundry hinzugekauften Produkten der Serien MLX und XMR zwar bis zu 96 GBit/s bieten,
dies aber nur in einem vollen Rack-Chassis.
Die Foundry-Switches verfügten jedoch über keine Automatisierungs- und
Virtualisierungsfunktionen. Der Nexus wiederum integriert die Tools des Cisco-UCS-Partners VMware.
Dies will Force10 – neben Support für VMware – aber noch mit der Virtualisierungs- und
Management-Software des hinzugekauften Spezialisten Cassat überbieten, die das RZ in eine interne
Cloud verwandeln soll.
Auch beim Energieverbrauch will Force10 punkten: Laut Garrison soll sich der Exascale mit nur 36
Watt pro Übertragungsleistung von 10 GBit/s begnügen – und damit den niedrigsten Wert aufweisen.
Die Brocade/Foundry-Switches würden mit 68 Watt schon fast das Doppelte und Ciscos Nexus mit 183
Watt fast das Fünffache verbrauchen.
"Die Exascale-Plattform stellt eine logische Erweiterung der Vision unseres Terabit-fähigen
Rechenzentrums dar", behauptet Garrison. "Echter blockierungsfreier Line-Rate-Durchsatz,
Skalierbarkeit und geschickte Ressourcenzuteilung verleiht Unternehmen die benötigten Werkzeuge, um
größere Rechenzentrums- und Gesamtbetriebskosten-Effizienz zu schaffen."
Neue Techniken wie Cloud Computing und Virtualisierung führten aufgrund des höheren Durchsatzes
und der geringeren Latenzzeiten, die virtualisierte Anwendungen erfordern, zu rasanten Änderungen
in den herkömmlichen Netzwerkarchitekturen, kommentiert Zeus Kerravala, Analyst bei der Yankee
Group. "Die Exascale E-Series ist die erste einer neuen Generation von Switch-Routern, die direkt
auf die Herausforderung reagieren, den Maßstab für die Gesamtkapazität des Systems anzuheben und
gleichzeitig die Gesamtkosten durch flachere Topologien und reduzierte Energieaufnahme zu senken."
Er stellt allerdings klar, dass es sich im Gegensatz zu Ciscos Nexus nicht um einen konvergenten
Fabric-Switch handelt, der Ethernet-und Storage-Netze in einem System verbindet. Analyst Jon Oltsik
von der Enterprise Strategy Group stellt klar, warum: "Cisco implementiert seine eigene
Ethernet-Version, um sowohl Storage- als auch Netzwerk-Traffic zu konsolidieren. Aber was, um alles
in der Welt, ist mehr ein Standard als Ethernet?" Die Kalifornier versuchen offenbar, mit ihrer
De-facto-Norm sehr früh den Markt aufzurollen, "denn der tatsächliche Standard zum nahtlosen
Verbinden von Storage und Netzwerk wird wohl noch ein bis zwei Jahre brauchen."
Stefan Schwögler/wg