Notbremse bei Vista SP1 und XP SP3 löst stürmische Diskussionen aus

Gestoppte Service-Packs: Wie eng verquickt ist MS-Dynamics mit dem Windows-System?

6. Mai 2008, 10:52 Uhr |

Obwohl Microsoft immer beteuert, dass es keine versteckten Verzahnungen seiner Anwendungen mit dem Betriebssystem gibt, deuten die Rückrufaktionen der beiden Service-Packs für XP und Vista auf das Gegenteil hin. Die Software Dynamics RMS kommt in Kassenterminals zum Einsatz.

In vielen Hightech-Blogs wird lebhaft die Frage diskutiert, wie unabhängig Microsofts Anwendungspakete vom Windows-System sind. "Es ist interessant zu hören, dass Microsofts neue Servicepakete nicht mit der eigenen, seit Jahren im Markt befindlichen Anwendungssoftware kompatibel sind - wie verhält es sich dann wohl mit der Kompatibilität zu Anwendungen von Fremdanbietern?", heißt es in einem amerikanischen Blog über Betriebssysteme in Bezug auf die in letzter Minute

zurückgezogenen Service-Packs für XP und Vista.

Generell geht es in der Diskussion um die alte Frage: "Wie intensiv verquickt Microsoft seine Anwendungen mit dem Windows-System, um daraus einen Performance-Vorteil zu generieren?" Diese Frage war schon bei den vielen Anti-Trust-Prozessen von großer Bedeutung, denn sowohl der Internet Explorer als auch Office nutzen Verbindungen, die nicht in den allgemein verfügbaren Programmschnittstellen (APIs) dokumentiert sind und somit nicht von Fremdanbietern genutzt werden können.

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Offensichtlich hat Microsoft auch bei der Retail-Lösung von Dynamics RMS zusätzliche Windows-Verbindungen geschaffen, die außerhalb der Standard-APIs angesiedelt sind. Andernfalls würden die Probleme der beiden Servicepakete nicht nur das spezielle Kassenmodul der Dynamics-Lösung betreffen, sondern alle Programme, die die entsprechenden APIs aufrufen.

Nach Angaben von Microsoft sind von den Service-Pack-Problemen 38.000 Kassen-PCs betroffen. Das ist ein sehr kleiner Prozentsatz im Vergleich zu den Millionen an PCs, die weltweit mit Vista und XP betrieben werden. "Die beiden Servicepakete auf Grund von Problemen mit einer kleinen Anwendergruppe zu stoppen ist sehr löblich, doch es bleibt die Frage, ob Microsoft diese Notbremse auch dann gezogen hätte, wenn es sich um die Point-of-Sale-Systeme (POS) von anderen Anbietern wie beispielsweise IBM, NCR oder Wincor-Nixdorf gehandelt hätte", lautet eine der Fragen. Dabei gibt es eine weitgehend übereinstimmende Meinung, dass Microsoft bei einem Problemfall mit Fremdprodukten lediglich auf die APIs verweisen würde.

Für die CIOs ergibt sich aus der ganzen gegenwärtigen Diskussion die erneute Bestätigung der alten Vermutung, dass der Einsatz von Microsoft-Anwendungen durchaus Performance-Vorteile bewirken kann. Dass diese aber mit einer stärkeren Betriebssystemverzahnung und einer entsprechend größeren Abhängigkeit erkauft werden - und darüber hinaus natürlich auch eine weitere Stärkung des Desktop-Monopols von Microsoft bedeuten.

Von Harald Weiss/dp


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