Dr. Michael Streng, Geschäftsführer der herstellerunabhängigen Parameta Projektberatung in Erding kommentiert das Projekt "Gesundheitskarte" aus Sicht des Projektmanagements: "Wenn Projekte aus dem Ruder laufen, liegt es selten ausschließlich an der eingesetzten Technik, den beteiligten Personen oder den widrigen äußeren Umständen. Meiner Erfahrung nach hapert es vor allem am Projektmanagement." Jüngstes Beispiel dafür sei die Gesundheitskarte, die in diesen Tagen in Nordrhein-Westfalen eingeführt wird. Die Gesundheitskarte startet nun mit mehr als zwei Jahren Verspätung sowie auch als deutlich abgespeckte Version - sie hat weit weniger Funktionen, als das Gesundheitsministerium den Versicherten versprochen hatte. Ähnlich wie schon bei der LKW-Maut oder dem maschinenlesbaren Personalausweis seien solche Projekte stets von einer unglaublichen Verschwendung von Steuergeldern begleitet.
Laut Streng laufe ein Projekt von A bis Z nur selten völlig rund. Jedoch stütze sich ein
professionelles Projektmanagement, wie es in der freien Wirtschaft täglich betrieben wird, auf
bewährte, erprobte Methoden. Diese führen ein Projekt trotz auftauchender Hürden pünktlich zur
gewünschten Deadline zum Erfolg. Um dies zu gewährleisten, sei umfangreiches
Projektmanagementwissen notwendig, das bei vielen Fachleuten, die zum Projektleiter ernannt werden,
naturgemäß nicht vorhanden sei. Dies stelle erfahrungsgemäß jedoch kein Problem dar, wenn dem
technisch kompetenten Projektleiter ein versierter Coach zur Seite gestellt werde oder ihm eine
Projektbüro Rückendeckung und entsprechenden Support gebe.
Wo genau ein Projekt steht, lässt sich laut Streng zu jedem Zeitpunkt mit einer Projektanamnese
einfach und gezielt herausfinden. So können gegebenenfalls Maßnahmen eingeleitet werden, um das
Projekt erfolgreich weiterzuführen und fristgerecht zum Abschluss zu bringen. Alternativ ist auch
eine Organisationsanamnese interessant, um Stärken und Schwächen aufzuzeigen und anschließend
gezielt zu beheben. Bei Projekten, die wie die Gesundheitskarte auf Bundesebene vorangetrieben
werden, erwarte der Steuerzahler eine kompetente und kostenorientierte Durchführung. Dass es beim
Projekt Gesundheitskarte kein professionelles Projektmanagement gab, ist offensichtlich. Streng: "
Die Frage bleibt offen. Man hat doch schon vor zwei Jahren gemerkt, dass die ursprünglichen
Projektziele weder zeitlich noch inhaltlich erreicht sind. Warum wurde nicht reagiert und ein
weiteres Scheitern auf Raten verhindert?"
LANline/jos