Zufall oder Kalkül? Zwei der wichtigsten IT-Hersteller veranstalten ihre jährlich bedeutendsten Channel-Events heuer zeitgleich und am selben Ort.
An einen solchen Zufall kann man eigentlich nicht glauben: Vom 24. März an versammeln Hewlett-Packard und parallel Cisco ihre weltweiten Partner in Las Vegas. Die Events gelten zumindest für die großen Systemhäuser und Distributoren beider Hersteller als Pflichtbesuche. Die Kongress-Hotels liegen zwar nur eine halbe Stunde Fußmarsch voneinander entfernt, ein munteres Channel-Hopping dürfte das gedrängte Programm aus Keynotes und One-to-Ones allerdings kaum zulassen.
Auch wenn es nur Zufall wäre, dass HP seine traditionell im Februar stattfindende Global Partner Conference in der Wüstenstadt dieses Jahr auf Ende März verschoben hat und somit auf Kollisionskurs zum Cisco-Meeting geht, es wäre eine willkommene Konstellation - ganz im Sinne von HP-Chefin Meg Whitman. Allmählich sieht die eiserne IT-Lady nämlich die Früchte ihrer vor zwei Jahren eingeleiteten Neuausrichtung reifen.
Den Sieg zu erklären, das sei nach dem überraschend besser als erwarteten Verlauf im ersten Quartal des Fiskaljahres noch zu früh, sagt Whitman im Interview mit der amerikanischen CRN. Sichtlich zufrieden ist die HP-Chefin aber mit dem wachsenden Umsatz bei Netzwerkprodukten. Und das umso mehr als Cisco zweistellige Rückgänge verkraften muss. Der Seitenhieb sitzt, zumal Whitman Ciscos Verdienste auch noch so lobt, als würde man den Netzwerkgiganten und seine Produkte schon bald ins Technikmuseum stellen.
Zu einem rhetorischen Fernduell zwischen Whitman und Cisco-Chef John Chambers, der seine Keynote einen Tag später hält, wird es in Las Vegas zeitgleich aber nicht kommen. Muss es auch nicht: Die Qual der Wahl entscheidet schon im Vorfeld, welcher Partner loyal zu wem steht.
Mit den besten Grüßen
Martin Fryba
CRN-Chefredakteur