HP Procurve festigt Position als wichtigster Gegenspieler von Cisco

HP warnt: "Den Klempner nicht zum Hausbauer machen"

6. Mai 2009, 22:59 Uhr |

Der "Heimkehr" in Mutter HPs Schoss hat Procurve offenbar sehr gut getan. Entgegen dem allgemeinen Trend legen die seit November letzten Jahres zur Großkundenorganisation Technology Systeme Group (TSG) von HP gehörenden Netzwerker ein ungeheures Wachstum hin. Dell?Oro Group bescheinigte bereits in seiner Analyse des 3. Quartals 2008, dass Procurve fast viermal so hohes Wachstum aufweist wie der Marktdurchschnitt. Im Vergleich zum dritten Quartal 2007 konnte Procurve demnach die Anzahl der verkauften Layer-2- bis Layer-7-Ports um 25,8 Prozent erhöhen. Der weltweite Markt wuchs im Untersuchungszeitraum lediglich um 6,6 Prozent. Im vierten Quartal letzten Jahres erlebten die meisten Anbieter massive Einbrüche - der weltweite Markt ging hier um 1,6 Prozent zurück. Nicht so bei HP. Trotz Wirtschaftskrise konnte Procurve auch hier 20 Prozent zulegen. Bei den managebaren Switches wuchs Procurve nach Ports um 17 Prozent (nach Umsatz: 19 Prozent) und hat jetzt hier einen Marktanteil von 19 Prozent (nach Ports). Konkurrent Cisco musste dagegen laut IDC Einbußen in Höhe von 3,3 Prozent hinnehmen - mit 54 Prozent Marktanteil ist das Unternehmen allerdings nach wie vor klarer Klassenprimus. Alle anderen Player liegen nach dem IDC-Ranking für das vierte Quartal 2008 unter fünf, Juniper und Foundry sogar deutlich unter einem Prozent.

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Procurve schmiedet Allianz gegen den Marktführer


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Procurve nimmt Schwung für 802.11n


http://llschnuerer.cmpdm.de//articles/update_hp_procurve_will_es_mit_cisco_aufnehmen:/2007010/31222139_ha_LL.html?thes=&page=2">Update:
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will zusammen mit Microsoft NAP für mehr Sicherheit im Netzwerk sorgen

Die Zahlen für das erste Quartal 2009 liegen noch nicht vor – Procurve erwartet jedoch sogar
noch eine Beschleunigung des Aufwärtstrends. Maßgeblich dafür mitverantwortlich soll das im Januar
dieses Jahres gegründete Industriebündnis "Procurve Open Network Ecosystem" (kurz ONE) sein. "Ziel
ist es hier, der proprietären und geschlossenen Welt des Marktführers eine standardbasierende
Multivendor-Alternative entgegenzusetzen", so Uwe Neumeier, Country Manager bei HP Procurve. Im
ONE-Modell steht Procurve mit seinen Netzwerkkomponenten (inklusive WLAN) im Zentrum, Partner wie
Microsoft und Mcafee kümmern sich um Sicherheit und Remote Access/VPN, Avaya, Aastra und wiederum
Microsoft um IP-Kommunikation (Unified Communications), Riverbed und F5 Networks um WAN/Application
Acceleration. Zu den neueren ONE-Mitgliedern, die seit Januar hinzu gekommen sind, zählen etwa
Airmagnet, Airwave, Mitel und Sonicwall. Insgesamt sind es aktuell 17 Partner. "Das Modell ist
weniger netzwerkzentrisch als das von Cisco – es stellt vielmehr Server beziehungsweise Services in
den Mittelpunkt", so Neumeier. Der Deutschland-Chef nimmt allerdings das Tempo aus den an die
ONE-Allianz geknüpften Erwartungen: "Es ist ein evolutionäres Modell, das langsam aber immer
stärker seine Wirkung im Markt entfalten wird". Das erklärt vielleicht, warum bislang kaum ein
HP-Fachhändler für mehr als einen Partner der Allianz zertifiziert ist.

Bei allem Engagement gegen Cisco bleibt Procurve auch hier weiterhin nicht nur Gegen- sondern
auch Mitspieler. Als erste Reaktion auf das "Unified-Computing System" (UCS), mit dem Cisco
kürzlich in den Bladeserver- und damit Stammmarkt von HP eingebrochen ist, hatten einige
HP-Sprecher die Fortführung der gemeinsamen Auftritte bei Großkunden wortreich in Frage gestellt.
Inzwischen scheinen die Emotionen wieder etwas heruntergekocht, Neumeier sieht jedenfalls keine
Veranlassung mehr für solch einen Bruch. Im Gegenteil: "Im Sinne der Glaubwürdigkeit gegenüber
unseren Kunden halten wir es für sehr wichtig, Cisco weiter mit anzubieten. HP ist nach wie vor
Cisco Gold Partner – und da wo es gefragt ist und Sinn macht, werden wir weiterhin Cisco-Produkte
verkaufen und betreuen. Allerdings haben sich durch die Allianz die Machtverhältnisse verschoben.
Zunehmend spüren wir in Projekten, die früher fast automatisch auf Cisco hinaus gelaufen wären, die
klare Bereitschaft, sich mit standardbasierten Alternativen der ONE-Aliance zu beschäftigen".

Die Angst vor der Attacke im Rechenzentrumsmarkt hat sich HP dabei inzwischen gründlich
wegargumentiert. "Den siloübergreifenden Ansatz, den Cisco jetzt als neu verkauft, bietet Procurve
bereits seit Einführung der ´Adaptive Infrastructure´ im Jahr 2005", so Neumeier. "Und wir binden
die bereits vorhandene Infrastruktur mit ein, während Cisco mit Nexus eine komplett neue
Infrastruktur erfordert. Wir haben Stand heute eine Funktionalität, mit der Cisco eventuell in etwa
18 Monaten seine ersten Gehversuche machen wird. Und wir sind standardbasiert – zwingen also
niemanden in eine ausweglose Abhängigkeit von einem Hersteller. Hinzu kommen unsere lebenslange
Garantie und unsere zahlreichen, unabhängig durchgeführten Tests, deren Ergebnisse wir gerne zur
Verfügung stellen." Neumeier sieht auch auf der Kostenseite einen Paradigmenwechsel. Der Markt
fordere immer stärker, dass die Kosten für die IT-Infrastruktur als Gesamtpaket sicht- und
vergleichbar gemacht werden. Die Transparenz in dieser Hinsicht würde zunehmend ein wichtiges
Kriterium für Entscheider. "Darauf sind wir mit unserem investitionssicheren, skalierbaren und
offenen Ansatz sehr gut vorbereitet", so Neumeier. Und noch einmal gegen Cisco: "Mal ehrlich,
wollen wir wirklich, dass der Klempner das ganze Haus baut?"

Stefan Mutschler/jos


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