IBM Pulse 2008

Industrialisiertes Rechenzentrum schafft Investitionsfreiräume

5. Juni 2008, 15:11 Uhr |

In den Rechenzentren von heute wird noch viel Kapital mehr oder weniger unproduktiv "versenkt". Erst Methoden, die einst die Produktion von Gütern revolutioniert haben - ein hohes Maß an Automatisierung inklusive - sollen daran wirklich grundlegend etwas ändern. IBM sieht die Zeit dafür nun gekommen. Alle Aktivitäten des Unternehmens, die der Steigerung der Effizienz in der IT dienen, fördern dabei gleichzeitig das Wohl der Umwelt. Die enge Kopplung von Wirtschaftlichkeit und Umweltbewußtsein war eine der Schlüsselbotschaften, die IBM auf der erstmals durchgeführten Konferenz der Tivoli-Software-Division des Unternehmens vom 19. bis 22. Mai 2008 in Orlando, Florida, USA kommunizierte.

Obwohl bereits Fortschritte in Sachen Virtualisierung und Automation erkennbar sind, steht die durchgängig organisierte Industrialisierung noch ganz am Anfang. Diese Behauptung stellte zumindest Al Zollar, General Manager bei IBM Tivoli Software während seiner Keynote in den Raum. "IBM bietet mit seinen Service-Managementlösungen Software, Hardware und Services aus einer Hand und hilft damit Unternehmen, weg vom Silomanagement hin zu industrialisierten Prozessen zu gelangen", so seine Botschaft.

Für den IBM-Manager steht die IT im Moment "an der Schwelle zur Industrialisierung". Im Rahmen der Entwicklungen, deren Fortschritt IBM ab sofort nach deutlich massiver als bisher vorantreiben will, sieht Zollar noch "ein riesiges Einsparpotenzial bei den Technologiekosten. Dies wird Unternehmen die Türen zu ganz neuen Geschäftsmodellen öffnen – vor allem im Hinblick auf den globalen Wettbewerb".

Zollar ließ keinen Zweifel daran, dass das volle Maß der durch IT erzielbaren wirtschaftlichen Vorteile künftig nur noch in Verbindung mit strikter Beachtung der umweltrelevanten Faktoren der IT auszuschöpfen sein werde: "Profit und Umweltbewusstsein schließen sich nicht aus – im Gegenteil, immer mehr wird deutlich, dass nur beides zusammen fruchtbare und nachhaltige Ergebnisse hervorbringt".

Mit einer Reihe von Neuankündigungen verlieh Zollar seinen großen Worten praktischen Nachdruck. Bereits seit dem Start des "Big-Green"-Projekts im Mai 2007 gibt es von IBM ein erkleckliches Portfolio an Software, Hardware und Services, das zur Reduktion von CO2-Emissionen und Energieverbrauch beitragen soll. Die in Orlando als Schlüsselankündigung präsentierte Initiative "Software für eine grünere Welt" ergänzt das Big-Green-Projekt um einen Aktionsplan sowie weitere neue Tools. Der Aktionsplan fokussiert auf drei Kernbereiche im Unternehmen:

1. Die Nutzung von Online- und Collaboration-Tools zur Verringerung der Reisetätigkeiten,

2. Automation und Optimierung von Geschäftsprozessen, um die Auslastung und Energieeffizienz der IT verbessern,

3. Redesign der IT-Infrastruktur, um Server und aktive Komponenten im Sinne eines reduzierten Energieverbrauchs zu virtualisieren und zu konsolidieren.

Im Rahmen des "Big Green"-Projekts hatte IBM zugesagt, jedes Jahr eine Milliarde Dollar für die Entwicklung von Techniken zu investieren, die Unternehmen dabei helfen, ihre Energieeffizienz im RZ signifikant zu erhöhen. Die in Orlando neu angekündigten Softwarewerkzeuge sollen dieses Versprechen nun einlösen. Zu den neuen Tools zählen "IBM Tivoli Monitoring" (ITM), "IBM Maximo Facility-Management" und "IBM Compliance Warehouse for Legal Control". Der im letzten Jahr eingeführte "IBM Active Energy Manager" wurde mit erweiterten Funktionen präsentiert.

Mit speziellen Softwarepaketen und einem neuen "Tivoli-Deployment-Accreditation"-Services erneuerte IBM in Orlando auch sein Engagement für den Mittelstand. An dessen Bedürfnisse angepasste Tivoli-Software soll für ein verbessertes Management der Netzwerkinfrastruktur und damit letztlich des Geschäfts sorgen.

Einen besonderen Meilenstein in Sachen Energieeffizienz soll insbesondere die ITM-Lösung setzen. Erstmals sei damit ein konsolidierter Blick auf das gesamte Energiemanagement von Rechenzentren möglich – mit wachsendem Einbezug von Komponenten anderer Hersteller. So verkündete IBM auf der Pulse Partnerschaften mit APC, Eaton, Emerson Network Power, Johnson Controls, Matrikon, Osisoft, Siemens Building Technologies, Synapsense und Vmware. Ein Teil dieser Hersteller kennt sich bereits recht gut aus der gemeinsamen Arbeit im Green-Grid-Konsortium, für das sich sich insgesamt rund 80 Unternehmen zum Zweck der Steigerung der Energieeffizienz in Rechenzentren zusammengeschlossen haben.

Zur vergangenen CeBIT hatte IBM sein Bekenntnis zu Green IT in Deutschland durch eine ganz besondere Partnerschaft gestärkt: Zusammen mit der Dekra will das Unternehmen standardisierte Richtlinien erarbeiten, um Rechenzentren hinsichtlich ihrer Umweltbilanz vergleich- und bewertbar zu machen. Eine Standardisierung ist notwendig, um unterschiedliche Rechenzentren nach messbaren Kriterien miteinander vergleichen zu können. Die Herausforderung: Verschiedene Verfügbarkeits- und Sicherheitslevels von Rechenzentren müssen in Relation zur Effizienz gebracht werden. Nur so sind eine aussagefähige Klassifizierung und Zertifizierung möglich.

In den vergangenen Jahren lag der Fokus der Betreiber von Rechenzentren vorwiegend auf Sicherheit und hoher Verfügbarkeit. Effizienz war eher sekundär, wie Zollar in Orlando monierte.

In Deutschland gibt es derzeit etwa 50.000 Rechenzentren, von sehr kleinen Flächen bis zu einigen Tausend Quadratmetern Ausdehnung. Sie verbrauchten 2007 mit 8,7 Milliarden kWh mehr als die anderthalbfache Jahresstromproduktion eines großen Kraftwerks. Weltweit liegt der Verbrauch bei 120 Milliarden kWh. Das entspricht der Leistung von 14 Kraftwerken der 1000-MW-Klasse.

In den letzten fünf Jahren haben sich der Stromverbrauch und mithin die Kosten rund verdoppelt. Heute werden für jeden Dollar, der für IT-Hardware ausgegeben wird, nochmals 50 Cent für Energie aufgewendet. In den nächsten zwei Jahren steigt dieser Wert auf 70 Cent an und bis 2012, so die Schätzungen der Analysten von IDC, liegen Hardware- und Energiekosten gleichauf. Dem gilt es durch das Effizienzkonzept der industrialisierten IT wirksam entgegenzuwirken.

Weitere IBM-Ankündigungen in Orlando betrafen eine neue Security-Software sowie eine neue Generation der IBM-Asset-Managementsoftware.

Stefan Mutschler/wg


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