CRN: Welche Hürden ergeben sich bei der Umsetzung solcher IoT-Lösungen?
Schenkluhn: Hier ein Blick in die Fertigung: Auf die alles entscheidende Schlüsseltechnologie für den Einstieg in Industrie 4.0 Projekte zu warten! Diese Haltung ist zu zögerlich und kostet unter Umständen Produktivitäts- und Wettbewerbsvorteile. Erfolgreiche Industrie 4.0 Lösungen sind schon heute realisierbar. Die Vernetzung von Produkten, Maschinen oder Komponenten generiert eine Vielzahl von Daten. Natürlich gibt es noch viele industrielle Anlagen aus der Zeit, in der das Internet der Dinge noch kein präsentes Thema war, das heißt sie sind unter Umständen noch nicht mit Sensorik und informationsverarbeitender Software ausgerüstet.
Doch auch ohne Vernetzung generieren diese Anlagen eine Vielzahl von Daten, die nicht selten in Datensenken verschwinden und deren Potenzial man sich erst jetzt nach und nach bewusst wird. Mit Methoden zur Datenanalyse lässt sich aus ihnen Wissen extrahieren und in Software gießen. Diese Daten für die Entwicklung neuer Dienste und Funktionalitäten zu nutzen kann Teil der Industrie 4.0 Strategie eines Unternehmens sein und dabei zur Produktivität und Wertschöpfung beitragen.
CRN: Wie kann dieser Schritt schneller vorangetrieben werden?
Schenkluhn: Beispielsweise brauchen wir schnell die Einführung und konsequente Umsetzung von einheitlichen Datenschutzregeln innerhalb der Europäischen Union. Es gibt hier sowohl technisch als auch juristisch noch einiges zu tun, um Europa für das Internet der Dinge flott zu machen.
CRN: Welchen Ansatz verfolgt Bosch bei der Umsetzung von IoT-Projekten?
Schenkluhn: Unsere Erfahrungen aus den verschiedensten Branchen zeigen, dass die meisten Projekte im Internet der Dinge mit überschaubaren Gerätezahlen und eingeschränkter Komplexität beginnen. Am Anfang steht meistens ein sogenannter Proof of Concept (PoC). Ein einfaches Beispiel hierfür ist ein Projekt mit dem Ziel der Kühlkettenüberwachung im Lebensmittelbereich, bei dem in einem ersten Schritt 20 Temperatursensoren vernetzt wurden. Nach der erfolgreichen Pilotphase befinden sich jetzt tausende Sensoren im Einsatz und reduzieren zum einen den Kontrollaufwand, zum anderen wird gleichzeitig die Lebensmittelsicherheit entscheidend erhöht.
Der nächste Schritt könnte die Integration weiterer Sensordaten und die Entwicklung neuer Applikationen sein beispielsweise Geo-Lokalisierung oder Erschütterungssensoren zur Transportüberwachung besonders wertvoller oder empfindlicher Güter. In weiteren Entwicklungsschritten könnten die Sensordaten zur Optimierung der Lagerhaltungs- und Bestellprozesse oder sogar für die Entwicklung neuer Kundeninformations- und Bindungssysteme genutzt werden.