Auf der LANline-Veranstaltung "IT-Prozessoptimierung mit ITIL" (IT Infrastructure Library) fanden sich am 30.6.09 in München rund 100 Anwender ein, um einen Einblick in den aktuellen Stand der Dinge in Sachen IT-Service-Management mit ITILv3, Business-Orientierung und GRC (Governance, Risk, Compliance) zu erhalten.
In seiner Keynote warnte ITIL-Consultant und Rechtsanwalt Jürgen Dierlamm davor, sich durch
Angstmache zu GRC irritieren zu lassen: "Hören Sie bloß nicht auf die Berater, die Ihnen am
liebsten SOX II und Basel III verkaufen würden", so der Experte. In Deutschland gebe es klare
gesetzliche Vorgaben wie Aktienrecht, GmbH-Gesetz und Urheberrecht), die es natürlich einzuhalten
gelte. Darüber hinaus gebe es aber nur sehr wenige zusätzliche Regularien, die ein deutsches
Unternehmen berücksichtigen müsse. So gelte etwa SOX (das US-amerikanische Sarbanes-Oxley-Gesetz)
nur für Unternehmen, die in den USA an der Börse gehandelt werden, sowie deren Tochterunternehmen;
Basel II wiederum betreffe nur den Bankensektor.
Dierlamm empfahl den Zuhörern, sich an Best Practices wie ISO 20.000, ISO 27.001 oder auch MoR
(Management of Risk) zu orientieren. Zwingend vorgeschrieben sie dies allerdings nicht, so der
Compliance-Experte.
http://llschnuerer.cmpdm.de//articles/compliance_erfordert_kompetentes_log-management:/2009007/31987460_ha_LL.html?thes=&tp=/themen/security">Compliance
erfordert kompetentes Log-Management
http://llschnuerer.cmpdm.de//articles/compuware_vantage_11_optimiert_it-service-delivery:/2009007/31986590_ha_LL.html?thes=&tp=/themen/it-management">Compuware
Vantage 11 optimiert IT-Service-Delivery
http://llschnuerer.cmpdm.de//articles/citrix-cto_virtualisierung_stellt_itsm_vor_probleme:/2009007/31983727_ha_LL.html?thes=&tp=/themen/it-management">Citrix-CTO:
Virtualisierung stellt ITSM vor Probleme
Stephan Wawrzinek, Aufsichtsratsvorsitzender von Numara, gab anhand von Analystenzahlen einen
kurzen Abriss der aktuellen Marktlage von ITSM im Unternehmensumfeld. Seit Fazit: Die grundlegenden
Prozesse von ITILv2 haben schon deutlich Verbreitung gefunden, Nachholbedar und entsprechend rege
Aktivität herrsche hingegen noch beim Thema Configuratin-Management und CMDB (Configuration
Management Database) sowie bei den Business-orientierten und den neuen ITILv3-Prozessen. Die ganze
ITIL-Diskussion ist laut Wawrzinek nach wie vor zu sehr auf reine IT-Themen fokussiert und damit zu
wenig am Business ausgerichtet.
Einen sehr spannenden Ansatz für die Einrichtung IT-gestützter Prozesse zeigt Herbert
Kindermann, Vorstand von Jcom1. Er beschrieb, wie die Mauer zwischen Fachabteilung und IT dadurch
einzureißen ist, dass man einem Unternehmen intuitive Werkzeuge in die Hand gibt, um Prozesse mit
wenigen Icons zu modellieren – um dann aber mit dem Modellierungs-Tool gleich verwertbaren Code
auszugeben. Mit Jpass bietet Jcom eine Java-basierte Lösung für die Prozessmodellierung an, mit der
Lösung Jlive lassen sich modellierte Abläufe gleich live durchspielen. So kann eine Arbeitsgruppe
schnell erkennen, ob der modellierte Prozess den Anforderungen entspricht, oder ob noch Lücken wie
zum Beispiel vergessene Eskalationsprozesse vorhanden sind.
Bernd Ludwig, Development Manager bei Realtech, demonstrierte anhand der Standard-ITIL-Prozesse
Incident-, Problem- und Change-Management die Notwendigkeit einer klaren Business-Orientierung der
verwendeten ITSM-Lösung (IT-Service-Management). Hans-Petr Schernhammer, Senior Consultant bei COC,
stellte die Anforderungen vor, die sich aus ITILv3 ergeben, und diskutierte Faktoren, an denen
ITIL-Projekte scheitern können, so zum Beispiel das häufig vorhandene Ziel, mit einer CMDB eine "
ELWMS" (eierlegende Wollmilchsau) aufzusetzen, oder auch zu großes Vertrauen in die ITSM-Tools als
Ersatz für den "GMV" (gesunden Menschenverstand).
Wolfgang Schaupp, Consultant von FNT, veranschaulichte die Rolle der automatisierten Erkennung
von Relationen in derCMDB über alle Ebenen von der Facility-Infrastruktur bis hin zum
Geschäftsprozess. Sven Schindler, Senior Consultant bei Avocent, wiederum erläuterte die Bedeutung
des Service-Level-Managements und die Grundlagen der SLA-Erstellung (Service-Level-Agreement).
Abgerundet wurde der Tag durch einen Produktvortrag des schwedischen ITSM-Anbieters Nilex.
In den Diskussionen mit dem Publikum kam zur Sprache, dass ITIL zwar für die
IT-Prozessoptimierung geeignet ist, nicht aber für die Zieldefinition, die solchen Projekten
vorangehen muss. Auch wurde kritisiert, dass die Softwareanbieter zwar die Business-Orientierung
der ITSM-Tools in den Vordergrund stellen, aber trotzdem Stand heute noch zu weit von einer
wirklichen Abbildung der Anforderungen des Business entfernt sind.
LANline/Dr. Wilhelm Greiner