Die großen IT-Managementanbieter bringen sich mit steigendem Engagement für den Kampf um den ITSM-Markt (IT-Service-Management) in Stellung: IBM hat eine CMDB (Configuration Management Database) samt zugehöriger Prozessmodule vorgestellt, CA eine konkurrierende CMDB und ITSM-Strategie. BMC bringt eine Lösung für das automatisierte Change-Management auf den Markt, während HP durch die angekündigte Akquisition von Mercury Interactive Application-Delivery-Automatismen zukauft.
Derzeit tobt der Kampf um die aussichtsreichsten Komplettlösungen für das IT-Service-Management - also für hochgradig automatisierte, an Geschäftsprioritäten ausgerichtete und nach ITIL (IT Infrastructure Library) strukturierte IT-Prozesse. Dabei konkurrieren die großen Vier des IT-Betriebs - BMC, CA, Hewlett-Packard und IBM/Tivoli - mit Service-Desk-Companies wie Axios, Frontrange, Touchpaper und Unipress. Hier zu Lande sind zudem Systemhäuser wie Materna und Realtech aktiv, während Spezialisten wie IET oder Oblicore Teilbereiche abdecken.
Die Großen der Branche beschleunigen ihren Wandel zum ITSM-Anbieter gerne durch Akquisitionen. So übernahm IBM schon 2004 den Asset-Managementanbieter Isogon, Ende 2005 mit Collation einen Dependency-Mapping- (Abhängigkeitser-mittlungs-)Spezialisten sowie den Netzwerkmanager Micromuse, zudem im Januar CIMS, einen Anbieter von Financial-Managementsoftware. Konkurrent HP stärkte sich im Herbst letzten Jahres durch die Akquisition des Service-Managementprofis Peregrine; kaum war diese Übernahme verdaut, meldete HP im Juli, Mercury Interactive schlucken zu wollen. Mercury hatte erst im Mai mit den Lösungen "IT Governance Center" und "Application Mapping" neue Lösungen vorgestellt und selbst zusätzliches ITSM-Know-how zugekauft.
Eine Bremse im an sich wachsenden ITSM-Markt ist laut Gartner-Analyst Dr. Peter Dück unter anderem mangelndes Umsetzungsvermögen der Anbieter: Die Marketiers versprechen weit mehr, als die Lösungen bieten. Problematisch ist laut Gartner besonders die bei ITIL nur vage definierte Datenbasis: Noch im März 2006 betonte Gartner, kein Anbieter verfüge über eine vollständige CMDB (Kasten).
Im gehobenen CMDB-Segment hat BMC mit Atrium einen ersten Referenzwert gesetzt. Atrium, inzwischen bereits in der zweiten Version vorhanden, hat BMC jüngst um Lösungen ergänzt, die Prozesse des Change-, Availability- und Capacity-Managements verbinden und somit automatisierte Change-Abläufe im Rechen- zentrum erlauben sollen.
IBM hat hier nun nachgezogen und eine eigene ITSM-Strategie vorgestellt: Auf IBMs neuer CMDB setzen diverse "Process-Managers" auf, die das ITIL-Referenzmodell komplett abdecken, aber auch das US-Modell Cobit sowie hauseigene IBM-Best-Practices berücksichtigen sollen. Verfügbar sind die Prozessmanager für Change- und Configuration- sowie Availability-, Release- und Storage-Management. Das Capacity-Managementmodul soll noch dieses Jahr folgen, bis Ende nächsten Jahres dann die Bausteine für das Asset-, Service-Level-, Financial-, Service-Continuity-, Security- und Compliance-Management. Die Datenbasis nennt IBM "CCMDB" (Change and Configuration MDB), da mit der CMDB gleich der Prozessmanager für das Change- und Configuration-Management mitgeliert wird. Die Prozessdefinition erfolgt in BPEL (Business Process Execution Language, eine XML-Variante), als Prozess-Runtime dient Websphere. Integrationsadapter dienen der Einbindung Tivoli-eigener sowie fremder Lösungen, Federation (Querbezüge zwischen DBs) soll möglich sein. Zur Erleichterung dieses Zusammenspiels arbeiten große Anbieter an einem Federation-Standard, der noch dieses Jahr vorliegen soll.
CA hat ebenfalls nachgelegt und eine dedizierte CMDB samt Federation-Adaptern vorgestellt, die ab August verfügbar sein soll. Damit verabschiedet sich CA vom Ansatz, die Unicenter-Datenbank als CMDB einzusetzen. Ziel der zugehörigen Lösung CA Service Management Accelerator ist es letztlich, sämtliche ITIL-Prozesse zu automatisieren. Aber auch die Spezialisten bauen fleißig an: IETs Lösung ITSM 4.0 umfasst neben Change- und Configuration- nun auch Release-Management, Service-Delivery-Spezialist Oblicore bietet jetzt eine Lösung für die Verwaltung von Vertragsbeziehungen (Contract-Management). Insgesamt dürfte die Zahl ausgereifter ITSM-Lösungen weiter rasch zunehmen.