Storage-Technologien – Für größere und progressiv aufgestellte Unternehmen führt kein Weg an der Speichervirtualisierung vorbei.
Sieben Jahre sind nach der Markteinführung erster SAN-Lösungen vergangen. Seit dieser Zeit sind die Preise für die Speicher drastisch gefallen. Das zehrt an den Einsparungserwartungen der Unternehmen, die sich für die Speicher-Virtualisierung entschieden haben. Denn was nicht mehr teuer ist, kann auch nicht mit hohen Einsparungen effizient ausgeschöpft werden. In die Virtualisierung investieren müssen die größeren Unternehmen dennoch – aber auch die Firmen, die progressiv die Optimierung ihrer Geschäftsprozesse vorantreiben wollen. Vergleichbare Server-Kapazitäten kosten heute im Vergleich zu 1999 ein Zehntel, die für Festplattenkapazitäten noch ein Dreißigstel. Glaubt man der Erhebung des Markinstituts IDC, haben sich die Speicherpreise allein binnen des letzten Jahres geviertelt. Denn mit doppelt so vielen Einheiten mit etwa zweifacher Kapazität wurde im Jahr 2006 gegenüber dem Vorjahr lediglich ein Umsatzplus von vier Prozent erwirtschaftet. Und ein Ende des Preisverfalls ist nicht abzusehen. Die Folge: Über eine effizientere Ausschöpfung virtueller Kapazitäten können die Unternehmen kaum mehr direkte Einsparungen erzielen.
Geldwerte Vorteile
Damit wird gerade für mittelständische Unternehmen, die von Haus aus besonders rechnen müssen, die Bereitstellung einer Storage-Infrastruktur zu einem Rechenexempel. John Drescher, Senior Consultant bei Unilog Avinci, ein Unternehmen der Logica CMG-Gruppe, stellt dem initialen Investment ins SAN die Einsparungseffekte und geldwerten Vorteile durch eine zentrale Bereitstellung und Administration der gesamten Speicherlandschaft, den Zugewinn an Ausfallsicherheit über redundante Speicherkonfigurationen sowie die Einsparungen an Leitungs- und Übertragungskosten durch eine konsolidierte Speicherinfrastruktur entgegen.
Guido Klenner, Business Manager Online Storage bei HP, räumt besonders dem zentralen Management vernetzter Speicher bereits bei Gesamtdatenmengen ab 10 TByte erhebliche Einsparungen gegenüber vielen, dezidierten DAS-Konstellationen ein. »Auch das Produkt der Storage-Vernetzung, eine höhere Verfügbarkeit der Daten durch eine intelligente redundante Auslegung von Speichern und Verbindungen, ist für immer mehr mittelständische Unternehmen bei zunehmend flusskritischeren Geschäftsabläufen gleichbedeutend mit weniger Ausfällen und dadurch viel Geld wert«, gibt Klenner den Entscheidern und Einkaufsabteilungen zu bedenken.
Nachholbedarf
Doch selbst wenn diese Faktoren einkalkuliert werden: Die Einsparungen durch die Storage-Virtualisierung fallen, eben auf Grund immer geringerer Speicherkosten, zunehmend geringer aus. »Dem stehen mit dem SAN weiterhin hohe Anschaffungskosten und durch die Speichervernetzung einschließlich redundanter Speicherkonfigurationen ein kräftiger Komplexitätsschub entgegen«, stellt Mathias Hein, freier IT-Berater in Wuppertal, fest. »Er konfrontiert die Projektierer und später das IT-Betriebspersonal mit hohen Anforderungen und das Unternehmen mit erheblichen Zusatzkosten.«
Deshalb sehen die Analysten von IDC bisher nur wenig Akzeptanz für die SAN-Technologie und Fiber-Channel-Arrays bei mittelständischen Firmen. Denn, so die IDC, die Produktpreise seien immer noch verhältnismäßig hoch und der Projekt- und Administrationsaufwand schrecke gerade viele mittelständische Firmen ab. Unilog-Berater Drescher appelliert in diesem Zusammenhang an die Hersteller: »Nur wenn es ihnen gelingt, die Komplexität und Verwaltungsherausforderung des SANs insbesondere im Hinblick auf die Management-Tools zu vereinfachen, ohne Funktionalität einzubüßen, wird diese Technologie auch vom Mittelstand stärker angenommen werden.«
Dabei macht es wenig Unterschied, ob im SAN die FC- oder die IP-basierende iSCSI-Technologie regiert. Zumal auch iSCSI-Speicher-Arrays kaum Kostenerleichterung verschaffen, die gerade mittelständische Firmen dringend bräuchten. So qualifiziert das Analystenhaus Gartner Serial-Attached-SCSI- (SAS-) und SATA-Festplatten als »preislich weitaus günstiger als 10-GBit/s-iSCSI«. Bei Gartner sieht man deshalb im Jahr 2007 vorerst die einfache Direct-Access-Storage-Technologie (DAS) ohne Speicher-Vernetzung und -Virtualisierung im Markt voranschreiten. »Auf diese Weise können die Unternehmen ohne hohe Anschaffungs- und Einstiegskosten sowie zu viel an Systemkomplexität voll von den fallenden Speicherpreisen profitieren«, hebt Norbert Drecker, Leiter des Competence Centers bei Evidian, heraus.
DAS als Lösung
Zumal die Preise für die notwendigen Geräte und Software bei DAS moderat ausfallen. Ein Gehäuse für 15 Festplatten für SAS/SATA-Speicherung kostet bei Dell 3500 Euro. Evidian offeriert eine integrierte Software, die im Server-Verbund per Fail-over/Fall-back, Datenspiegelung und Load-Balancing hoch verfügbare und performante Daten- und Dateizugriffe realisiert. Der Anschaffungspreis für einen solchen Server-Verbund unter Windows oder Linux beläuft sich auf 2400 Euro, für Unix in den unterschiedlichen Derivaten auf 6500 Euro Listenpreis.
Über dezidierte Server-Verbünde – er ist binnen zwei Manntagen installiert – lassen sich für eine kostensparende Datenauslagerung, so für Backup oder Archivierung, problemlos externe SAS- oder SATA-Festplatten koppeln. »Solche in der Anschaffung, in der Projektierung und im Betrieb leistbare Verbünde werden für 98 Prozent aller deutschen Unternehmen trotz Datenwachstum völlig ausreichen«, ist Drecker überzeugt. Seine Einschätzung wird dadurch erhärtet, dass lediglich 0,33 Prozent der deutschen Unternehmen laut dem Statistischen Bundesamt mehr als 250 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte haben. Und je weniger Mitarbeiter, um so geringer die Datenmenge und der Bedarf an Speichervernetzung und -virtualisierung. Aber auch Drecker räumt ein: »Für mittelständische Unternehmen, die offensiv auf die Geschäftsprozessoptimierung setzen, führt kein Weg an einem SAN vorbei, um auf diese Weise sämtliche Speicher für schnelle und gezielte Zugriffe ohne Informationslücken zu poolen.«
Band lohnt kaum mehr
Solche, progressiv ausgerichtete Unternehmen müssen in Richtung SAN tätig werden, obwohl der Preisverfall bei den Speichermedien auch an den Einsparungen durch eine frühzeitige Auslagerung von Platte auf Band zehrt. Das gilt für Backups wie für die Archivierung von Geschäftsdaten gleichermaßen. Denn weil in den letzten Jahren die Preise für Festplattenkapazitäten deutlich geringer als die für Bandkapazitäten gefallen sind, tendiert das Einsparungspotenzial dieser Verfahrensweise gegen Null.
So ist der Speicherplatz auf Tape, die Abschreibung für die Driver eingerechnet, mittlerweile mehr als doppelt so teuer wie der auf Festplatten. »Einsparungen, wenn auch längst nicht mehr so hohe wie früher, sind über die frühzeitige Datenauslagerung auf Band immer noch erreichbar«, ist dennoch Consulting System Engineer Hamm von Cisco Systems überzeugt. Denn das Band verbrauche nur Strom, wenn darauf zugegriffen werde. Er fordert die Entscheider auf, bei den hohen Energiekosten den Stromverbrauch für Backups und Archivierung für Platten und Band genau durchzukalkulieren.
Business Manager Klenner von HP führt zudem die kostspielige Klimatechnik und die damit verbundenen Stromkosten für die Abwärme ins Feld, wenn Platten anstatt Tapes als Aufbewahrungsort fungieren. »Außerdem verbrauchen Platten-Racks, anders als Tapes, teure Stellfläche im RZ«, gibt er den Entscheidern zu bedenken. IT-Berater Hein warnt allerdings vor einer Milchmädchen-Rechnung: »Was mit dem Bandeinsatz an Klimatechnik und Stromkosten eingespart wird, kann zu einem erheblichen Teil durch das Plus an Klimatechnik und Strom für die auf engem Raum konzentrierten SAN-Server und -Speicher wieder aufgezehrt werden.«
Ohne Alternative
Größere Unternehmen und solche, die progressiv in Richtung Geschäftsprozessoptimierung voranschreiten, haben dennoch keine Wahl: Sie müssen auf das SAN zurückgreifen. »Sie sind auf einen virtuellen Pool an Speichern angewiesen, um ihre großen Datenmengen zu überblicken, per zentralem Datenmanagement zu beherrschen und aus dem Pool heraus die Daten flexibel und automatisch den onlinefähigen Geschäftsabläufen zuzuweisen«, erklärt Hamm von Cisco Systems. Außerdem könne das schnelle Verfügbarmachen von Daten für verschiedene Anwendungen auf unterschiedlichen Plattformen nur über ein SAN realisiert werden.
Hamm zeigt damit auf die starke Plattformheterogenität gerade in größeren Unternehmen und die Ausgangssituation, dass die Ende-zu-Ende-Prozessketten zunehmend von mehreren Applikationen getragen werden. Zudem, so Hamm, wüchsen mit der Größe des Unternehmens beziehungsweise dem Grad der Geschäftsprozessoptimierung die Datenlasten und der Druck, internen wie externen rechtlichen und finanzrechtlichen Auflagen per Datenmanagement und virtuellen Speichern zu folgen. »Diese Flexibilität, auch für eventuell notwendige Veränderungen an der RZ-Infrastruktur, eröffnet aber nur ein SAN«, betont er.
Datenwachstum
»Größere Unternehmen haben zum SAN keine Alternative«, pflichtet Unilog-Avinci-Berater Drescher bei. »Unter Berücksichtigung eines konsolidierten Storage-Backends mit den Performance-Vorteilen eines blockorientierten Datentransfers, auf den Datenbanken und Mail-Messaging-Systeme angewiesen sind, ist ein SAN unschlagbar.« Unternehmen, die progressiv auf Geschäftsprozessoptimierung setzen und unterschiedliche Speicherklassen bereitstellen müssen, so Drescher, kämen ohnehin nicht am Einsatz eines SAN vorbei.
Er blickt dabei auf die steigenden Datenvolumen in den Unternehmen, die förmlich nach einer Virtualisierung von Primär-, Sekundär- und Tertiär-Speichern riefen. Die Experton Group ist in ihrer topaktuellen Studie »Umgang mit unstrukturierten Daten – heute und künftig« unter anderem den Datenmengen-Einschätzungen auf den Grund gegangen. Befragt wurden Unternehmen ab einer Größe von 500 Mitarbeitern. Danach sehen Firmen mit 500 bis 999 Mitarbeitern ihr Datenvolumen – strukturierte und unstrukturierte Daten – über alle Speicher durchschnittlich im Jahr 2007 um 24 Prozent, im Jahr 2008 um 21,5 Prozent wachsen. Unternehmen ab 1000 Mitarbeitern sehen das durchschnittliche Datenwachstum bei 27 beziehungsweise 28 Prozent. »Aktuell wird die Datenlast über alle Speichermedien in Unternehmen mit 500 bis 999 Beschäftigten im Schnitt auf 13,4 TByte, in Unternehmen ab 1000 Mitarbeiter auf 66,3 TByte veranschlagt«, rekapituliert Andreas Zilch, Lead Advisor bei der Experton Group.
Mittelstand hat größeren Bedarf
Eine weitere wichtige Erkenntnis, die die Experton Group-Studie, durchgeführt in 245 Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, zutage fördert: In größeren Unternehmen besteht kaum mehr Bedarf, an der Speicherinfrastruktur und ihrem Management etwas zu ändern. Zilch: »In puncto Konsolidierung der Speicherlandschaft, Betrieb und Administration, Backup und Recovery, Skalierfähigkeit und Verfügbarkeit der Speichersysteme, Datensicherheit und Datenschutz, Unabhängigkeit von Server-Plattformen und Betriebssystemen sowie ein plattformübergreifendes Speichermanagement qualifizieren die größeren Unternehmen die bestehenden Ziele als weitgehend erreicht.« Noch Innovations- und Nachholbedarf sähe man bei Unternehmen ab 1000 Mitarbeitern lediglich in vier Punkten:
»Ganz anders stellt sich die Situation bei Unternehmen mit 500 bis 999 Mitarbeitern dar«, so Zilch. »Hier besteht – außer bei Backup und Recovery, Verfügbarkeit der Speichersysteme und Datensicherheit und Datenschutz – noch teils erheblicher Innovations- und Nachholbedarf.« HP Business Manager Klenner gibt sich ob des noch mit dem SAN zu beackernden Mittelstandsfelds optimistisch: »Wir haben unsere SAN-Lösungen und alle damit verbundenen Erweiterungen so gestaltet, dass sie schneller projektiert und installiert werden können und sich sowohl im Betrieb als auch in der Administration einfacher im Handling erweisen.«
Die komplexe Funktionalität des SAN habe man dazu hinter einer grafischen und gut eingängigen Bedieneroberfläche versteckt. »Alle diese Vorteile der neuen SAN-Generation, so Klenner, tragen unter dem Strich auch zu einer geringeren Kostenbelastung für mittelständische Betriebe bei.« Außerdem hebt er heraus, dass HP als Marktführer das breiteste Produktangebot biete. »Unsere Kunden können damit ihre Speicherlösung ganz nach ihrem Bedarf und Budget flexibel zusammenstellen.«
Hadi Stiel,
freier Journalist in Bad Camberg