Die IT-Leistungsverrechnung erlebt in der jetzigen Krise eine Renaissance. Doch Experten warnen davor, diese als rein buchhalterische Übung anzusehen. Die IT-Organisation sollte sie vielmehr nutzen, um die Beziehung zu den Fachbereichen zu verbessern. Dafür ist es wichtig, ein möglichst faires Modell anzuwenden.
"Das leidige Thema Leistungsverrechnung oder Chargeback muss die IT jetzt endlich anpacken",
mahnt Stephen Mann, Analyst der Butler Group. "Denn wie soll der Endanwender letztlich einen Wert
in den IT-Services erkennen, wenn diese umsonst sind?" Für Erik Dorr, Analyst der Hackett Group,
stellt die IT-Leistungsverrechnung eines der Mittel schlechthin dar, um in der derzeitigen
Wirtschaftskrise die IT-Effizienz zu steigern und die Kosten zu senken: "Neben
Kostenkontroll-Strategien wie Outsourcing, Reorganisation oder Vertragsmanagement sowie
Budgetkürzungen bei Technologieausgaben oder Projekten steckt vor allem in Techniken zur
Nachfragesteuerung wie der Leistungsverrechnung noch ein Riesenpotenzial", ist er überzeugt.
Das Potenzial wurde bislang kaum gehoben, da die IT-Organisationen darauf fokussiert sind, den
ständig steigenden Bedarf an Hard- und Software zu decken anstatt Prozesse einzuziehen, die den
Bedarf drosseln. "Das Demand Management wird aber von vielen Unternehmen zunehmend als
Frontoffensive gegen negativen Einfluss durch IT-Budgetkürzungen gesehen", beobachtet Dorr.
Das Projektportfoliomanagement ist als die am weitesten verbreitete Disziplin der
Nachfragesteuerung. Immerhin 58 Prozent der von der Hackett Group befragten 80 Unternehmen weltweit
nutzen es. Am wenigsten verbreitet ist dagegen der Servicekatalog, nämlich in nur 28 Prozent der
Unternehmen.
Dazwischen liegt die IT-Leistungsverrechnung: In 36 Prozent der befragten Firmen gibt es sie
bislang, in weiteren acht Prozent laufen die Planungen. Dabei trägt die Disziplin zur
Kosteneffizienz bei: Unternehmen haben damit ihre IT-Basiskosten um 5,9 und ihr IT-Budget um 0,4
Prozent gesenkt, wie die Studie belegt.
Doch warnen Experten davor, IT-Leistungsverrechnung nur deshalb einzuführen, um Kosten zu
sparen. "Im Vordergrund sollte stehen, für die internen Kunden den Wert der IT-Dienstleistungen zu
quantifizieren", sagt Butler-Analyst Mann.
Mehrere Fliegen könnten dabei mit einer Klappe geschlagen werden:
Verknüpft mit einer Echtzeitüberwachung und einem genauen Berichtswesen haben IT-Verantwortliche
durch eine Abstraktion der Infrastrukturkosten auf Service-Ebene jederzeit einen aktuellen
Überblick darüber, welche Ressourcen benötigt werden. Entsprechend schnell können sie auf
Veränderungen der Nachfrage reagieren.
Sabine Koll/CZ