Freeware Quest Powergui 1.5 im Test

Mehr Übersicht beim Skripten

25. Juni 2008, 22:00 Uhr | Thomas Joos/dp

Die Befehle der neuen objektorientierten Command Line Windows Powershell führen nicht nur Aktionen im Betriebssystem aus, sondern können Objekte direkt ansprechen und bearbeiten. Die meisten neuen Serverprodukte von Microsoft wie Exchange Server 2007 oder auch der System Center Operations Manager 2007 arbeiten mit der Windows Powershell, die wiederum in das Dotnet-Framework integriert ist. Die grafische Erweiterung Powergui von Quest erlaubt ein übersichtlicheres Arbeiten mit Powershell.

Powershell hat nichts mehr mit einer DOS-Box gemeinsam. Alle Befehle aus der normalen Befehlszeile etwa des Windows Servers 2008 sind auch in der Powershell verfügbar. Dazu übersetzt das System einen Befehl in ein Powershell-Alias. Die grafischen Oberflächen der Server dienen nur noch dazu, zusätzliche Befehler für die Powershell (Cmdlets) zu generieren.

Exchange Server 2007 oder der System Center Operations Manager 2007 erweitern zum Beispiel die Windows Powershell mit zusätzlichen Funktionen und weiteren Cmdlets. Letztere setzen sich aus einem Verb und einem Substantiv, getrennt durch einen Bindestrich, zusammen - beispielsweise: Get-Help, Get-Process oder Start-Service. Get-Cmdlets rufen Daten ab, Set-Cmdlets erzeugen und ändern diese, Format-Cmdlets formatieren das Ergebnis und Out-Cmdlets sind für die Ausgaben an ein angegebenes Ziel verantwortlich.

Windows Server 2008 unterstützt Powershell-Cmdlets für die Automatisierung der neuen Serverrollen, zum Beispiel des IIS 7.0, der Active-Directory-Domänendienste und der Terminaldienste. Für die Terminaldienste gibt es im Microsoft Technet Script Center zahlreiche Beispielskripts, die die Verwaltung der Terminaldienste unter Windows Server 2008 enorm vereinfachen. Auch die Verwaltung der Registry, von Zertifikaten und der Ereignisanzeigen lässt sich über die Powershell automatisieren.

Windows Powershell baut auf dem Dotnet-Framework und der Common Language Runtime (CLR) von Dotnet auf und kann Dotnet-Objekte akzeptieren und zurückgeben. Das ermöglicht neue Tools und Skriptverfahren für die Verwaltung und Konfiguration von Windows.

Powershell aktivieren

Die Powershell wird nach der Installation von Windows Server 2008 nicht automatisch installiert. Der Administrator muss sie im Server-Manager von Windows Server 2008 über "Features" und "Features hinzufügen" erst aktivieren. Dann kann er alle Verwaltungsaufgaben, die in der grafischen Oberfläche durchführbar sind, skriptgesteuert und automatisiert in der Powershell ausführen.

Skriptbasierte Aktionen wurden zum Beispiel in Exchange Server 2003 noch über komplizierte VB-Skripts realisiert, während Exchange Server 2007 dafür einfache, aber sehr mächtige Powershell-Skripts unterstützt.

Nach der Installation wird die Powershell über eine eigene Verknüpfung im Startmenü gestartet.

Powergui bringt Übersicht

Der Nachteil der Powershell ist, dass die Befehle oft nicht trivial und im Standardfenster unübersichtlich dargestellt sind. Die Freeware Powergui von Quest setzt an dieser Stelle an und ermöglicht die Zusammenstellung von Powershell-Befehlen in einer übersichtlichen grafischen Oberfläche. Nach der Installation befinden sich in der Programmgruppe die grafische Oberfläche und ein Skripteditor zum effizienteren Erstellen von Skripts für die Powershell. Der Editor ist vor allem für geübte Skriptentwickler sinnvoll, während mit der grafischen Oberfläche Powershell-Anfänger schnell Skripts zusammenklicken können. Auf diese Weise lernen sie den Umgang mit der Powershell, da Powergui die erstellten Cmdlets in einer eigenen Registerkarte übersichtlich anzeigt.

Auf der Website des Herstellers gibt es einige Hilfedateien und -videos sowie ein reges Forum. Außerdem stellt Quest auch eine Sammlung von Cmdlets zum Download zur Verfügung, mit der ein Administrator die Verwaltung des Active Directorys erweitern kann (www.questsoftware.de/powershell). Diese haben zwar nicht direkt etwas mit der Powergui zu tun, arbeiten aber perfekt mit der Freeware zusammen.

Standardmäßig gibt es das Tool nur in englischer Sprache. Die deutsche Powershell-Anwendergruppe (www.powershell-ag.de) hat jedoch eine deutsche Sprachdatei entwickelt, die das Tool nach der Installation in Deutsch zur Verfügung stellt. Mit der Installation des deutschen Sprachpakets wechselt die Software sofort in Deutsch, sofern auf dem installierten Computer Deutsch als Standardsprache eingestellt ist.

Mit Powergui arbeiten

Nach dem Start des Tools stehen auf der linken Seite der Konsole bereits die verfügbaren Funktionen bereit. Sobald der Anwender auf einen der Bereiche klickt, zum Beispiel "Users" unter "Active Directory", zeigt die Software die Benutzerkonten der aktuell verbundenen Domäne an. Über "Filter" lassen sich Regeln definieren, um nur die gewünschten Benutzerkonten anzuzeigen. Im unteren Bereich befindet sich die Registerkarte "Powershell Code" die den verwendbaren Code anzeigt, um die Ansicht auf der Registerkarte "UI" zu ermöglichen. Im rechten Bereich der Konsole zeigt Powergui die möglichen Aktionen an, die mit den ausgewählten Objekten durchgeführt werden können. Alternativ kann der Anwender sich diese auch mit einem Klick der rechten Maustaste auf dem jeweiligen Objekt anzeigen lassen.

Die Bedienoberfläche ist stark an die neue Managementkonsole (MMC) 3.0 angelehnt, sodass ein Systemverwalter den Umgang damit schnell intuitiv erlernt. Will der Administrator Powergui auf einem Server mit Exchange Server 2007 installieren, lassen sich mit dem Tool auch Befehle nutzen, die speziell für die Exchange-Verwaltungs-Shell, also der Exchange-Erweiterung der Powershell, entwickelt sind. Diese werden dann in einem eigenen Ordner auf der linken Seite angezeigt. Der Anwender kann auch eigene Befehle integrieren und in Ordnern sortieren.

Powershell 2.0 CTP und Systemdienste

Wer Powergui mit der neuen CTP-Version der Powershell 2.0 nutzen will, muss dazu im Powergui-Ordner nur den Ordner "en-US" in "de-DE" umbenennen, da ansonsten eine Fehlermeldung erscheint. Auch wenn Powergui offiziell die neue Version der Powershell noch nicht unterstützt, arbeitet das Tool bereits mit dieser zusammen. Garantien werden dafür jedoch keine übernommen. Darüber hinaus lassen sich selbst geschriebene Skripts in Powergui per Doppelklick starten. Die Software gibt ihr Ergebnis übersichtlich in tabellarischer Form aus. Neben den vorgefertigten Spalten ist es möglich, zur Ausgabe von Skripts noch benutzerdefinierte Spalten hinzuzufügen.

Auch Systemdienste verwaltet die Powergui und ermöglicht Administratoren, direkt aus der Powershell einzelne Dienste zu starten, abzubrechen, anzuhalten oder deren Eigenschaften zu bearbeiten.

Mehrere Skripts lassen sich miteinander verketten und Elemente gemeinsam verwenden. Beispielsweise hat der Administrator die Möglickeit, Benutzerkonten einer bestimmten Gruppe auslesen lassen, um es einem Skript zu übergeben, das Einstellungen der Benutzerkonten anzeigt. Dies ist hilfreich, wenn das Tool zum Beispiel auf einem Exchange-Server läuft. So lassen sich Anwender mit und ohne Postfach leichter auslesen.

Im Lieferumfang von Powergui sind auch Skripts zur Berichterstellung enthalten, über die Systemverwalter Ausgaben in XML-, CSV- und HTML-Dateien vornehmen können. Oder die Software übergibt die Daten in eine Zwischenablage für die Weiterverwendung in anderen Programmen. Auf der Website des Herstellers gibt es eine Sammlung von vorgefertigten Skripts, die Systemverwalter unverändert in ihrem Unternehmen einsetzen oder als Vorlage für eigene Skripts verwenden können.

Der Powergui Script Editor

Mit dem Powergui Script Editor erstellt der Anwender neue Powershell-Skripts oder bearbeitet bereits vorhandene. Der Editor hebt die verschiedenen Bereiche nicht nur farblich hervor und bietet eine übersichtliche Oberfläche, sondern stellt über den Menüpunkt "Debug" auch einen Debugger für Powershell-Skripts zur Verfügung. Über den Menüpunkt "Tools" übergibt der Editor auf Wunsch entwickelte Skripts direkt in ein neues Powershell-Fenster und startet das Skript. Das Ergebnis wird sofort live in einem Fenster angezeigt.

Darüber hinaus bietet der Script-Editor auch Funktionen zur Dateibearbeitung, zum Suchen und Ersetzen von Skriptteilen und -befehlen sowie für das Drucken, Ausschneiden, Einfügen und Kopieren von Skriptteilen. Einzelne Schritte in Skripts können Entwickler auch mit Lesezeichen markieren, um diese während der Entwicklung schneller zu finden.

Info: Quest Tel.: 0221/577740 Web: www.powergui.org


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