Microsoft will offensichtlich die finanziell riskante Machtprobe mit der EU schnellstmöglich beilegen. So meldeten das Unternehmen und die EU, dass Windows 7 mit dem von der EU und den Konkurrenten geforderten Browserauswahlfenster ausgestattet sein wird.
Microsoft hat der EU-Kommission einen neuen Vorschlag über die Auswahl und Installation eines Browsers unter Windows unterbreitet. In einer 180-Grad-Wende zu den früheren Plänen besagt der neue Microsoft-Vorschlag, dass Windows 7 beim ersten Hochfahren eines neuen PCs einen Auswahlbildschirm öffnet, über den sich der User für einen von fünf Browsern entscheiden kann. Die Reihenfolge bei der Darstellung soll den jeweiligen Marktanteilen entsprechen.
Hierfür ist aber zunächst ein Default-Browser zu installieren. Auch in diesem Punkt wollen die Redmonder der EU entgegenkommen. So sollen die OEMS die Wahl haben, ob sie die Systeme mit einem vorinstallierten IE oder einem anderen der fünf Browser ausliefern.
Sobald sich ein User beim ersten Hochfahren des Rechner für einen anderen, als den vorinstallierten Browser entscheidet, wird dieser aus dem Internet heruntergeladen und sofort installiert. Gleichzeitig wird der bisherige Default-Browser deinstalliert. Dieses soll auch dann der Fall sein, wenn es sich dabei um Microsofts IE handelt.
Für alle bestehenden Windows-User soll es im Rahmen der Systems-Updates einen solchen Auwahlbildschirm geben, sodass auch diese Anwender sich für einen anderen, als den IE entscheiden können.
Sollte die EU-Kommission rechtzeitig dem neuen Microsoft-Vorschlag zustimmen, will Microsoft sein Windows 7 unmittelbar ab dem 22. Oktober mit dieser Funktion ausliefern. Das heißt, es wird keine IE-freie Windows-7-E Version geben.
Die Vartwar die von der EU favorisierte Lösung. "Wir begrüßen den neuen Vorschlag, den wir umgehend auf seine Praktikabilität und auf die tatsächlichen Auswahlmöglichkeiten prüfen werden", hieß es dazu aus Brüssel. Auch die Browser-Konkurrenten Mozilla, Google und Opera hatten immer wieder einen solchen Ballot-Screen gefordert.
Doch jetzt steigen die Ansprüche. Mozillas CEO John Lilly fordert bereits, dass Microsofts Update-Service von Windows auch die Updates der jeweiligen Fremdprodukte enthalten sollen.
Das Einlenken Microsofts gegenüber der EU erfolgte nur einen Tag nachdem der weltweit größte Software-Konzern einen deutlichen Umsatz- und Gewinneinbruch verschmerzen musste. Erstmals in der Unternehmensgeschichte schloss ein Geschäftsjahr schlechter ab, als das Jahr zuvor.
Beobachter sehen in beiden Ereignissen einen Zusammenhang: "In diesen Zeiten kann sich auch Microsoft keine milliardenschweren Risiken mehr erlauben", meint Matt Rosoff, Analyst bei Directions on Microsoft. Für ihn ist der jetzige Vorschlag aus Redmond eine "totale Kapitulationserklärung".
Harald Weiss/CZ/dp