WLAN-Router mit UMTS-Option

Mobile Hotspots

9. Mai 2006, 23:25 Uhr | Peter Meuser/pf

WLANs sorgen für den Datenaustausch in mobilen Arbeitsgruppen ohne Kabelsalat. Wollen die Anwender unterwegs ungebunden auf das Internet oder Firmenressourcen zugreifen, bietet sich UMTS als Mobilfunkstandard der dritten Generation außerhalb der Reichweite öffentlicher Hotspots an. Die WLAN-Router "Lancom 3550 Wireless" und "Linksys WRT54G3G" verbinden als mobile Hotspots ganze Arbeitsgruppen via UMTS mit dem Internet.

WLAN-Adapter zählen mittlerweile zur Standardausstattung aktueller Business-Notebooks.
Allerdings stehen nicht in jeder Arbeitssituation geeignete WLANs zur Verfügung, um Zugriff auf
Internetressourcen zu erhalten oder sich via VPN-Tunnel mit dem Unternehmensnetz verbinden zu
können. Die beiden mobilen WLAN-Router von Lancom Systems und Linksys, die uns zum Praxistest im
LANline-Lab zur Verfügung standen, nehmen gängige UMTS-Karten der Hersteller Novatel und Option in
ihren PC-Card-Slot auf, wie sie auch direkt im Notebook zur Verwendung kommen können. So lässt sich
die Investition in eine UMTS-Karte mit entsprechendem Datentarifvertrag sowohl im Notebook allein
nutze, als auch gemeinsam im Team über den WLAN-Router.

Mit den erzielbaren Durchsatzraten ergibt dies durchaus Sinn: Unter UMTS lässt sich immerhin
eine bis zu sechsfache ISDN-Geschwindigkeit mit 384 kBit/s Downstream (64 kBit/s Upstream)
erreichen. Leider ist das UMTS-Netz in Deutschland noch alles andere als flächendeckend. Steht nur
GPRS (General Packet Radio Service) am jeweiligen Standort zur Verfügung, muss sich eine
WLAN-Gemeinschaft notgedrungen mit maximal 53,6 kBit/s Downstream (GPRS-Klasse 10) begnügen. Noch
im Lauf des Jahres wollen verschiedene Mobilfunkanbieter mit HSDPA (High Speed Downlink Packet
Access) ein neues Übertragungsverfahren für UMTS anbieten, das die Downstream-Rate mit bis zu 1,8
MBit/s in DSL-Bereiche hinaufschraubt. Linksys und Lancom unterstützen laut eigenen Angaben in
ihren WLAN-Routern HSDPA via Firmware-Upgrade bei Verwendung einer entsprechenden HSDPA-fähigen
UMTS-Karte wie der "Vodafone Mobile Connect Card UMTS" (im Original eine "Option GT 3+").

Die beiden Geräte im Test fokussieren bereits mit ihrem jeweiligen Preissegment und der
Funktionsausrichtung unterschiedliche Zielgruppen für den kombinierten Einsatz von WLAN und UMTS.
Linksys bietet als Cisco-Tochter mit SOHO-Schwerpunkt ihren WRT54G3G seit Anfang des Jahres
speziell für die Nutzung mit Vodafone-UMTS-Datenkarten an. Der mobile WLAN-Router vernetzt
Arbeitsgruppen via IEEE 802.11b/g und integriertem 4-Port-Switch. Die Anbindung ans Internet kann
alternativ auch über ein externes Kabel- oder DSL-Modem erfolgen.

Es mag am Mutterhaus liegen, dass auch der Linksys-Kunde keine Abstriche bei der WLAN-Sicherheit
hinnehmen muss: Neben Pre-Shared Keys für WPA und WPA2 unterstützt das Gerät sogar die
Benutzerauthentifizierung gegen Radius-Server via 802.1X/EAP, selbst wenn dies eher nicht zu den
typischen Einsatzszenarien zählen dürfte. Die liegen offensichtlich auch im Heimbereich. Für den
3G-Einsatz konzipiert, bietet das Gerät via LED nicht nur Aufschluss über den Verbindungsstatus zum
Carrier, sondern erlaubt es auch, die Mobilfunkverbindung auf Wunsch per Schalter gezielt auf- oder
abzubauen. Wie wir uns im LANline-Lab überzeugten, lässt die Firewall auch VPN-Verbindungen von
LAN- beziehungsweise WLAN-Clients ins Internet passieren.

Der Lancom 3550 Wireless ist als Highend-WLAN-Router kein Unbekannter im LANline-Lab (erster
Test bereits in der LANline 11/2003). Seit kurzem unterstützt das Gerät allerdings in seinem freien
PC-Card-Slot statt eines zweiten WLAN-Interfaces auch eine UMTS-Karte (Softwarelizenz "UMTS Option
Kit"). Das interne Dual-Band WLAN-Interface arbeitet wahlweise nach IEEE 802.11b/g oder 802.11a.
Für IT-Entscheider größerer Unternehmen relevante Schlagwörter wie WLAN-Absicherung nach IEEE
802.11i (entspricht WPA2), VLAN-Unterstützung nach 802.1Q, Multiple-SSIDs, QoS sowie Power over
Ethernet nach IEEE 802.3af gehören zum reichhaltigen und detailliert konfigurierbaren
Funktionsangebot dieses Allrounders.

Ein spezielles UMTS-Einsatzgebiet erschließt sich der 3550 allerdings als DSL-Router mit
optionaler VPN-Unterstützung via IPSec: Filialen lassen sich auf diesem Weg nicht nur sicher über
das Internet anbinden, sondern erhalten mit UMTS eine ISDN-Alternative als Backup-Kanal gegen
DSL-Störungen. Für die Ausfallabsicherung eines bestehenden Routers unterstützt der 3550 das
Virtual Router Redundancy Protocol (VRRP).

Im Test ließ sich mühelos eine VPN-Anbindung der mobilen Funkinsel mit einem unserer
Laborstandorte verwirklichen, der über einen Lancom-1821-WLAN-Router verfügt. Hilfreich ist im
Übrigen auch die gute Fernwartbarkeit des Routers via Internet über verschiedene sichere Kanäle wie
HTTPS oder SSH. Da der 3550 ursprünglich noch nicht im Hinblick auf UMTS-Unterstützung entwickelt
wurde, muss der Anwender auf eine UMTS-Status-LED oder -Verbindungstaste wie beim 3G-Spezialisten
von Linksys verzichten. Zumindest das Statuslämpchen lässt sich verschmerzen, da bereits die LED
der herausgeführten UMTS-Karte eine bestehende 3G- (blau) beziehungsweise GPRS-Verbindung (grün)
ohne Blick auf die Verwaltungs-Tools erkennen lässt.

Beide WLAN-Router lassen sich für den UMTS-Einsatz ohne große Probleme einrichten. Wie aus der
engen Kooperation zwischen Linksys und Vodafone nicht anders zu erwarten, erkennt der WRT54 G3G die
von uns verwendete "Vodafone Mobile Connect 3G/GPRS Data Card" (im Original eine "Option GT 3G Quad"
) ohne Probleme: Der Setup-Wizard unter Windows erfordert an UMTS-spezifischen Daten nur die
Auswahl des länderabhängigen Vodafone-Netzes sowie die passende PIN zur eingelegten SIM-Karte.
Alternativ kann der Anwender das Gerät über das übersichtlich strukturierte Webinterface
konfigurieren. Obwohl Linksys bei den Systemvoraussetzungen nur die Unterstützung von UMTS-Karten
mit dem Vodafone-Brand aufführt, lassen sich jenseits der Vorgaben auch andere APNs (Access Point
Names) bei der Provider-Konfiguration manuell eingeben.

Die Erstkonfiguration von Lancoms UMTS-Option für den 3550 erfolgt in wenigen Schritten über
einen Assistenten des Windows-basierenden Tools "Lanconfig". Alle Einstellungen lassen sich
alternativ via Webinterface vornehmen. Da der Router auch ohne UMTS-Unterstützung zu erwerben ist,
muss der Anwender zunächst einen entsprechenden Freischalt-Code per Onlineregistrierung beziehen.
Obwohl uns auch Lancom mit der "Mobile Connect UMTS/GPRS Data Card" (im Original eine "Novatel
Merlin U630") eine Vodafone-Karte und -SIM zum Test zur Verfügung stellte, bietet das
Konfigurationsmenü von Haus aus Vorgabeparameter unterschiedlicher Mobilfunkbetreiber an. Es lassen
sich praktischerweise mehrere UMTS-Profile für verschiedene Anbieter beziehungsweise Verträge
hinterlegen, sodass ein Kartenwechsel bei wechselnder Gerätenutzung ohne großen Aufwand vollzogen
werden kann. Der laufende Betrieb lässt sich über das auch von anderen Lancom-Geräten bekannte
Windows-Programm "Lanmonitor" komfortabel überwachen.

Wer nicht über eine UMTS-Flatrate verfügt, tut insbesondere bei der WLAN-Gruppennutzung gut
daran, ein wachsames Auge auf die verbrauchte Verbindungszeit beziehungsweise das aufgelaufene
Übertragungsvolumen zu werfen. Der Linksys-Router bietet entsprechende Informationen über sein
Webinterface nur für die jeweils letzte Sitzung an. Ein Gesamtüberblick über Zeiten und Volumina,
wie ihn die Verbindungs-Tools der Mobilfunkanbieter für die UMTS-Einzelplatzanwendung anbieten, ist
daher nicht gegeben. Lancoms 3550 bietet zumindest die Möglichkeit, zeitliche Limits zu setzen. Die
Verbindungszeiten werden auf Wunsch auch über mehrere Tage geführt und lassen sich im
Flash-Speicher ablegen.

Technisch bieten UMTS beziehungsweise künftig auch HSDPA ausreichende Geschwindigkeit, um via
WLAN verbundene Teams ans Internet anzubinden, ohne auf fremde Netzinfrastruktur vor Ort angewiesen
zu sein. Voraussetzung ist lediglich die Verfügbarkeit von UMTS. Die denkbaren Einsatzszenarien
erscheinen vielfältig: beispielsweise kleinere Schulungsgruppen, temporäre Büros auf Baustellen,
Messestände, Vertriebsteams oder Wirtschaftsprüfer in fremden Unternehmen.

Beide Geräte konnten im Test ohne störende Auffälligkeiten als mobile Hotspots in ihrem
spezifischen Einsatzschwerpunkt überzeugen. Solange sich UMTS-Flatrates preislich noch nicht
endgültig durchgesetzt haben, wäre lediglich eine bessere Kostenüberwachung wünschenswert.

Der Linksys WRT54G3G mit seinem in- tegrierten 4-Port-Switch empfiehlt sich insbesondere als
mobiler Reisebegleiter von Vodafone-Kunden. Die günstige Preisgestaltung des Geräts (172 Euro bei
Vodafone) eröffnet noch eine weitere Einsatzmöglichkeit, die sogar für Einzelkämpfer interessant
ist: Fällt der benötigte UMTS-Empfang am Arbeitsplatz ungenügend aus, finden sich eventuell bessere
Empfangsbedingungen auf einer anderen Gebäudeseite – die Reststrecke lässt sich per WLAN
überbrücken. Linux-Fans werden zudem die Unterstützung der offenen Router-Firmware Openwrt
(www.openwrt.org) durch das Gerät zu schätzen wissen.

Lancoms Allrounder weiß auch noch zu Mobilfunkzeiten der dritten Generation zu überzeugen. Der
3550 schafft mit seiner Flexibilität gegenüber Mobilfunkanbietern, als VPN-Gateway und als UMTS-
Backup für DSL-Standortanbindungen interessante Einsatzmöglichkeiten für Lösungsanbieter. Lancom
nennt als Preise 499 Euro für den 3550 Wireless sowie 129 Euro für die erforderliche UMTS-Option
(einschließlich Unterstützung für bis zu fünf gleichzeitige VPN-Kanäle). Zusätzlich sind im Budget
natürlich jeweils UMTS-Datenkarte und -Tarif (zeitbasierend, volumenbasierend oder Flatrate) des
präferierten Mobilfunkanbieters einzuplanen.


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