Triple Play Alliance eröffnet Test- und Demo-Labor

Multimedia over IP zum Anfassen

12. Juli 2006, 23:55 Uhr | Dr. Wilhelm Greiner

"Triple Play" ist bei Carriern im Kommen. Das Schlagwort beschreibt die Lieferung von Daten-, Sprach- und Videodiensten über einen einzelnen Anschluss via DSL, Glasfaser oder Funk. Die "Triple Play Alliance", ein Zusammenschluss mehrerer IT-Ausrüster, hat sich die Förderung solcher Infrastrukturen auf die Fahnen geschrieben. Zur Veranschaulichung hat die Anbieterkoalition Ende April ein Test- und Demo-Labor in Dornach bei München eröffnet.

Der gerade laufende Ausbau des Glasfasernetzes der Deutschen Telekom zielt auf Triple Play: auf
die Einführung von Internet-, Sprach- und TV-Diensten einschließlich HDTV (hochauflösendes
Fernsehen) über IP, hier mittels VDSL-Infrastruktur. Alternative Provider, zum Beispiel Regional-
und Stadtnetzbetreiber, stehen damit unter dem Druck, wettbewerbsfähige Triple-Play-Dienste über
DSL-Kupferleitungen, Glasfaser oder Funk (Wimax) einzuführen. Die letztes Jahr gegründete Triple
Play Alliance (TPA) will Netzbetreibern – hier zu Lande insbesondere alternativen Providern – den
Weg zur paketbasierten Multimediawelt öffnen – und aufzeigen, dass ein Carrier sich nicht
automatisch an die Großen der Branche wie Alcatel oder Siemens wenden muss, die
Triple-Play-Infrastrukturen aus einer Hand versprechen.

Allianz für durchgängige Lösungen

"Eine End-to-End-Lösung erfordert immer das Zusammenspiel von Komponenten verschiedener
Hersteller", so TPA-Sprecher Ralf Pütz. "Wir wollen zeigen, dass die nötige Hard- und Software
interoperabel ist." Er bemängelt, bisher habe es weltweit kein offenes Testlabor gegeben, um eine
Triple-Play-Lösung zu begutachten. Deshalb hat die TPA nun das "Triple Play Lab" (TPL) unter
Leitung von Heiner Kahmann eingerichtet. Die Idee war laut Pütz schon vor viereinhalb Jahren
entstanden, die Vorbereitungen seien im Sommer 2005 angelaufen. Das TPL ist laut Pütz heute
weltweit das einzige offene Triple-Play-Testlabor seiner Art. Als "Open Lab" soll es für Demos,
Tests und Trainings auch Dritten offen stehen.

Der anschaulich und praxisnah präsentierte TPL-Showcase umfasst ein Stadtnetz mit Ringstruktur,
ein Rechenzentrum samt Video-Headend für die Einspeisung von TV-Signalen in das IP-Netz, alle
benötigten aktiven und passiven Komponenten einschließlich der für die Kabelverzweiger sowie CPE
(kundenseitig zu installierende Endgeräte), die das Labor anhand von Bereichen für den Privat-,
Büro-, Hotel- und Krankenhausalltag demonstriert. Die Ausstattung stammt von den zum
Eröffnungszeitpunkt neun TPL-Mitgliedern Allied Telesyn, Avaya, Colt, Comloc, Comptel, Extreme,
Kerpen, Power Plus und Schroff. Dazu zählen Multiservice-Access-Plattformen und Residential
Gateways von Allied Telesyn, Avayas IP-Telefonielösungen, Extremes Carrier-Ethernet-Switches und
Provisioning-Software von Comptel, die für den schnellen Rollout von Triple-Play-Anschlüssen sorgen
soll.

Laut TPA-Sprecher Pütz laufen Gespräche mit Wimax-Anbietern, um die Wireless-Access-Seite
abzudecken. Jüngst zur Allianz hinzugestoßen sind laut Pütz Fujitsu-Siemens Computers, die das
Rechenzent-rum des Labors Basel-II-konform umbauen wollen, und das schweizer Unternehmen Inalp, die
über ein eigenes IPTV-Headend die Verbindung zu den Anbietern digitaler Inhalte (Content Providern)
herstellen sollen. Denn die Inhalte sind der Dreh- und Angelpunkt für den Erfolg solcher
Triple-Play-Szenarien, wie auch Pütz zugibt: "Ohne Content Provider haben wir kein Geschäftsmodell."
Das schönste, durchgängig auf Interoperabilität getestete Triple-Play-Netz hilft einem
City-Carrier wenig, wenn die Anreize fehlen, um Verbraucher zum Anbieterwechsel zu bewegen:
Internet, Telefon und TV haben die meisten Haushalte bereits; der Vorteil, dies alles aus einer
(DSL-)Steckdose zu beziehen, ist ohne neue Inhalte wohl nur über einen harten Preiskampf
vermittelbar. Was dem deutschen Triple-Play-Markt – neben erfolgreichen Referenzimplementierungen –
noch fehlt, ist also eine Clearing-Stelle, die zwischen Netzbetreibern und Inhalteanbietern
vermittelt. Hier ist die TPA gefordert und laut Pütz bereits aktiv. Eine Testumgebung ist ein
wichtiger Schritt in Richtung Triple Play. Zudem wird der Markt der rege expandierenden Allianz vor
allem viel Aufklärungs- und Lobbyarbeit abverlangen.


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