Microsofts gigantische Tech-Ed-Konferenz für IT-Professionals in Orlando, Florida, zog knapp 10.000 Teilnehmer an. Nur eine Woche zuvor hatten sich am selben Ort rund 6000 Entwickler zur Tech-Ed for Developers eingefunden. Zum ersten Mal waren diese beiden Gruppen bei der US-Tech-Ed getrennt. Nach 13.000 Teilnehmern 2007 stieg so die Gesamtzahl der Besucher dieses Jahr deutlich.
In der Eröffnungsrede der Tech-Ed für IT Professionals konzentrierte sich Bob Muglia, Senior Vice President Server and Tools bei Microsoft, zunächst auf die aktuellen Flaggschiffprodukte Windows Server 2008, SQL Server 2008 und Visual Studio 2008. Speziell die Ankündigung des RC0 von SQL-Server sorgte für Aufsehen bei den Datenbankspezialisten. Verbesserte Verwaltungskonzepte, leistungsfähigere Datenkompression und die Integration der Powershell gehören bei dieser neuen Version zu den Highlights.
Es folgten Ausführungen über Sharepoint, Groove, den neuen Identity Livecycle Manager und die Interoperabilität zwischen dem Dotnet-Framework 3.5 und Java. Muglia berichtete über die Fortschritte bei der Initiative "Microsoft Dynamic IT", die auf zehn Jahre Laufzeit angelegt ist. Sie sei schon zur ersten Hälfte erfüllt, und nun kämen die nötigen Produkte für die zweite Hälfte auf den Markt. Mit dieser Aussage tauchte Bob Muglia in das aktuelle Hype-Thema Virtualisierung für Desktops, Server, Anwendungen und die Präsentationsschicht ein. Als zusätzliche Komponente wurde erstmals Profilvirtualisierung aufgeführt, ohne jedoch eine klare Definition zu liefern. Insgesamt widmete Muglia den Virtualisierungsaspekten mehr als ein Drittel seiner Redezeit - ein deutliches Zeichen für die Relevanz dieses Themas.
Demos während der Keynote zeigten eindrucksvoll den Einsatz des Microsoft Hypervisors Hyper-V und die Verwaltung von Virtualisierungsplattformen mit System Center Virtual Machine Manager, der auch die Integration von Vmware ESX erlaubt. Abgerundet wurde dieser Ausflug in die Virtualisierung durch Berichte zu Softgrid (nun App-V genannt) und die erstmalige Vorführung einer Technik namens Kidaro, die Microsoft zusammen mit der zugehörigen Firma erst im März akquiriert hatte.
Kidaro verfolgt das Ziel, eine Standardplattform zur Verteilung, Verwaltung zur Absicherung virtueller Umgebungen auf Workstations und Laptops in Unternehmen zu werden. Die zugehörige Lösung, bisher eine Erweiterung von Virtual PC, kapselt Anwendungen in virtuellen Maschinen und blendet sie in den lokalen Desktop ein - ein Vorgehen, das entfernt an veröffentlichte Anwendungen auf Terminalservern erinnert. Damit soll Kidaro helfen, Probleme bei der Bereitstellung zentral verwalteter Desktops für mobile Benutzer zu lösen. In Zukunft wird Kidaro unter dem Namen Microsoft Enterprise Desktop Virtualization als Teil des Desktop Optimization Packs verfügbar sein. Ein kritischer Blick auf den aktuellen Stand des Tools zeigt jedoch, dass Microsoft erst am Anfang einer wirklich interessanten Option zur Bereitstellung nahtlos intergrierter lokaler virtueller Umgebungen steht.
Wie ernst es Microsoft mit dem Angriff auf den Onlinemarkt ist, demonstrierte Muglia mit einer Hosting-Lösung für Geschäftskunden, die sich nun im Betastadium befindet: Exchange, Sharepoint und Live Meeting sollen künftig nicht nur im konventionellen Lizenzmodell, sondern auch im Hosting-Modell angeboten werden. Angeblich nimmt Microsoft für diese Inititive pro Monat bis zu 1000 Server neu ans Netz. Hier beflügelt eindeutig die Konkurrenz zu Google die Phantasie.
Im Laufe der nächsten vier Tage folgten fast 800 Vorträge in teilweise mehr als 20 parallelen Tracks. So war für jeden Geschmack etwas geboten. Marcus Murrays Tagebücher eines Hackers, Mark Russinovichs Erkenntnisse über das Windows Troubleshooting, Mark Minasis Abenteuer beim Installieren von Server Core, Steve Rileys Visionen zur Sicherheit und Paul Randalls Kampf gegen korrupte Datenbanken gehörten sicher zu den Highlights der Veranstaltung. Scripting in unterschiedlichster Ausprägung zog sich wie ein roter Faden durch viele Präsentationen. Dank der Menge der Vorträge ließen sich selbst Randthemen ausreichend behandeln.
Noch direkter kennenlernen konnte man die Lösungen in einer Vielzahl von Hands-on Labs. Interessanterweise zeigte Microsoft an einem eigenen Stand Citrix Xendesktop als präferierte Virtual-Desktop-Lösung.