Brocade positioniert Vyatta als flexible Open-Networking-Plattform

Offene Basis für SDN und NFV

18. Juli 2014, 5:55 Uhr | LANline/Dr. Wilhelm Greiner

Brocade will im Rahmen einer auf mehrere Jahre angelegten Strategie seine Vyatta-Plattform als Basis für das Software-Defined Networking (SDN) sowie - im Carrier- und Service-Provider-Markt - für Network Functions Virtualization (NFV) etablieren. LANline sprach dazu mit Frank Kölmel, Senior Director Regional Sales EMEA Central bei Brocade.

Die Architektur der „Brocade Vyatta Platform“, die der Datacenter-Ausrüster letzten Monat ankündigte, besteht aus drei Schichten: NFV Connection Services, SDN Structural Services und Functional Orchestration. Jede Schicht dieser offenen Architektur ist laut Brocade-Angaben modular aufgebaut. Dies erlaube es einem Unternehmen oder Netzbetreiber, die zu den jeweiligen RZ-Anforderungen passenden Lösungen frei auszuwählen.

Die NFV Connection Services dienen der Bereitstellung von Netzwerkfunktionen auf den OSI-Layers 3 bis 7. Produktseitig kommen hier neben dem Vyatta Virtual Router auch die virtualisierten Application Delivery Controller (ADCs) der VADX-Reihe zum Einsatz. Diese wurden laut Frank Kölmel vollständig auf die Vyatta-Plattform portiert. Als Virtual ADCs sorgen sie für applikationsbezogene Optimierungen des Netzwerkverkehrs im NFV-Kontext.

Die SDN Structural Services wiederum nutzen laut Brocade-Angaben die Entwicklungen des Opendaylight-Projekts. Diese Initiative, angestoßen von IBM und Cisco, aber inzwischen auch von zahlreichen weiteren Anbietern wie Brocade unterstützt, zielt auf ein vereinfachtes Management virtualisierter Netzwerkumgebungen mittels durchgängiger zentraler Steuerung (Orchestrierung).

Die Functional-Orchestration-Schicht schließlich dient der Integration von Openstack-Funktionen, um für Interoperabilität mit Drittanbietern und anderen Orchestrierungslösungen zu sorgen.

Brocade betont die Offenheit dieses Ansatzes – vor allem, um sich von Ciscos Application-Centric Infrastructure (ACI) und dessen Opflex-Protokoll abzugenzen, mit dem sich der Netzwerk-Platzhirsch gegenüber der wachsenden Gemeinde der SDN-Anbieter positioniert, die ausschließlich oder zumindest vorrangig auf Standards wie Openflow und Openstack setzen. Die Kommunikation zwischen den Vyatta-Platform-Schichten erfolge über Standardprotokolle und -methoden wie REST-APIs und Netconf/Yang, um die Interoperabilität der Konfigurationen zu wahren.

Laut der Brocade-Verlautbarung vom Juni eignet sich die offene Netzwerkplattform vor allem für Cloud- und TK-Service-Provider. Denn Vyatta unterstütze als branchenweit erster Ansatz einer Open-Networking-Strategie Applikations- wie Subscriber-Clouds.

„Cloud-Service-Provider können zirka 30 bis 40 Dollar pro Monat und Port erzielen, es gibt also monetäre Grenzen für CSP-Angebote“, erläutert Frank Kölmel. „Virtualisierte Lösungen wie Vyatta sind hier eine willkommene Lösung, um das Geschäftsmodell zu stärken.“

Brocade-Manager Kölmel betonte aber gegenüber LANline, Vyatta sei auch als SDN-Plattform für Unternehmen interessant: „Im Enterprise Datacenter ist hohe Flexibilität bezüglich der Anwendungen und deren Weiterentwicklung gefragt“, so Kölmel. „Hier geht es um Faktoren wie Kostensenkung, Vereinfachung, Skalierbarkeit. Und um die Frage: Wo will ich in zwei Jahren mit meinem Datacenter stehen? Die IT-Leiter wollen sich die Zukunft mit Flexibilität und Skalierbarkeit offen halten. Deshalb sind offene Standards hier der richtige Weg.“

Vyatta bietet als Virtual Router für NFV und SDN laut Brocade stolze 11 GBit/s und fungiert neben dem Virtual Routing auch als Virtual Firewall, Security Gateway und ADC. „Wir konnten bereits über 1,5 Millionen Downloads unserer Vyatta-NFV-Lösung verzeichnen“, so Kölmel. „Vyatta ist also nicht nur ein Thema für Netzbetreiber und Großkonzerne, sondern für Unternehmen aller Größen und Branchen. Zum Beispiel kann ein Handelsunternehmen mit vielen kleinen Niederlassungen neue Filialen viel einfacher mit Netzwerk-Services versorgen, wenn es diese als virtuelle Dienste auf Standardhardware zum Rollout bringen kann.“

Dennoch kommt natürlich auch ein softwaredefiniertes Netzwerk nicht ohne Hardware aus: „Die Netzwerkhardware für SDN und NFV muss hochredundant, vermascht und performant sein“, so Kölmel. Deshalb setze Brocade hierbei auf die hauseigene Ethernet-Fabric-Architektur namens VCS: „Unsere VCS Ethernet Fabric sorgt für schnelles Forwarding, Hochverfügbarkeit und intelligentes Load Sharing. Damit ist sie ein robuster und skalierbarer Unterbau für Datacenter- und Cloud-Umgebungen. VCS nutzt durch Funktionen wie automatische Link-Aggregation die Verbindungen optimal aus und vermeidet dabei zugleich die Ausfallquellen herkömmlicher hierarchischer Netzwerkarchitekturen.“

Lizenziert wird die Vyatta-Plattform nicht nach Nutzung oder Datenaufkommen. Vielmehr gibt es laut Frank Kölmel lediglich zwei Lizenzmodelle: ein Lowend- und ein Highend-Modell. Die Preise für den Vyatta Vrouter liegen zum Beispiel bei einem einjährigen Softwareabonnement für eine Virtual Machine mit 24×7-Support, Zertifizierung und Training bei 5.755 Dollar, die Fünfjahreslizenz bei 14.454 Dollar.

Als typische Hardwarekonfiguration, mit der sich Durchsatzraten von 27 Mpps (Millionen Pakete pro Sekunde) erzielen lassen, nannte Brocade einen Server mit zwei Intel-E5-2667v2-Prozessoren mit 16 Cores und 3,3 GHz, 64 GByte RAM und zwei Intel-X540-NICs für 10GBase-T.

Weitere Informationen finden sich unter www.brocade.com.

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"Wir konnten bereits über 1,5 Millionen Downloads unserer Vyatta-NFV-Lösung verzeichnen", so Brocades Vertriebschef für Zentraleuropa Frank Kölmel. Bild: Brocade

Mit der Vyatta-Plattform, SDN und NFV will Brocade Unternehmen wie auch Netzbetreibern mehr Flexibilität im Netzwerkbetrieb ermöglichen. Bild: Brocade

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