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Im Test: Appswave 1.0

Onlinetelekonferenzen für Businesskunden

Die Firma Hyperwave bringt mit Appswave eine neue Instant-Messenger-Software mit VoIP- und Vidoekonferenzfunktion auf den Markt, die mit Businesselementen überzeugen will. Im Praxistest der LANline überraschte die Portalanwendung zwar nicht mit innovativen Features, erwies sich aber als stabile Kombination bekannter Techniken.

Autor:Martin Puaschitz/dp • 17.12.2008 • ca. 5:05 Min

Der Praxistest beginnt auf der Produktwebseite www.appswave.com, über die auch der Testzugang
für zwei Wochen erhältlich ist. Dort präsentiert der Anbieter in moderner Aufmachung die
Haupt-Features der Instant-Messaging-(IM-)Lösung wie Voice over IP, unbegrenzte Anzahl an
Sitzungen, unbegrenzte Netzwerknutzung und pro Benutzer 500 MByte Speicherplatz für Meetings. Das
Ganze ist als Software plus Service definiert und kostet pro User 39 Euro im Monat. Es gibt
Erweiterungen wie User-Packages, Gast-User (einer pro fünf Kauf-User), Speicherplatzerweiterungen
und Ähnliches mehr. Unter "Downloads" finden sich drei Dateien: das Benutzerhandbuch (3,3 MByte),
die Applikation in Version 1.0 (6,4 MByte) und ein Quickstartguide (0,4 MByte). Nach einer
einfachen Registrierung legt das System online automatisch vier Anwender an. Hier ist es notwendig,
mindestens zwei Wörter als Benutzername zu wählen, wobei keinerlei Gründe für diese Einschränkung
ersichtlich werden. Als nächste Eigenart der Lösung zeigt sich beim Download, dass sich in der
6,704 MByte große ZIP-Datei eine 6,743 MByte große EXE-Datei befindet – hier wurde wohl etwas
übertrieben. Die Installation ist dennoch einfach, zielorientiert und führt zur Kalibrierung der
Audiogeräte und Einbindung der Web-Cam.

Mit den Zugangsdaten, die in der Zwischenzeit per E-Mail eintrafen, können wir uns auf dem
Server von Appswave einloggen. Die Oberfläche wirkt aufgeräumt. Wie auch bei anderen Anwendungen
üblich, kann per Doppelklick der Chat gestartet werden, über das Kontextmenü lassen sich einzelne
Personen zu einer Sitzung einladen, oder der Anwender kann einen anderen Benutzer um Aufmerksamkeit
bitten (bei diesem erscheint dann ein Pop-up-Fenster sowie ein Audiosignal). Das Tab "Freunde"
dient als Unterkategorie zu allen Usern, die derzeit online sind. Unter "Sitzungen" findet sich
eine Übersicht über aktuelle, geplante und gespeicherte Sitzungen. Unter "Neuer Freund" kann, wie
auch bei anderen IM-Programmen üblich, nach Benutzern gesucht werden. Ein Anwender startet eine
neue Sitzung über einen Klick auf den entsprechenden Button, dem Kernpunkt der gesamten
Applikation. Denn nun ist es möglich, einen Sitzungsnamen, Einladungstext, eine Agenda und ein
Datum für geplante Sitzungen einzugeben. Die Teilnehmer erhalten eine E-Mail-Einladung und werden
termingerecht über ein Pop-up-Fenster informiert.

Kommunikationsmöglichkeiten

Über ein detailiertes Rechtemanagement lassen sich die verfügbaren Optionen für Teilnehmer und
Gäste in der späteren Sitzung festlegen. Dazu zählen Audio, Video, Freigeben von Programmen,
Präsentationen, Chat, Whiteboard, Fragebogen, Webtour und Senden einer Datei, die der Anwender je
nach Wunsch aktivieren kann. Das Sitzungsfenster startet mit einer Chat-Eingabe sowie den zuerst
eingegeben Übersichtsdaten und erlaubt zudem kurze Protokolleingaben während der Sitzung. Voice
over IP ist bereits aktiv, und der Anwender kann direkt auf das Whiteboard wechseln. Auf den ersten
Blick wirkt dieses wie eines der aktuellen IM-Programme im Vollbildmodus. Über die Buttons am
oberen Rand können die Untermodule geladen werden. Ist die Sitzung moderiert, kann der Moderator
vorab einstellen, dass bei den Gästen alle Steueroptionen ausgeblendet sind – die Gäste können
jedoch die Steuerung live beantragen, oder der Administrator kann dies im Laufe einer Sitzung
abändern. Je nach Berechtigungen lassen sich nun die einzelnen Module aufrufen.

Unter "Applikationen" können laufende Anwendungen des Computers direkt integ-riert und den
anderen Teilnehmern angezeigt werden. Diese Funktion ähnelt Remoteapp in Windows Server 2008, wobei
das Erscheinungsbild von Appswave eher an VNC erinnert – zumindest bei den Farbeistellungen im
Test. Denn die Lösung erlaubt eine Farbeinstellung nach verfügbarer Bandbreite. Die Teilnehmer
sehen den Mauszeiger des Teilnehmers, der in seiner Anwendung arbeitet, live auf ihren
Bildschirmen. Somit kann ein Moderator zum Beispiel in Anwendungsfenstern gut auf Details
hinweisen. Natürlich ist es auch möglich, den gesamten Desktop oder Teile (in Auflösungsschritten)
freizugeben. Andere Module wie "Dokumente" oder "Präsentation" wirken im Wesentlichen wie das erste
Modul, da das Messaging-System jeweils zuerst die entsprechende Datei öffnet und sie dann remote
überträgt. Dies mindert den ersten Eindruck, das Programm biete sehr viele Funktionen, denn diese
drei Funktionen unterscheiden sich letztlich nur durch ein anderes Interface. Die Funktion "Webtour"
öffnet einen Browser innerhalb der Applikation mit großem Mauszeiger und überträgt diesen an alle
Teilnehmer. Das Modul Fragebogen erlaubt es einem Moderator, Fragebögen an alle Teilnehmer
auszusenden, die diese bearbeiten und zurückschicken sollen und die der Moderator dann auch
grafisch auswerten kann. Im Test zeigte sich jedoch, dass der Anwender bei der Aussendung der
Fragebögen keine Filter setzen kann, an welche Teilnehmer die Fragebögen gehen sollen, sondern sie
gehen entweder an alle oder er muss sie jeweils einzeln versenden. Denn es ist nicht möglich ist,
herkömmliche Eingabefelder (Input-Boxes) zu verwenden. Es wäre wünschenswert, wenn der Anwender
auch qualitative Informationen wie Stichwörter, Namen oder Preisangaben dafür nutzen könnte. So
wirkt diese Fragebogenfunktion noch unausgereift, wobei der Hersteller solche Anpassungen einfach
bewerkstelligen könnte. Nach dem Beenden einer Sitzung kann diese für eine spätere Wiedergabe
gespeichert werden. Dabei ist es möglich, Berechtigungsstufen für andere Teilnehmer (Teilnehmer der
Sitzung sowie alle Anderen) zu vergeben. Power-User (und solche, die es werden wollen) können auch
mehrere Sitzungen gleichzeitig abhalten. Die Trennung erfolgt durch eine zusätzliche Tab-Leiste in
der Sitzungsübersicht. Ferner kann ein Anwender externe Teilnehmer oder Partner in eine Konferenz
einbinden und via E-Mail einladen – allerdings muss jeder zuerst die Applikation auf dem Desktop
installieren. Hier mangelt es noch an einem Onlinemodul für Benutzer, die die Applikation nicht
lokal auf ihren Geräten installieren können. Bei der etwa einstündigen Testsitzung mit drei
Teilnehmern (Audio/Video) und Application-Sharing summierte sich der Speicherbedarf auf etwa 50
MByte.

Testergebnis

Die Applikation, die Dokumentation und die Webseite sind bei Appswave klar strukturiert. Alle
Features sind einfach und grundsätzlich intuitiv zu benutzen. Im Wesentlichen unterscheidet sich
die Applikation mit Ihrem Click & Feel jedoch kaum von anderen IM-Programmen wie Skype, ICQ
oder Windows Messenger.

Für größere Unternehmen, die häufig Online-Konferenzen durchführen, ist eine Inhouse-Lösung
passender, weil bei Appswave die Lizenzkosten mit der Anzahl der User schnell ansteigen. Einen
ähnlichen Funktionsumfang wie mit Appswave erreicht der Anwender auch mit Microsoft Groove
kombiniert mit dem Office Communicator. Einige der Funktionen von Appswave lassen sich sogar mit
kostenloser Software wie Skype und diversen Plug-ins abbilden. Dafür muss der Anwender aber
Abstriche bei Funktionen wie Aufnahme und Wiedergabe von vergangenen Sessions in Kauf nehmen. Zudem
ist die Installation deutlich komplexer. Für einzelne Kontakte, die regelmäßig miteinander
kommunizieren, könnte es dennoch eine Alternative darstellen.

Appswave bietet somit eine gute Kombination aus bestehender Technik. Vorteile bringt die Lösung
bei Onlineschulungen oder im Support. Gerade in diesen Bereichen könnte eine Personalisierung der
Software für Dienstleister sinnvoll sein.

Das Deployment mit ZIP/EXE-Dateien ist nicht ideal – besser wäre beispielsweise ein MSI-File für
Windows-Netzwerke. Auch die weitere Einbindung in bestehende Unternehmensnetzwerke über eine LDAP-
oder Active-Directory-Schnittstelle, ein Bulk-User-Upload oder die Steuerung über
Gruppenrichtlinien wäre interessant.

Die Software ist derzeit in Version 1.0 erhältlich, es bleibt abzuwarten, wie stark mit dem
Markteintritt die Weiterentwicklung voranschreitet. Derzeit enttäuscht die Anwendung noch etwas,
weil sie wenig Neues zu bieten hat.

Info: Hyperwave Tel.: 089/94304400 Web: www.appswave.com