Die Zeit der langjährigen Mega-Deals im Outsourcing ist zunächst mal vorbei. Mit bedarfsgerechtem Bezug von IT-Infrastruktur können aber Anbieter wie T-Systems und T-Systems trotzdem Kunden locken. Generell wächst bei europäische Outsourcing-Kunden das Interesse an kleineren Verträgen, so das Beratungshaus TPI: "Die Verträge werden überwiegend mit dem Fokus auf IT abgeschlossen, meist unter dem Gesichtspunkt zeitnah Kosten senken zu können."
Mit dem bedarfsgerechtem Bezug von IT-Leistungen kann T-Systems bereits einige Erfolge vorweisen
– etwa hat der deutsche IT-Dienstleistungs-Platzhirsch damit den Mega-Deal mit Shell unter Dach und
Fach gebracht. "Die Dynamic Services für SAP sind unser Flaggschiff-Produkt beim Outsourcing",
berichtet Olaf Heyden, Geschäftsführer ICT Operations bei T-Systems. "Inzwischen läuft über ein
Drittel unserer weltweiten SAP-Produktion von 10 Millionen SAPS (SAP Application Performance
Standard) auf der industrialisierten Infrastruktur. 20 Prozent unseres Umsatzes entfällt auf
Dynamic Services."
Und neue Kunden kommen hinzu: So haben sich in der Schweiz die Interroll Gruppe
(Stückgutförderung, Logistik und Automation) und die Nuance Group (Flughafenshops) für dynamische
SAP-Services von T-Systems entschieden. Die SAP-Services von Interroll und The Nuance Group werden
aus den redundanten T-Systems-Rechenzentren in Zollikofen und Langenthal bereitgestellt.
Und in Österreich bezieht der Wiener Ziegelproduzent Wienerberger für seine Produktion in 26
Ländern SAP-Leistungen dynamisch nach Bedarf. T-Systems übernimmt dabei den Betrieb des
SAP-Kernsystems, der Datenbank und die IT für das Kundenbeziehungsmanagement (CRM). Ein weiteres
Plus des um fünf Jahre verlängerten Outsourcing-Vertrags: Allein durch das Auslagern des
IT-Betriebs senke Wienerberger den Stromverbrauch im Vergleich zum Eigenbetrieb um rund 70 Prozent,
betont die Großkundensparte der Deutschen Telekom.
Auch IBM hat seinen Outsourcing-Kunden Amway mit dem On-Demand-Gedanken zur Verlängerung und
Erweiterung seines bestehenden Outsourcing-Vertrages gebracht. Das Direktvertriebsunternehmen für
Produkte aus den Bereichen Kosmetik, Wellness und Haushalt lagert bereits seit 2004 einen Teil
seiner IT Infrastruktur an IBM aus. Die erweiterte Vereinbarung sieht nun ein On-Demand-Modell vor,
das eine flexible und zeitnahe Anpassung der IT Ressourcennutzung an die geschäftlichen
Anforderungen ermöglicht. Die Umsetzung des On-Demand-Modells erfolge durch eine Shared System
i-Umgebung im IBM Rechenzentrum in Ehningen.
Generell steht aber auch das Outsourcing unter Kostendruck – auch wenn allenthalben das
Auslagern der IT als großer Krisengewinnler gefeiert wird. Doch laut dem Beratungshaus TPI führt
der Trend zu geringeren Vertragswerten führt zu schwächerem Outsourcing-Markt in Europa. Der
Gesamtvertragswert (TCV) in der EMEA-Region sei im ersten Quartal um 14 Prozent im Vergleich zum
vierten Quartal 2008 und um 44 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken.
"Die Verträge werden überwiegend mit dem Fokus auf IT abgeschlossen, meist unter dem
Gesichtspunkt in der Rezession zeitnah Kosten senken zu können", berichtet TPI. Zugleich zeige der
aktuelle Index einen ungebrochenen Trend zu kleineren Verträgen in der EMEA-Region. Während die
Anzahl der Verträge in der Region leicht anstieg, sank der durchschnittliche Gesamtvertragswert um
29 Prozent von 148 Millionen Euro auf 105 Millionen Euro. Ein Grund hierfür ist der Rückgang der
sogenannten Megadeals.
"Wir sehen die Tendenz, dass immer mehr Unternehmen Outsourcing-Verträge vergeben, auch wenn der
Vertragswert geringer ist,? sagt Bernd Schaefer, Partner und Managing Director, TPI. "Dies ist in
erster Linie das Ergebnis taktischer Maßnahmen, die darauf abzielen, spezifische Herausforderungen
wie typischerweise Kostensenkungen zu bewältigen."
Einen erheblichen Anstieg der Outsourcing-Aktivitäten hat es laut TPI im Telekommunikations- und
im Konsumgütermarkt gegeben. Der Gesamtvertragswert von Telekommunikationsverträgen fiel in den
vergangenen zwölf Monaten in EMEA um 30 Prozent höher aus als in jeder anderen Zwölfmonatsperiode
seit 2001. Die Zahl der weltweit vergebenen Aufträge im Telekommunikationsbereich erreichte den
höchsten Stand seit 1999.
Im Konsumgütersektor entfielen 56 Prozent des in den letzten zwölf Monaten abgeschlossenen
Vertragswertes in der Region EMEA auf die zehn größten Unternehmen. Davon entfielen wiederum 43
Prozent auf in Deutschland ansässige Unternehmen. Auch die Outsourcing-Aktivitäten in diesem
Bereich hatten einen starken IT Fokus, 88 Prozent der in den letzten zwölf Monaten abgeschlossenen
Verträge betrafen die IT.
Armin Barnitzke/CZ