Mit 42 ATA-Laufwerken à 250 GByte packt Nexsan 10 TByte Brutto-Kapazität in ein einziges 4-HE-Rackmount-Gehäuse.
Das kalifornische Unternehmen definiert mit dem ATA-Beast den Begriff Speicherdichte neu. Ganze 42 Laufwerke pfercht Nexsan in ein einzelnes 4-HE-Rackgehäuse. Der Trick daran: Die Platten stehen senkrecht auf dem Interface, und das Backplane befindet sich am Boden des Gehäuses. Damit erreicht Nexsan einen geraden Luftweg und ausreichende Kühlung der Laufwerke. An der Gehäuserückseite befinden sich drei Netzteile für eine ausfallsichere Stromversorgung. Laut Hersteller genügt ein Netzteil für den Betrieb des Beasts, zwei sind zum Hochfahren erforderlich. Unterhalb der Stromversorgungen stehen zwei Einschübe für die Controller zur Verfügung.
Ein ATA-Beast-Controller verfügt über 14 ATA-Kanäle, die jeweils drei Laufwerke adressieren. 512 MByte batteriegepufferter Cache-Speicher beschleunigt die Zugriffe auf die Platten. Die Verbindung zu den Host-Systemen stellen zwei 2-GBit/s-FC-Ports her. Als Management-Schnittstellen stehen ein serielles und ein 10/100-MBit/s-Ethernet-Interface bereit. Das System arbeitet mit einem ebenso wie mit zwei Controllern. Der zweite Controller dient aktuell nur dazu, die Performance des Platten-Arrays zu erhöhen. Noch fehlt es an der fehlertoleranten Firmware, die einen automatischen Failover erlaubt.
Network Computing testete das ATA-Beast über einen Zeitraum von mehreren Monaten. Das Testsystem arbeitete mit 42 Maxtor-Platten zu je 250 GByte Kapazität. Zwei Controller stellten die Verbindung zu verschiedenen Hostsystemen her. Den Job des NAS-Filerhead übernahm ein Dell Powervault 775N mit dem Windows-2003-Storage-Server. Als FC-HBA setzte Network Computing PCI-X-Controllerkarten des Typs LSI7202XP-LC (Dual-Channel) und 7102XP-LC (Single Channel) von LSI-Logic ein. Neben dem Dell-NAS und einem Dell-Server Poweredge 2650 kommunizierte auch die iSCSI-Appliance V-Switch 3000 von Sanrad mit dem Plattenarray.
Hersteller: Nexsan
Charakteristik: ATA-RAID-Subsystem mit 10 TByte Kapazität und FC-Anbindung
Kurzbeschreibung: Im ATABeast verwalten ein oder zwei RAID-Controller 42 ATA-Laufwerke und stellen die LUNs über FC in ein SAN.
Web: www.nexsan.de
Preis: 54400 Dollar
Die Erstkonfiguration des ATA-Beast braucht erwartungsgemäß Zeit. Die 42 Platten fügen sich ohne großes Haken oder Verkanten in das System ein, und das liegende Backplane hinterlässt einen soliden Eindruck. Das erste Hochfahren des ATA-Beast versetzt die Labor-USV APC Symmetra RM 6000 in Angst und Schrecken: Ganze 8 A Einschaltstrom zwingen das Gerät für mehrere Minuten in den Bypass.
Nach dem Hochfahren besorgen sich die Management-Schnittstellen der Controller via DHCP erst einmal eine IP-Adresse. Dann kann der Administrator mit der Array-Konfiguration im Web-Browser beginnen. Als Alternative steht eine Text-GUI über die serielle Schnittstelle parat. Den Setup-Dialog unterteilt Nexsan nach Controller, Netzwerk, Volumen und RAID. Stellenweise wirken die Menüs ein bisschen überfrachtet, und man braucht ein wenig, um sich zurechtzufinden. Wegen der dualen Controller muss der Administrator das Beast an zwei Stellen einrichten. Die Web-Management-Schnittstelle jedes Controllers zeigt nur die jeweils zugehörigen 21 Platten an. Damit nicht alle Einstellungen von Hand vorgenommen werden müssen, stellt Nexsan einen Quick-Start-Agent bereit. Dieser generiert auf Wunsch automatisch drei bis sechs RAID-5-Arrays und reserviert zwischen einer und drei Pool-Spare-Laufwerken. Jedes Array lässt sich in mehrere logische Volumina unterteilen. Der Quick-Start-Agent legt der Einfachheit halber pro Array ein Volumen mit voller Array-Größe an. Nexsan limitiert dabei die Größe einer LUN auf 2 TByte. Je nach Konfiguration dauert der Aufbau der RAID-Arrays mehrere Stunden. Ähnlich lange (bis zu 24 Stunden) benötigen Rebuild-Prozesse, sollte ein Laufwerk einmal ausfallen. Dieser Schwäche müssen sich Anwender immer bewusst bleiben. Während eines Rebuilds befindet sich ein RAID-Verband in einem äußerst empfindlichen Stadium.
Einmal erstellt, lassen sich die logischen Laufwerke auf FC-IDs an die jeweiligen Controller-Ports legen. Arbeitet das Beast in einer Switched-Fabric, kann der Verwalter die LUNs für verschiedene Hosts maskieren.
Unter Windows erscheinen die neuen Laufwerke nach einem »Laufwerke neu Einlesen«-Kommando der Systemverwaltung im Plattenmodul. Problematisch verhält sich Windows bei LUNs zwischen 1,1 und 1,3 TByte. Will man hier ein neues Laufwerk in einen dynamischen Datenträger konvertieren, bricht Windows mit einem internen Fehler ab. Auf Grund von Umrechnungsproblemen meint Windows, auf dem Datenträger sei nicht genug freier Speicher. Erstellt man zuerst eine große primäre Partition auf dem Basis-Datenträger und konvertiert diesen anschließend in einen dynamischen, funktioniert alles ohne Probleme.
Das Beast liefert eine gute Performance, speziell bei sequentiell arbeitenden Zugriffen mit großen Datenblöcken, also bei Disk-to-Disk-Backup-Prozeduren. Im längerfristigen Test trat jedoch eine Reihe von Mängeln und Fehlern auf. Konfiguriert der Administrator die FC-Ports nicht passend, speziell beim Peer-to-Peer-Betrieb, kann es dazu kommen, dass sich der Controller aufhängt. Im Test gab es immer wieder Schwierigkeiten mit dem zweiten FC-Kontroller. Ein Austauschgerät sollte Abhilfe schaffen. Doch erst der Reservekontroller verursachte richtige Ausfälle. Kontaktprobleme des Chassis oder Controllerbackplanes sorgten dafür, dass mehrmals Gruppen zu drei Platten (jeweils ein IDE-Channel) ausfielen. Und bei zwei Plattenfehlern innerhalb eines Arrays hilft auch kein RAID-5 mehr. Nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe sandte Nexsan ein neues Chassis, eine neue Firmware und Austausch-Controller. In den Real-World Labs laufen die Tests des ATA-Beast weiter, um die Quelle der Ausfälle eindeutig zu finden – die Ergebnisse der Nachbesserung erfahren Sie in einer der kommenden Ausgaben.
Es zeigte sich eine Designschwäche des ATA-Beast, die der Administrator bei der Konfiguration berücksichtigen muss: Fällt ein ganzer IDE-Kanal aus, gehen drei Platten simultan offline.
Fazit: Das ATA-Beast hält, was es verspricht: viel Speicher für wenig Geld auf wenig Raum mit einer sehr einfachen und flexiblen Managementoberfläche im Browser. Dafür muss man sich vor Augen halten, dass ein ATA-Beast keine EMC-Symmetrix ist – für den Preis eines voll ausgestatteten Plattenmonsters mit 10 TByte bekommt man bei EMC ein Cache-Board für eine DMX 1000. Folglich fehlt es an einer Reihe redundanter Sicherungsmechanismen. Aktuell arbeiten beide Controller noch im Master-Slave-Verfahren: Startet einer neu, bootet das ganze System. Nexsan arbeitet jedoch an einer Active-Active-Failover-Version.
Das Nexsan ATA-Beast ist dennoch ein gutes »Level-2-Speichersystem«. Man würde keine Unternehmenskritische Oracle-Datenbank live auf einem Beast betreiben. Dafür leistet es gute Dienste als Backup-Ziel für Disk-to-Disk-Backup Lösungen. Es eignet sich ebenso als Zwischenpuffer zwischen Live-Daten und Bandbibliothek oder als Notfallsysteme mit Snapshots oder Spiegeln großer Plattenarrays. [ ast ]