TU Chemnitz-Studie zu Reporting-, Olap- und Data-Mining-Tools

Quelloffene Tools für Business Intelligence haben freie Fahrt

2. Juni 2009, 22:58 Uhr |

Open-Source-Software stößt bei Business-Intelligence-Anwendern (BI) auf zunehmendes Interesse, berichten Praktiker. Zumal sich die einschlägigen Werkzeuge für Datennutzung und -analyse nicht hinter proprietären Produkten verstecken müssen, wie eine kürzlich veröffentlichte Studie belegt.

Freie Werkzeuge sind bereits in der Lage, große Teile der Analysefunktionen abzudecken, die
Anwender heute von Business-Intelligence-Lösungen erwarten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie
der TU Chemnitz in Zusammenarbeit mit dem Beratungsunternehmen Barc. "Vor allem hinsichtlich
Stabilität, Sicherheit und Performance haben die Werkzeuge stark aufgeholt", sagt der
Wirtschaftsinformatiker Christian Schieder, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU und einer der
Studienautoren.

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Für die Untersuchung haben Schieder und seine Kollegen acht quelloffene Tools für Reporting,
Olap (Online Analytical Processing) und Data Mining getestet. Zu den Testkandidaten gehörten die
Reporting-Werkzeuge Eclipse Birt, Jasper und Pentaho, die Olap-Tools JPivot/Mondrian und Palo sowie
die Data Mining-Lösungen Rapid Miner, Knime und Weka. Am Markt gibt es aber noch mehr.

Laut Schieder ist zu erwarten, dass die Entwickler der Werkzeuge deren Funktionsumfänge noch
ausweiten werden – wenn auch keine vollständige Angleichung an das Funktionsspektrum kommerzieller
Produkte zu erwarten sei. Einziger Wermutstropfen: "Die Release-Zyklen der Opensource-Werkzeuge
sind derzeit deutlich kürzer als die ihrer kommerziellen Gegenstücke. Das erschwert die
Versionsplanung", stellt Schieder fest. "Wobei man das natürlich auch positiv sehen kann: Die
Open-Source-Angebote entwickeln sich sehr dynamisch."

Der Stuttgarter IT-Freelancer Alexander Hauskrecht, der sich auf Beratung und
Softwareentwicklung im Datenbank- und Data-Warehouse-Umfeld spezialisiert hat, stellt seit zwei
Jahren fest, dass freie BI-Tools zunehmend populär werden: "Nach meiner Erfahrung sind es eher
kleinere Unternehmen, die sie einsetzen."

Open-Source-BI-Kunden seien tendenziell BI-Starter, die bislang keine ganzheitliche Sicht auf
ihre Daten oder nur unübersichtliche Excel-Lösungen hätten. "Ich habe es aber auch schon erlebt,
dass ein großes Unternehmen aus der Automobilindustrie eine Open-Source-Lösung evaluierte, weil es
ein vorhandenes Olap-Werkzeug ablösen wollte."

Oft dringen die freien BI-Tools "von unten" in die Unternehmen ein, hat Hauskrecht beobachtet:
Mitunter werden sie einfach im Projekt eingesetzt, ohne dass dies abgestimmt sei. Auch die Studie
der TU Chemnitz kommt zu dem Schluss, dass vor allem für die Entwicklung fachlich spezialisierter
Lösungen in Eigenregie Open-Source-BI-Werkzeuge eine solide Ausgangsbasis bilden können. Doch
selbst, wer sich letztlich gegen eine Open-Source-Lösung entscheide, könne von den freien Tools
profitieren, glaubt Christian Schieder: "Denn sie stellen ein probates Mittel dar, um bei
Preisverhandlungen mit dem Hauslieferanten die eigene Position zu stärken."

Michael Vogel/dp


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