Smart Home

Schöne neue Wohnwelt

26. August 2016, 14:01 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Offene Türen für digitale Einbrecher

Was den Nutzern bei all der Euphorie jedoch nur zu gerne verschwiegen wird, sind die Gefahren, die das mit sich bringen kann. Denn mit jedem weiteren vernetzten Gerät und mit jeder von diesen über ihre Nutzer gesammelten Information wachsen auch die Risiken. Im Sinne der Verkaufszahlen nutzen die Anbieter lieber den Effekt, dass die allgegenwärtige Technik und Vernetzung zu einer Art Anti-Aufklärung der digitalen Gesellschaft führen, indem es sich die Verbraucher gerne in der rechnergesteuerten Unmündigkeit bequem machen. So wiegen sie sich in der trügerischen Sicherheit, etwaige Fehler dem System anlasten zu können. Allerdings lassen sich die Hersteller versicherungsrechtlich nur sehr schwer haftbar machen, wenn beispielsweise die smarte Automatik des Kühlschranks diesen abtaut, da seine Besitzer im Urlaub sind, und er damit eine kleine Überschwemmung sowie eine veritable Schimmelkultur verursacht. Zumal, wenn der Nutzer die Automatik beim Einrichten über die Express-Installation selbst bestätigt hat, ohne dies zu merken.

Noch weitaus größer und problematischer ist die Gefahr digitaler Einbrüche. Immer wieder beweisen Sicherheitsforscher, wie die Zahl der Hintertürchen mit jedem weiteren Gerät wächst, insbesondere wenn ein übergreifendes Sicherheitskonzept und -Verständnis fehlen. Jedes vernetzte System ist nur so stark wie sein schwächstes Glied. Dies kann sowohl eine kleine Schwachstelle im Code eines einzelnen Geräts als auch der Mensch sein, der »12345« für ein sicheres Passwort seiner Heimnetzzentrale hält. Der Kühlschrank verrät dann Eindringlingen ganz schnell die E-Mail-Passwörter, der Fernseher gibt den Zugriff aufs Paypal-Konto samt der dort gespeicherten Kreditkartendaten weiter und die WLAN-Überwachungskameras zeigen böswilligen Gesellen, was im Schlaf- und Kinderzimmer vor sich geht oder ob das Haus in der Urlaubszeit gerade leer steht.

Außerdem kann das smarte Zuhause von Angreifern auch gleich ganz gekapert werden, indem sie etwa die Kontrolle über die Heizungssteuerung übernehmen und die Temperaturregelung erst gegen Zahlung eines Lösegelds in Bitcoins wieder freigeben. Damit verliert das Zuhause seine wichtige Funktion als sichere private Rückzugszone gegen die Gefahren und Unannehmlichkeiten der Öffentlichkeit. Aldous Huxley und George Orwell lassen grüßen.


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