Noch in diesem Jahr werden eine Reihe von so genannten Smartbooks auf den Markt kommen, die nur noch vom Äußeren her mit den erfolgreichen Netbooks vergleichbar sind. Im Innern sind sie so unterschiedlich, wie zwei Computer nur sein können. Analysten kratzen sich inzwischen am Kopf, ob ein solcher Angriff auf die erprobte Wintel-Basis erfolgreich sein kann. Doch die Promoter der neuen Smartbooks sollte man nicht unterschätzen: Qualcomm ist führend bei den Handy-Chips und Google liefert dazu das Android-Betriebssystem.
Laut einem Bericht der Investmentbank Colins Stewart werden in diesem Jahr insgesamt 30
Millionen Netbooks verkauft – ein immenser Markt also. Doch nicht alle davon werden "echte"
Netbooks sein, sondern die Forscher der Bank schließen darin auch die neuen Smartbooks mit ein.
Grund genug also, sich diese neuen kleinen smarten Geräte einmal näher anzuschauen.
http://llschnuerer.cmpdm.de//articles/lenovo_bringt_neues_highend-netbook:/2009006/31962453_ha_LL.html?thes=">Lenovo
bringt neues Highend-Netbook
http://llschnuerer.cmpdm.de//articles/chinesischer_hersteller_verspricht_netbooks_fuer_100_dollar:/2009005/31933436_ha_LL.html?thes=">Chinesischer
Hersteller verspricht Netbooks für 100 Dollar
http://llschnuerer.cmpdm.de//articles/social_e-mail_und_netbook-cluster_was_microsoft_fuer_die_zukunft_plant:/2009004/31871846_ha_LL.html?thes=">Social
E-Mail und Netbook-Cluster: Was Microsoft für die Zukunft plant
http://llschnuerer.cmpdm.de//articles/microsoft_dominiert_im_netbook-markt__linux_faellt_zurueck:/2009004/31896778_ha_LL.html?thes=">Microsoft
dominiert im Netbook-Markt – Linux fällt zurück
http://llschnuerer.cmpdm.de//articles/hp_will_windows-monopol_bei_netbooks_brechen:/2009004/31900483_ha_LL.html?thes=">HP
will Windows-Monopol bei Netbooks brechen
Der passendste Aufkleber für diese zukünftigen Computer könnte lauten: "Intel NOT Inside".
Stattdessen werden darin die Handy-Chips von Qualcomm oder Freescale anzutreffen sein.
Hintergrund ist, dass der führende Chipanbieter im Bereich Mobilfunk Qualcomm und der
Motorola-Spinoff Freescale Semiconductor einen völlig neuen Begriff eingeführt haben, mit dem sie
eine komplett neue Plattform und Geräteklasse definieren: Smartbook.
"Netbooks ist ein von Intel geprägter Begriff, der nichts anderes beschreibt als abgespeckte
Laptops, die mit weniger Leistung vollkommen kompatibel zu ihren größeren Geschwistern sind", sagt
Keith Kressin, Senior Director of Product Management bei Qualcomm. Folglich verschwimmt die Grenze
zwischen einem "richtigen" Laptop und einem "richtigen" Netbook immer mehr.
Smartbooks sind nach seiner Definition keine abgespeckte Systeme, bei denen der Anwender
enttäuscht wird, weil er nicht alles das betreiben kann, was er von einem "richtigen Laptop"
gewohnt ist, sondern es sind aufgemotzte Smartphones, bei denen er sich über die vielen
zusätzlichen Features freut, die ihm sein Smartphone nicht bieten kann.
Beispielsweise einem Zwölf-Zoll-Bildschirm für vollwertige 720p-HD-Wiedergabe sowie eine
ausgewachsene Tastatur. Das beides gibt es mit den bekannten Vorteilen eines Handys: ständig
eingeschaltet, flexible Verbindung zu verschiedenen Netzen und Providern, GPS-Positionierung sowie
einem Stromverbrauch, der für bis zu zehn Betriebsstunden ausreichend ist.
"Zu den besonderen Smartbook-Charakteristika gehören neben den umfangreichen
Multimedia-Funktionen vor allem das geringe Gewicht von unter 900 Gramm, eine maximale Bauhöhe von
nur 20 Millimeter und ein Preis von unter 500 Dollar", so Kressin über die weiteren
Spezifikationen.
Basis dafür ist entweder Qualcomms Snapdragon-Plattform oder Freescales iMX515 sowie Googles
Linux-basiertes Android-Betriebssystem. Snapdragon ist ein 1 GHz schneller ARM-Prozessor, der WXGA
(1366×768 Bildpunkte) unterstützt, über ein 3G-Modem für UMTS und CDMA verfügt sowie WLAN und
Bluetooth erlaubt. Für Anfang nächsten Jahres ist bereits ein 1,3-GHz-Prozessor in der Pipeline
(8650A).
Inzwischen wurde auch Adobe-Flash auf Android portiert, sodass auch alle entsprechenden
Multimedia-Angebote wie Youtube genutzt werden können. Sun kündigte soeben ebenfalls an, dass man
die Java Plattform Standard Edition 6 auf die Snapdragon-Plattform portiert habe.
"Es ist für den Erfolg dieser Plattform ganz wichtig, dass die Java-Umgebung hierfür optimiert
ist, mit der jetzigen Portierung ist Java bis zu 32-mal schneller als zuvor", sagte Suns
Java-Marketing-Chef Eric Klein anlässlich der Freigabe dieser Java-Plattform. Soviel zu den
besonders lobenswerten Eigenschaften der neuen Smartbooks.
Einschränkungen wird es aber bei der weiteren Hardwareausstattung geben: Den maximalen
Hauptspeicher gibt Qualcomm mit höchstens 1 GByte an, und als Festplatte kommen Solid-State-Drives
(SSD) in Größen von 8 bis 32 GByte zum Einsatz.
Auf der Negativseite der Smartbooks steht jedoch an oberster Stelle, dass diese Plattform keine
allgemeinen Windows-Applikationen unterstützt, und folglich auch der immense Markt an
x86-kompatibler Software nicht verfügbar ist.
Es gibt zwar die Möglichkeit, Windows CE auf einer ARM-Plattform zu installieren, doch das
dürfte für die Office-Freunde keine befriedigende Lösung sein. Auch das Gerücht, dass Microsoft an
einer akzeptablen Windows-Version für die ARM-Chips arbeiten würde, hat sich bislang nicht weiter
verfestigt.
Damit sind die Fronten klar: Qualcomm/Google gegen Intel/Microsoft. Zwar ist Qualcomm nicht so
bekannt und auch nicht so groß wie Intel, aber sie sind im Bereich Handy-Chips der führende
Anbieter, gefolgt von Texas Instruments (TI). Intel spielt übrigens nach diversen gescheiterten
Anläufen noch immer keine bedeutende Rolle in diesem Markt.
Gartner-Analyst Christian Heindarson bewertet die ARM-Android-Kombination bereits höher als eine
Atom-Windows-7-Plattform. "Bei einem direkten Vergleich war das Android-System schneller, obwohl
der ARM-Prozessor langsamer ist als Intels Atom-Chip", schrieb er in seinem Bericht über seine
Eindrücke auf der Computex in Taipeh. Er hält deshalb Android-ARM-Plattform für durchaus
Business-geeignet.
Harald Weiss/wg