Praxistest Igel Remote Management Suite

Stacheltierbändiger

12. Juli 2006, 23:15 Uhr | Dieter Simkes/wg

Die Thin-Client-Modelle der meisten Hersteller weisen immer weniger Unterschiede auf. So versuchen die Anbieter, mit ihren Verwaltungs-Tools zu punkten. Igel wirbt für seine Remote Management Suite mit schneller und unkomplizierter Installation, hoher Bedienungsfreundlichkeit und starkem Bezug zur TC-Praxis. Die Software ist bei vollem Funktionsumfang kostenfrei. Landläufig herrscht die Meinung: "Kost‘ nix, taugt nix." Ein Praxistest sollte zeigen, ob das Vorurteil in diesem Fall berechtigt ist.

Igel, eine Tochter des Bremer Handelshauses C. Melchers, entwickelt und vertreibt seit 1988
Terminals und TCs. Der Anbieter verfügt über Niederlassungen in Augsburg und Fort Lauderdale (USA)
und zählt laut IDC zu den führenden TC-Herstellern Europas. Ursprünglich ein reines Linux-Haus,
vertreibt Igel seine "Clever Clients" der Modellreihen Smart, Compact, Winestra, Premium und
Elegance heute modellabhängig mit Linux, Win-dows CE und Windows XPe (XP Embedded). Der Hersteller
mit ausschließlichem Thin-Client-Fokus verfügt über eine eigene Produktentwicklung in Deutschland,
der Vertrieb erfolgt über den zertifizierten Fachhandel.

Testgeräte

Für unseren Praxistest lieferte Igel zwei neue Geräte der Premium- und eines aus der
Winestra-Modellserie. Der Igel-5600 XP Premium ist das Flaggschiff der Serie. Ausgestattet ist er
mit einer 1 GHz VIA C3 LP CPU, 512 MByte Compact Flash, 256 MByte Hauptspeicher, Smartcard-Reader,
vier USB-2.0-Ports, je einem PCMCIA- und PCI-Slot, DVI- (maximal 1280 mal 1024) und CRT-Anschluss
(bis 1600 mal 1200 bei 16 Bit), PS/2-Maus und -Tastatur, parallelem und seriellem sowie Audio-Port,
eingebautem Lautsprecher und 10/100Base-T-Anschluss. Als Betriebssystem dient XPe. Die
Verbindungsprotokolle ICA und RDP sowie die Powerterm Emulation Suite sind enthalten, ebenso der
Internet Explorer, Macromedia Shockwave, Java Runtime, Media Player 9, Acrobat Reader und
Dotnet-Support.

Lediglich mit je 128 MByte Compact Flash und Hauptspeicher, ansonsten aber mit gleicher Hardware
ist der Igel-5200 LX ausgestattet. Sein Igel Embedded Flash Linux basiert auf einem modularen
Read-Only-Dateisystem. Neben ICA, RDP, X11R6, Powerterm Emulation Suite mit Kerberos-Unterstützung
und XDMCP für Unix-/Linux-Umgebungen sind auch ein Firefox Browser, Acrobat Reader, Flash Player,
Java, Multimedia Player und ein VoIP-Client (SIP) vorhanden.

Das dritte Gerät, ein Igel-4200 CE aus der Winestra-Serie, nutzt eine VIA C3 LP 800 MHz CPU.
Smartcard Reader, PCMCIA und DVI sind nicht vorhanden. Als Betriebssystem kommt Windows CE 5.0 zum
Einsatz. Alle Geräte sind mit einem externen Netzteil versehen und haben laut Datenblatt eine
maximale Leistungsaufnahme von 48 Watt.

Managementsoftware

Mit jedem Gerät liefert der Hersteller die Igel Remote Management Suite auf CD. Sie ist im
Gegensatz zu Konkurrenzprodukten kostenfrei. Ein Blick auf Igels Support-Seite zeigte, dass zum
Testzeitpunkt bereits einen neuer Release-Stand der Software vorlag. Die neue Version konnten wir
ohne Probleme laden. Ebenso sind wir mit der aktuellen Firmware für die Geräte verfahren.

Die Suite besteht aus drei Komponenten: Remote Manager Server (RM-Server), Remote Manager
Administrator (RM-Admin) und Remote Manager Console (RM-Console). Der RM-Server ist eine
Serveranwendung, die eine relationale Datenbank benötigt. Sie unterstützt SAP-DB, Microsoft SQL
Server 2005, IBM DB2 ab 7.2 und Oracle 9i/10g. Die Datenbank muss nicht lokal installiert sein. Ein
System mit einem 1-GHz-Prozessor, mindestens 256 MByte Hauptspeicher (512 MByte empfohlen) und
zirka 500 MByte Plattenplatz nennt Igel als Voraussetzungen für die Installation mit der SAP-DB.
Als Betriebsystem stehen Win-dows 2000/XP/2003 und Linux zur Auswahl. Die Installationsanleitung
listet die getesteten Linuxversionen auf.

Mit dem RM-Admin konfiguriert der Administrator die Einstellungen für den RM-Server. Dazu gehört
unter anderem das Sichern und Wiederherstellen der Datenbank. Die Software wird lokal auf dem
RM-Serversystem installiert. Die RM-Console ist eine grafische Client-Komponente. Sie dient der
Verwaltung der RM-Serveranwendung. Sie ist entweder lokal oder auf einem beliebigen Windows- oder
Linux-Remote-System mit mindestens 128 MByte Hauptspeicher und 50 MByte Plattenplatz installierbar.
Standardmäßig liefert Igel die Suite mit der SAP-DB.

Die Testumgebung bestand aus einem Microsoft Windows 2003 SBS (Small Business Server) Premium,
einem Windows 2003 Server R2, einem Windows 2003 Terminalserver, einer Windows XP Professional
Workstation, einem Linux Server mit Mandrake 9.1 und einer VPN-Verbindung zu zwei Filialen. Auch
die vom Hersteller unterstützten Datenbanken waren vorhanden.

Installationsverlauf

Anhand der ausführlichen englischen Ins-tallationsanleitung von der Igel-Website führten wir die
Installation durch. Im ersten Schritt benutzen wir die Windows-Version mit der SAP-DB
(Default-Installation). Das Einrichten des RM-Servers mit Datenbank und Konsole auf dem
Win-dows-2003-R2-System erforderte zirka zwanzig Minuten. Danach war das System einsatzbereit. Auch
die Installation auf dem Linux-Server verlief ohne Probleme. Hier ist das Installationsprogramm
eine X11-Anwendung. Ebenso einfach funktionierte die Einrichtung einer Konsole auf dem
Windows-XP-Rechner. Voraussetzung sind allerdings ein laufender RM-Server und ein gültiges
Zertifikat, das bei der Konfiguration angegeben wird.

Wählt man während der Installation die Option ohne Datenbank, muss der Administrator manuell die
jeweilige Datenbank anlegen und mit dem RM-Admin die Verbindung herstellen. Dank der genauen
Beschreibung in der Installationsanleitung konnten wir in unserem Testszenario alle vom Hersteller
unterstützten Typen einrichten. Für den weiteren Testlauf nutzen wir allerdings die
Default-Installation unter Windows.

Im ersten Schritt verbanden wir uns mit dem RM-Server und erfassten die TCs. Dazu scannten wir
das Netzwerk nach den Geräten. Die TCs müssen dazu eingeschaltet sein und eine Firmware nutzen, die
die RM-Software unterstützt. Da die Suche in unterschiedlichen IP-Bereichen möglich ist, fanden wir
auch via VPN verbundene Geräte. Nach dem Scan erschienen alle gefundenen TCs in einem
Ergebnisfenster. Da die Geräte noch nicht in der Datenbank registriert waren, fügten wir sie dieser
hinzu. Mit dieser Registrierung erhält der TC ein Zertifikat vom RM-Server. Die Verwaltung setzt
ein gültiges Zertifikat voraus. Software aus anderer Quelle wie Viren, Dialer und Ähnliches haben
also keine Eintrittsstelle, zumal der Admin auch noch lokale Laufwerke und USB-Ports kontrollieren
kann. Nützlich zum Beispiel für größere Rollouts ist die Möglichkeit, Geräte manuell anzulegen und
mit Profilen zu versehen. Beim ersten Einschalten des TCs am Einsatzort werden dann alle
Einstellungen übertragen und stehen sofort zur Verfügung.

In unserem Praxistest bildeten wir nun die Struktur eines Unternehmens ab. Dazu haben wir
verschiedene Gruppen und Profile angelegt und den TCs zugeordnet. Die Clients haben wir innerhalb
dieser Struktur auch verschoben. Erst beim nächsten Start oder bei einer manuellen Übertragung
wirken sich die Änderungen auf den Thin Client aus. Über die RM-Console lassen sich die Sitzungen
spiegeln. Igel benutzt dazu ein integriertes VNC.

Die TCs sind auf verschiedenen Wegen konfigurierbar. Ein Gerät richteten wir lokal ein und
übertrugen dann die Konfigurationsdaten an den RM-Server. Damit stehen diese Einstellungen auch
anderen Geräten zur Verfügung. Die beiden anderen Geräte haben wir über die RM-Console
eingerichtet. Das grafische Setup-Interface ist fast identisch mit dem lokalen Setup.

Änderungen konnten wir Zeit gesteuert, sofort oder beim nächsten Start übertragen und wirksam
werden lassen. Der Test hat gezeigt, dass die Linux-Geräte besser remote verwaltbar sind als die
XPe- oder CE-Modelle: Nahezu 100 Prozent der Einstellungen sind variabel. Auch die Einstellungen
für den lokalen VoIP-Client konnten wir ohne Probleme ändern. Größere Änderungen wie
Firmware-Updates oder das Einspielen eines neuen XPe-Images sind mit einem
Fail-Safe-Update-Mechanismus kein Problem: Bei einer Übertragung eines XPe-Images trennten wir die
Netzwerkverbindung; nach dem Reconnect setzte die Lösung den Update-Vorgang korrekt und ohne
Schaden zu verursachen fort. In größeren Unternehmen können mehrere Mitarbeiter mit dem Remote
Manager arbeiten: Igel hat hier auch die Möglichkeit geschaffen, Benutzerrechte zu verteilen.

Igel nennt folgende Verkaufspreise für die Thin-Client-Hardware: Der XP Premium kostet 599 Euro,
der LX Premium zwischen 539 und 569 Euro, der CE Winestra 429 Euro.

Mit der Igel Remote Management Suite steht dem Administrator ein effizientes Tool zur zentralen
TC-Verwaltung zur Verfügung. Es braucht sich nicht hinter den kostenpflichtigen
Managementprogrammen anderer Hersteller zu verstecken. Die Einsatzmöglichkeit auf Windows- oder
Linuxsystemen und die Anbindung an unterschiedliche Datenbanken machen es plattformunabhängig. Den
guten Gesamteindruck trüben die fehlende Integration in das Active Directory und der Umstand, dass
Images, Firmware und die Einstellungen nur komplett übertragbar sind. Die Suite kann – wie die
meisten anderen TC-Lösungen auch – nur die herstellereigenen Geräte beziehungsweise Geräte mit
Igel-Firm- ware verwalten.

Info: Igel Technology Tel.: 0421/1769-240 Web: www.igel.de


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