Die meisten Lösungen für das Thin-Client-(TC-)Management unterstützen nur die herstellereigene Hardware. Liscon geht einen anderen Weg: Der Anbieter aus Villach in Österreich setzt auf Standardhardware, die er auf dem Weltmarkt bezieht und mit eigener Software veredelt. Mit der hauseigenen Managementkonsole verwaltet der Admin dann Liscon-TCs unter Linux, Windows CE und XPe ebenso wie PCs und TCs anderer Hersteller mit aufgespieltem Liscon- Betriebssystem.
Für unseren Praxistest stellte Liscon die aktuelle Testversion 4.0.12 der Easyadmin Liscon
Management Console (LMC), den Managed Destop for PC (LMD) und Liscon OS for Legacy TCs zur
Verfügung. Als Client-Hardware erhielten wir zwei aktuelle Liscon-TCs namens TC SL, die wir
zusammen mit unserem Windows Small Business Server 2003, einem Windows 2003 Terminalserver, einem
ausgemusterten Pentium III PC und einem Levigo-TC in der Testumgebung einsetzten.
Bei den beiden Liscon-TC-SLs handelt es sich um Geräte mit einer 800 MHz VIA Eden CPU, die auf
einem GByte GA-6VLE Motherboard werkelt. Sie sind ausgestattet mit 32 MByte Flash Memory, 128 MByte
RAM, 4 USB-1.1-Ports, VGA (analog bis 1600 x 1200 Pixel), Seriell-/Parallelanschluss, PS/2-Tastatur
und -Maus, 10/100Base-T Ethernet, Audio-Port und einem internen Netzteil mit Monitor-Power-out. Als
Betriebssystem können sowohl Liscon OS (Linux), Windows CE oder Windows XPe zum Einsatz kommen.
Neben dieser Produktreihe führen die Österreicher die Modellreihe TC201 im Angebot. Diese dient
auch als Basis für Sondermodelle, beispielsweise Mehrschirmlösungen für CAD. Durch eine
Partnerschaft mit Matrox findet dabei deren lüfterlose Grafikkarte für den Dual- oder
Quad-Schirmbetrieb Verwendung. Je nach Ausstattung sind die Geräte mit den aktuellen Protokollen
RDP, ICA, Telnet, SSH, 5250/3270, X11, VNC, Citrix Program Neighborhood sowie einem Browser
ausgestattet. Zusätzlich ist in alle Geräte die Unterstützung für Logico-Smartcard-Lösungen
integriert.
Der zentralen Client-Administration dient Easyadmin LMC. Bei dieser Lösung handelt es sich um
eine Anwendung in Java-Servlet-Architektur, die ihre Daten in einer SQL-Datenbank hält. Die
kostenlose Standardversion wird mit einer vorkonfigurierten MySQL-Datenbank geliefert. Liscon
empfiehlt sie für bis zu 50 Clients. Die Enterprise-Version unterstützt neben der My-SQL-Datenbank
auch Microsoft MSDE, Microsoft SQL Server und Oracle. Die Datenbank kann in dieser Version auch auf
einem anderen System liegen. Als Installationsumgebung empfiehlt der Hersteller Windows 2000 Server
mit Datenbankzugriff auf Microsoft SQL Server oder My-SQL. Da Easyadmin LMC eine
Java-Web-applikation ist, ist sie grundsätzlich auf jeder Plattform installierbar, für die Java zur
Verfügung steht.
Der Liscon Managed Desktop (LMD) ermöglicht die Verwendung herkömmlicher PCs als Thin Clinets.
Als Grundlage dient das Liscon OS auf Linux-Basis. Einsetzen lässt sich die Software als
Live-CD-Boot, Festplatteninstallation, Netzwerk-Boot über Liscon Remote Boot Environment sowie zum
Booten von Floppy, CD-Rom oder USB-Stick. Ähnlich verhält es sich mit dem Liscon OS for Legacy TCs:
Mit dieser Software ist es möglich, den Flash von Fremd-TCs neu zu bespielen.
Anhand der Installationsanleitung starten wir auf unserem Windows 2003 Server das Setup-Programm
liscon-easyadminlmc4- 4012.exe. Als erste Auswahl erscheinen die Installationsoptionen.
Standardmäßig werden die MySQL-Datenbank und der Start als Dienst vorgeschlagen. Deaktiviert der
Anwender die Auswahl MySQL, so erscheint im nächsten Schritt der Konfigurations- und
Auswahlbildschirm für die gewünschte Datenbank. Mit dem Erscheinen des Standard-Anmeldedialogs ist
die Ins-tallation abgeschlossen. Wir entscheiden uns für die MySQL-Version auf dem gleichen System.
Jetzt müssen wir noch die Lizenzdatei einspielen. Damit neue Clients den Managementserver
automatisch finden, legen wir auf dem DNS-Server ein Alias namens "tcmgr" an. Auch den DHCP-Server
passen wir gemäß Anleitung an.
Nun geht es mit den beiden TCs weiter. Bei der Erstinbetriebnahme erscheint ein
First-Time-Wizard. Hier können wir uns für den Einzelplatzbetrieb (Standalone) oder den
Managed-Betrieb entscheiden. Wir wählen letzteres für unseren Test aus und stellen abschließend die
Maus, das Tastaturlayout und die Monitordaten ein. Mit dem Beenden des Wizards werden die GUI neu
gestartet und die geänderten Einstellungen übernommen. Sämtliche Einstellungen für die Sitzungen,
Netzwerkumgebung und Geräteeinstellungen wollen wir über die LMC konfigurieren. Daher wechseln wir
auf diese und suchen in verschiedenen IP-Segmenten nach den Clients. Die Software findet die
Clients ohne Probleme und sortiert sie unter dem Punkt "nicht zugeordnet" ein.
Im nächsten Schritt bilden wir die Struktur eines Unternehmens mit verschiedenen Gruppen und
Untergruppen ab. Eine Übernahme der vorhandenen AD-Struktur ist hier leider nicht möglich. Die
Gruppen werden mit Voreinstellungen versehen. Dazu gehören unter anderem die Geräteeinstellungen
und verschiedene Sitzungskonfigurationen. Hilfreich ist der Umstand, dass die Managementlösung die
Einstellungen auch in die Untergruppen vererbt. Um die erkannten TCs einer Gruppe zuordnen zu
können, wechselten wir in die jeweilige Gruppe und fügten die Clients hinzu. Anstandslos werden die
Einstellungen auf den Clients übernommen.
Da inzwischen auf der Herstellerwebsite ein neues Image für die TCs vorliegt, testen wir auch
gleich die Update-Funktion beziehungsweise das Bereitstellen und Verteilen neuer Images. Dies
bewältigt die LMC ohne Probleme. Auch Windows-CE- und XPe-Geräte lassen sich so mit einem neuen
Image versehen. Diese Geräte sind ebenfalls zentral über die LMC verwaltbar: Geräteeinstellungen,
Parameter, Sitzungen, Remote RPC/Registry, Remote Login und AD mit Domäne zählen hier zum
Funktionsumfang. Windows-basierte Geräte standen uns aber nicht für diesen Test nicht zur
Verfügung.
Selbstverständlich ist, dass die Grundfunktionen wie Wake on LAN, Reboot, Ausschalten, Screen
Shadowing, SSH-Zugriff sowie Text- und Audionachrichten tadellos funktionieren. Über die
Monitoring-Funktionen Ereignisanzeige, Status-View und History erhalten wir umfangreiche
Informationen über alle Aktivitäten.
Nun versuchen wir, den "Alt-PC" als Thin Client einzugliedern. Bei dem Gerät handelt es sich um
einen Standard-PC mit Pentium III 1 GHz CPU , 128 MByte RAM, CD-ROM-Laufwerk sowie Onboard-Netz und
-Grafik. Wir entscheiden uns für den Start mit der CD-Version. Anstandslos erkennt diese alle
Komponenten. Da die Software dem Liscon-OS der TCs entspricht, ist die Bedienung identisch. Somit
können wir auch hier alle Funktionen über die LMC verwalten. Da aber die Onboard-Netzwerkkarte kein
Wake On LAN beherrscht, schlägt der Funktionsaufruf über die Konsole fehl. Außerdem können wir den
Flash des Fremd-TCs von Levigo neu bespielen. Da das Gerät nur Standardkomponenten beinhaltet,
funktioniert das Liscon OS for Legacy TCs in unserem Test ohne Probleme.
Alle Informationen, ein Support-Bereich mit FAQ, aktuelle Images, Handbücher und
Programmversionen haben wir auf der Website des Herstellers vorgefunden. Zum großen Teil stehen
diese Services aber nur registrierten Kunden zur Verfügung.
Für die Liscon Managment Console Enterprise sind 39 Euro Lizenzkosten pro Arbeitsplatz fällig;
die Standardversion ist kostenlos. Der Managed Desktop (LMD) für 59 Euro und das Liscon OS for
Legacy TCs zum Preis von 39 Euro sind nur in Verbindung mit einer LMC erhältlich. Diese
gewährleistet und überwacht die Lizenzierung. Die Thin Clients mit dem Liscon-OS kosten je nach
Ausstattung zwischen 219 und 299 Euro, die CE-Variante 239 Euro und die XPe-Geräte ebenfalls
ausstattungsabhängig ab 429 Euro.
Mit der Easyadmin LMC und der Möglichkeit, Fremd-Thin-Clients oder -PC als zent-ral verwaltete
TCs zu nutzen, hat Liscon eine interessante Lösung auf dem Markt. Die einfache Handhabung und
Verwaltung über einen Webbrowser hat im Test gut gefallen. Wer jedoch eine Modulverwaltung, die
Integration des Active Directorys, Reporting-Funktionen oder eine gesicherte Verbindung zum
Managementserver benötigt, muss auf umfangreichere Lösungen ausweichen.
In zukünftige Versionen werden laut Liscon vor allem eine Inventarisierung der Soft- und
Hardware, mehrere Sprachvarianten (bisher nur Deutsch und Englisch) sowie ein Reporting
einfließen.
Info: Liscon Tel.: 0043/4242/214855-0 Web: www.liscon.com