Mit Xendesktop 2.0 hat Citrix wie zuvor schon Vmware mit VDI (Virtual Desktop Infrastructure) eine ausgereifte Lösung für die Desktop-Virtualisierung vorgestellt. Mit VDI oder Xendesktop läuft ein PC als virtuelle Instanz auf einem Server im RZ, was Skalierbarkeit, Management und Sicherheit verbessert. Client-seitig ist nur ein Thin Client (TC) statt eines wartungsintensiven PCs erforderlich. Als erster TC-Anbieter führt nun Wyse speziell angepasste Endgeräte.
Die neue Gerätefamilie namens Viance bietet laut Wyse eine einfache Einrichtung und Verwaltung,
hohe Performance, Multimediafähigkeit, umfassende Kompatibilität von USB-Peripherie sowie
Multi-Display-Unterstützung. Die Geräte basieren auf der Hardware der V-Klasse von Wyse,
einschließlich CPU, RAM und Flash. Als Betriebssystem kommt auch hier Wyse Thin OS zum Einsatz. Von
der V-Klasse unterscheidet sich die Viance-Familie allerdings durch ein separates Firmware-Image,
das genau gemäß den Citrix-Spezifikationen angepasst wurde. An Bord ist zum Beispiel ein Client für
den Citrix Connection Broker. Die Geräte kommen TC-üblich ohne Lüfter und Festplatte aus und
verbrauchen damit laut Wyse lediglich 13 bis 19 Watt. Wenn die virtuellen Desktops serverseitig
bereits laufen, kann ein Mitarbeiter damit laut Wyse nun nach einem Boot von nur fünf bis sechs
Sekunden direkt Zugriff auf seinen Desktop erhalten.
Die Geräte zielen darauf ab, die Akzeptanz der Desktop-Virtualisierung seitens der Anwender
aufgrund leichter Bedienung und hoher Leistungsfähigkeit zu erhöhen. Mit an Bord ist deshalb auch
Wyses Lösung TCX Multimedia. Damit ist es laut Wyse möglich, Multimediainhalte sogar im
Vollbildmodus störungs- und ruckelfrei zu betrachten. Mit TCX Multimedia erfolgt die Decodierung
der Bilddaten auf dem TC, alle Treiber befinden sich hingegen virtualisiert auf dem Server. Damit
erhält die IT-Abteilung eine genaue Kontrolle darüber, welche USB-Peripherie erlaubt ist.
"Jetzt bietet sich eine neue und größere Marktchance", kommentierte John Abbott, Chefanalyst bei
der 451 Group. "Desktop-Virtualisierung erzwingt praktisch ein Appliance-Modell auf dem Desktop –
die Anwender sind typischerweise nicht darauf erpicht, von einem physischen PC aus auf ein
virtuelles PC-Image zuzugreifen." Citrix und Wyse könnten damit TCs erstmals in einem breiteren
Markt platzieren.
Für mobile Anwender bietet Wyse den Viance Pro X. Er basiert auf der Hardware des bestehenden
Wyse X90 mit Windows XP Embedded. Ausgestattet ist das Gerät mit 802.11b/g/n-WLAN-Support, einem
15,4-Zoll-WXGA-TFT-LC-Display, voller Multimedialeistung und GbE-Connectivity. Mit dem Viance Pro X
zielt Wyse auf Anwender mit häufig wechselnden Einsatzorten, beispielsweise Klinikpersonal oder
auch Schadensregulierer von Versicherungen.
Das Prinzip Desktop-Virtualisierung hat in den letzten Quartalen vor allem
Virtualisierungschwergewicht Vmware unter dem Namen VDI als Client-seitige Erweiterung seiner
Lösung für die Servervirtualisierung propagiert. VDI erlaubt die zentrale Bereitstellung von
Desktops und vermeidet damit sowohl den Managementaufwand des Fat Client Computings als auch die
Frage der Terminalserverfähigkeit verwendeter Applikationen. Denn VDI stellt pro Mitarbeiter
jeweils einen eigenen Desktop bereit – sodass allerdings auch zumindest serverseitig eine ganze
Reihe von Images zu managen und zu patchen sind.
Mit der Übernahme von Xensource hat Citrix eine direkte Konkurrenzlösung zugekauft und nun in
sein Portfolio eingebaut. Für die schnelle Bereitstellung und Aktualisierung von Desktop-Images
verfügt Citrix über den Provisioning-Server, der ein Master-Image als Ausgangsbasis für individuell
erweiterbare Desktops verwendet. Diesem Ansatz will Vmware SVI (Scalable Virtual Images)
entgegensetzen.
Xendesktop geht damit also über eine reine Desktop-Zentralisierungslösung hinaus: Die Software
bietet eine durchgängige Desktop-Delivery-Lösung, die zwar einheitliche Desktops (zum Beispiel für
ein Call-Center) vorhalten, aber auch den Desktop eines Anwenders dynamisch zusammenstellen kann.
Beide Ansätze können auch die Einbindung von Terminalserver-Anwendungen umfassen. Xendesktop
vereinfacht und beschleunigt damit das Management und die Bereitstellung von Desktops.
Die Einstiegspreise für die Desktop-Virtualisierungsendgeräte der Baureihe Wyse Viance beginnen
bei 321 Euro. Damit sind die Geräte ein wenig teurer als die Standardgeräte der V-Klasse, auf denen
sie basieren.
Während Wyse die Vorzüge einer speziell für Citrix Xendesktop angepassten TC-Produktlinie betont
und Panologic mit dem Pano Device ein Endgerät speziell für VDI anbietet, bieten Wettbewerber aus
dem TC-Umfeld wie HP und Igel bislang keine speziellen VDI- oder Xendesktop-Clients. Entsprechend
erklären die Wyse-Konkurrenten die Viance-Geräte gerne zum reinen Vermarktungsvehikel: Für
Xendesktop benötige man lediglich Standard-TCs mit einem ICA-Client. Citrix biete mit Speedscreen
bereits selbst Beschleunigungstechniken, die zusätzliche Mechanismen erübrigten. In der Tat
demonstrierte Citrix beim Launch von Xendesktop 2.0 das Verfahren inklusive Abruf eines
Video-Streams von tagesschau.de mittels Thin Clients von HP. Wyse betont hierzu, Streaming-Videos
durch die hauseigene Beschleunigung selbst im Vollbildmodus anzeigen zu können.
Bezüglich RDP wiederm herrscht in der Branche verbreitet die Meinung, dass die Übertragung von
gestreamten Multimediainhalten nicht zu den Stärken des Protokolls zählt – wobei zahlreiche
Unternehmen bislang aber auch ohne Video-Streaming sehr gut auskommen. Generell besteht damit
offenbar durchaus Spielraum, anhand dessen sich TC-Anbieter im Desktop-Virtualisierungsumfeld bei
individuellen Projekten abheben können. Sie müssen dabei allerdings den konkreten Bedarf des
Unternehmens kennen und treffen.