Ultra-Thin-Clients auf ASIC-Basis

Teradici optimiert die Desktop-Virtualisierung

3. Juli 2007, 22:55 Uhr |

Der kanadische Startup Teradici hat jüngst eine neuartige Ultra-Thin-Client-(UTC-)Architektur vorgestellt, mit der die Kanadier den optimierten Zugriff auf (Blade-)PCs als Thin-Client-Alternative propagieren. Teradicis Verfahren der Desktop-Virtualisierung basiert auf speziell entwickelten Chipsätzen sowie patentierten Übertragungs- und I/O-Bridging-Mechanismen. Sie ist für das LAN konzipiert und eignet sich damit nur bedingt auch für das WAN.

Teradici hat für seine so genannte PC-over-IP-Technik zwei ASIC-Chipsätze entwickelt, die miteinander kommunizieren: Auf RZ-Seite befinden sich PCs oder Blade-PCs, die auf einer PCI-Karte, Tochterkarte oder direkt auf dem Motherboard einen Tera-1200-Host-Prozessor beinhalten. Client-seitig ist dann nur ein einfaches und kompaktes Gerät mit Tera-1100-Portal-Prozessor vonnöten, das weder Betriebssystem noch lokale Anwendungen aufweist – ein "Stateless Device" oder UTC.

UTCs bieten bereits Sun unter dem Namen Sun Ray und Wyse mit seinem V00. Diese nutzen zur Kommunikation mit der Serverseite allerdings zusätzliche Softwarelösungen: den Sun Ray Server beziehungsweise Vmwares Virtual Desktop Infrastructure (VDI) samt zugehörigem Connection Broker.

Bei Teradici hingegen kommuniziert der Tera Host Processor direkt mit dem Portal Processor im UTC. Hier sorgt die Tera Image Engine laut Hersteller mittels RISC-Processor und Highspeed-RAM-Schnittstelle für das rasche Codieren und Decodieren der Bilddatenströme unter Nutzung normaler IP-Netzwerke. Ein weiterer Unterschied: Herkömmliche UTCs kommen im Rahmen von SBC-Szenarien (Server-based Computing) zum Einsatz, in denen ein Server diverse Clients versorgt (1:n). Das Konzept der Kanadier hingegen sieht – zumindest bislang – eine reine 1:1-Beziehung zwischen Blade-PC und Client-Gerät vor.

"Trotz ihrer inhärenten Vorteile für den Unternehmenseinsatz sind Thin Clients auf enormen Widerstand von Anwendern gestoßen, die nicht bereit waren, auf die volle Funktionalität eines lokalen PCs zu verzichten," so John Abbott, Chefanalyst bei The 451Group. "Blade-PCs haben dieses Problem teils gelöst, sind aber nach wie vor zu teuer für den breitflächigen Einsatz." Teradicis Technik könnte nun laut Abbott diesem Blade-Konzept neuen Schwung verleihen.

Der kanadische Startup setzt mit seiner patentierten Technik vor allem auf eine mittels Kompressionsalgorithmen beschleunigte Datenübertragung sowie auf transparentes I/O-Bridging: DVI- und VGA-Displays, Keyboard und Maus, der Audiokanal sowie USB-Ports lassen sich laut Teradici exakt so nutzen wie an einem traditionellen PC. Die hierfür nötige Geschwindigkeit setzt laut Dave Hobbs, Mitbegründer und Chefarchitekt von Teradici, den Einsatz spezieller Hardware voraus: "Die Echtzeitausführung der Kompressionsalgorithmen erfordert enorme Rechen-Power, die nur mit einer spezialisierten Siliziumarchitektur effizient umsetzbar ist." Das Zusammenspiel von Host- und Portal-Prozessor erzeuge dabei keine Last auf dem Host-PC, erlaube aber trotzdem – wie bei UTCs üblich – vollkommen zustandslose und somit sichere und leicht administrierbare Endgeräte. Mit IBM haben die Kanadier bereits einen nahmhaften Partner gefunden, der diese hardwaregestützte Desktop-Virtualisierungstechnik einsetzen will.

Laut Mike DeNeffe, Vice President Marketing and Sales bei Teradici, eignet sich die hauseigene Technik im Wesentlichen für das LAN, für das WAN nur bedingt: Die Technik füge zirka 10 Millisekunden Latenz hinzu. Ein PC-artiges Anwendergefühl setze insgesamt höchstens 70 Millisekunden Latenz voraus und damit nur wenige Netzwerk-Hops. Für den Betrieb von Microsoft Office seien mindestens 5 MBit/s Bandbreite nötig. Teradicis Kompressionstechnik kann laut DeNeffe volles DVI (1900 x 1600 Pixel) komprimieren. "Dafür müsste die Bandbreite aber im 50-MBit/s-Bereich liegen," schränkt er ein. Die Authentifizierung von USB-Geräten erfolge out-of-band auf Hardwareebene und ist laut DeNeffe damit "schwieriger zu hacken und leichter zu verwalten".

Teradicis Architektur gesellt sich zu einer fröhlich wachsenden Fülle von Konzepten zur Desktop-Virtualisierung: Mit dem klassischen SBC wetteifern heute Blade-PCs sowie mehrere Virtual-Desktop- und Application-Streaming-Varianten. Nutznießer dieser Entwicklung sind häufig die TC-Hersteller, da diese Ansätze in der Regel keine Fat Clients voraussetzen.

LANline/wg


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