H+H NDM 4.0 im Praxistest

Terminal-Services++

19. Mai 2009, 22:00 Uhr | Thomas Bär/wg

Die Terminal-Services haben zwar auf dem Windows Server 2008 eine deutliche Überarbeitung erfahren, dennoch bleiben einige Wünsche hinsichtlich einer verbesserten Bereitstellung unerfüllt. Die Terminaldienste des verbreiteten Vorgängers Windows Server 2003 sind von Haus aus eher rudimentär. Geeignete Programme wie der Netman Desktop Manager 4.0 von H+H werten diese deutlich auf.

Die Windows Terminal-Services, basierend auf dem Remote Desktop Protocol (RDP), bieten eigentlich alles Erforderliche, um die typischen Gebrauchsapplikationen wie Microsoft Office und Co. auf den Monitor des Anwenders zu bringen. Doch die derzeit in Unternehmen noch sehr weit verbreiteten Windows Server 2003 und Windows Server 2003 R2 bieten den Administratoren von Haus aus nur wenige Funktionen, um eine Bereitstellung von Arbeitsumgebungen zu vereinfachen. Das hat sich mit der Vorstellung des Nachfolgers verändert. Auf der Basis eines robusten 64-Bit-Systems wurde die Basis der Terminal-Services generalüberholt und mit einem erweiterten WMI-Interface (Windows Management Instrumentation) ausgestattet. In den Standardlieferumfang des jüngsten Servers eingearbeitet sind nun ein einheitliches Druckermodell, das die herstellerspezifische Umwandlung dem Client-Rechner aufbürdet, ein Terminal-Services-Gateway für die Einbindung in Internet-Technik, ein Session Broker für die effektive Zuweisung von Sitzungen und Web Access für die Intra- und Internet-basierte Bereitstellung der Applikationen.

Microsofts Entwickler und Produkt-Manager haben also zahlreiche Argumente, die bisher für eine Citrix-Lösung als Ergänzungslösung sprachen, auf die Funktionsliste der neuen Terminaldienste gesetzt. Die bei Microsoft genutzte Wortwahl "Presentation Style" kommt da nicht von ungefähr. Für den Einsatz der neuen "Remote Applications" ist das Durchreichen der Anmeldeinformationen des lokalen Betriebssystems an den Terminal-Server (Single Sign-on, SSO) Pflicht. Dieser Verpflichtung kommt der Windows Server 2008 nach.

Trotz dieses deutlichen Zuwachses an Basisfunktionen bleibt auch der Windows Server 2008 verbesserungswürdig: Eine ausgeklügelte Lastverteilung bietet das System von Haus aus nicht, und viele Techniken wie beispielsweise das einheitliche Druckermodell des "TS Easy Print" setzen auf aktuelle Client-Technik ab Windows XP aufwärts. Die Unterstützung für Nicht-Microsoft-Produkte auf der Client-Seite ist zwar vorhanden, bleibt aber hinter den technischen Möglichkeiten der eigenen Client-Betriebssysteme noch weit zurück. In diese Mangelsituation springt der aus Deutschland stammende Hersteller H+H und bietet seit Jahren regelmäßig aktualisierte Erweiterungen für die Basis-Terminal-Services von Windows. NDM bietet eine individuelle und flexible Anwendungsbereitstellung, vereinfachte Anwendungs-Rollouts, höheren Nutzungskomfort, Monitoring sowie Reporting und erweitert die Sicherheitsfunktionen rund um die Windows-Terminaldienste. Version 4.0 ist bereits vor einigen Monaten erschienen, Version 4.1 mit vollständiger Unterstützung von 64-Bit-Windows auf Client- und Server-Seite wurde auf der Cebit 2009 angekündigt.

Einfache Installation

NDM besteht aus verschiedenen Komponenten. Die Server-Komponenten verlangen nach einem aktuellen Terminal-Server auf der Basis von Windows 2003 oder 2008. Die Hardwaresystemvoraussetzungen ergeben sich aus dem Betriebssystem. Schon zur Installation fällt der Administrator die Entscheidung, ob die Einrichtung für einen einzelnen Terminal-Server oder für eine Terminal-Server-Farm vorgenommen werden soll. Im letzten Fall wird die Server-Installation der Verwaltungskomponenten auf einem File-Server ab Windows 2000 aufwärts vorgenommen. Eine zweite mögliche Server-Komponente ist das Gateway. Dabei handelt es sich ebenfalls um eine Windows-Software, die auf einem Windows Server 2003/2008 innerhalb der DMZ positioniert wird und die Kommunikation über die Ports 443 und 3389 abwickelt.

Client-seitig benötigt der Netman Desktop Client ein Windows-Betriebssystem jenseits von Windows 2000 mit einem installierten Microsoft Internet Explorer 6.0 oder höher. Die aktuelle Version 4.0 ist für die 32-Bit-Variante von Windows Vista freigegeben. Die im Test durchgeführten Verbindungen von einem Windows Server 2008 in der 64-Bit-Edition als Client-Computer verliefen jedoch ebenfalls ohne Probleme - ein gutes Zeichen für die allgemeine 64-Bit-Freigabe mit der Folgeversion.

Während die Installation lediglich einige Minuten in Anspruch nimmt, darf man für das Überblicken alle administrativen Möglichkeiten der Software mit Fug und Recht einige Tage intensiverer Untersuchung ansetzen. Die knapp 400 Seiten PDF-Dokumentation in deutscher und englischer Sprache unterstreichen die Parametrierungsfreudigkeit der Software.

NDM im Betrieb

Der Netman Desktop Client ist ein kleines Agentenprogramm, das die Benutzerinteraktion auf dem Desktop des lokalen Windows-Rechners überwacht und steuert. Im Task-Tray findet sich das Menü für den Zugriff auf hinterlegte Programme oder Informationen. Typischerweise handelt es sich bei diesen Programmen um Software, die auf einem oder mehreren Terminal-Servern installiert wurden. Der NDM4-Client bietet sich für die Installationen auf Standard-Windows-Geräten an.

Grundsätzlich bietet NDM4 zwei unterschiedliche Sitzungsarten: Bei der Desktop-Sitzung wird die komplette Desktop-Umgebung der Terminal-Servers auf dem Client zur Ansicht gebracht, ganz so, wie es von üblichen RDP-Sitzungen bekannt ist. In der Anwendungssitzung wird hingegen lediglich ein Fenster mit einer oder mehr Applikationen angezeigt, ohne die Windows-Strukturen wie Desktop oder Start-Menü darzustellen. Wird das entsprechende Programm auf dem Client wieder beendet, so wird auch die Sitzung automatisch geschlossen. Für den Anwender entsteht der Eindruck, er habe die Programme auf seiner lokalen Maschine installiert, während es sich tatsächlich um Terminal-Server-Anwendungen handelt.

Das Einbinden neuer Programme in die Menüstruktur von H+H ist mit der "Toolbox" sehr einfach. Einige Demoprogramme hat der Hersteller bereits eingetragen. Mit etwas Abschauen sind Programme wie der Adobe Acrobat Reader oder Office-Pakete innerhalb kürzester Zeit auch über den Terminal-Server verfügbar. Gruppierungsfunktionen erlauben die individuelle Zuordnung von Programmen zum Benutzer. Da die Software auf Wunsch komplett auf Deutsch installiert werden kann und die Beschreibung in den Masken selbsterklärend ist, bedarf es nur sehr selten des Blicks in die Dokumentation.

Neuerungen bei NDM4

Neben dem Netman Desktop Client ist ein Zugriff auf Anwendungen mit NDM4 auch ohne die Installation eines gesonderten Clients möglich. Die Bereitstellung erfolgt über ein Web-Interface. In Abhängigkeit vom angemeldeten Benutzer werden unterschiedliche Programme und Tools bereitgestellt. Während bis zur Vorgängerversion auch dieser Zugriff auf Windows-Maschinen beschränkt war, so ist dank des neuen Java-Clients die Verwendung beinahe aller aktuellen Betriebssysteme möglich. Die Systemvoraussetzungen für die Nutzung sind minimal - eine Java-Laufzeitumgebung ab der Version 1.5 und ein aktueller Browser reichen bereits aus. Selbst ältere Thin-Client-Systeme oder ausmusterungsreife Computer bieten sich für den Terminal-Einsatz mit dem Java-Client an.

Aus Sicht des Anwenders ergibt sich durch die Java-Umgebung kein Unterschied zur lokalen Anwendung - weder bei der Benutzung noch beim Erscheinungsbild. Da es bei Sitzungen dieser Art zu keinerlei Software-installationen auf dem Client-System kommt, ist die Verwendung auch mit eingeschränkten Benutzerrechten problemlos möglich. Dies vereinfacht die Bereitstellung des alternativen Java-Clients im Unternehmen nachhaltig. Der Java-RDP-Client ist jedoch keine komplette Eigenentwicklung von H+H. Bei der eingebundenen Software handelt es sich um "properJavaRDP", einem GNU General Public License Open Source RDP-Client für Windows Terminal-Services, der bei Propero entwickelt wurde. Interessanterweise hat Virtualisierungsprimus VMware das Unternehmen vor rund zwei Jahren aufgekauft.

Server-Monitor

Im Vergleich zu den Vorgängerversionen hat H+H das Load Balancing funktionell erweitert. Statt sich auf das pure Zählen von Benutzern je Terminal-Server zu beschränken, ermittelt das neuere Load Balancing des NDM4 die Zuordnung einer Sitzung anhand der Leistungsdaten von CPU und RAM.

Ein Echtzeit-Überwachungsdienst auf den Servern ermittelt laufend die Arbeitsspeicher- und CPU-Belastung und stellt dem Load-Balancing-Dienst diese Informationen zur Verfügung. Als Nebenprodukt dieser Erweiterungen wird der Stations- und Lizenzmonitor im NDM4 nun durch einen Server-Monitor erweitert, der bei Überschreitung frei definierbarer Grenzwerte mit einer Protokollierung der Daten beginnt.

Fazit: sehr nützliche TS-Erweiterung

Netman Desktop Manager 4 von H+H ist eine sehr nützliche Erweiterung für Terminal-Services im Unternehmensumfeld. Der integrierte Java-Client erlaubt einen Zugriff auf Applikationen auch außerhalb der Windows-Umgebung. Selbst die neu überarbeiteten Terminal-Services des Windows Servers 2008 schiebt NDM4 einmal mehr in die Richtung, in der sonst Citrix zu finden ist. Die gestaffelte Preisgestaltung beginnt bei 1.199 Euro für zwanzig Geräte ohne Microsoft TS-CALs (Terminal-Services Client Access Licenses). Einzige Mangelpunkte: Wer auf 64-Bit-Betriebssysteme angewiesen ist, muss bis zur Folgeversion 4.1 warten, und ein Snap-in für die Microsoft Management Console wäre im Jahr 2009 wahrlich kein Luxus mehr.

Info: H+H Software Tel.: 0551/52208-0 Web: www.hh-ndm.com


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