Die PCI-e-x4-Steckkarte »Ramsan 20« von Texas Memory Systems (TMS) integriert insgesamt vier SSDs mit einer Kapazität von 150 GByte auf einer einzigen Steckkarte. Ein Power-PC-Chip fasst die vier Disks zu einem Raid-5-Verband zusammen.
TMS integriert den Speichercontroller und muss daher nicht den Umweg über FC- oder SAS-Schnittstellen gehen. Das Betriebssystem »sieht« daher eine einzelne Disk mit 450 GByte.
Im Labor Poing baut Network Computing das vom deutschen Distributor PSP zur Verfügung gestellte Ramsan-20 in einen Eigenbau-Server mit 8 GByte RAM und einem Quad-Core-AMD-Prozessor mit 2,6 GHz. Die Karte belegt einen x4-Steckplatz mit voller Bauhöhe und Länge. Sie eignet sich daher nicht für Slim-Line-Steckplätze, sondern erfordert einen Rechner mit mindestens drei Höheneinheiten.
Den TMS-eigenen Controller erkennt kein Betriebssystem automatisch. Der Hersteller legt daher Treiber für diverse Windows-Server-Versionen sowie Suse- und Redhat-Linux bei. Network Computing führt die Tests unter CentOS 5.4 (Redhat-Clone) in der 64-Bit-Version durch.
Im Test läuft der TMS-Treiber nicht mit allen Kernel-Varianten. Der Standard-64-Bit-Serverkernel von CentOS 5.4 funktioniert, aber mit dem Xen-Dom-0-Kernel arbeitet der TMS-Treiber nicht zusammen.
Die Disk taucht nicht wie erwartet als reguläres Disk-Device unter /dev/sdx auf. Vielmehr legt TMS ein eigens Blockdevice unter /dev/tms-rs an. Laut Handbuch soll der Verwalter diese Disk dann auch am Stück und ohne Partitionierung oder lvm verwenden.
Aufgrund der SSD-Architektur stellt sich die Ramsan-Disk als Device mit einer Blockgröße von 4 KByte dar – üblich sind bei Festplatten sonst 512 Byte. Mit der kleineren Blocksize könnte das SSD-Gerät aber nicht seine volle Performance erreichen.
Der Administrator muss also aufpassen, welches Dateisystem er einsetzt. Nicht alle unter Linux verfügbare Dateisysteme unterstützen 4-KByte-Blöcke. Texas Memory Systems empfiehlt ohnehin das alte ext2 anstelle der moderneren Versionen 3 oder 4. Der Grund liegt auf der Hand. Ext3, 4 oder XFS setzen Journaling ein, und das verschlechtert die Disk-Performance.
Die simplen Benchmark-Tests von Network Computing sprechen eine sehr deutliche Sprache und geben dem Hersteller Recht. Schreibend erreicht das System Transferraten zwischen 650 und 882 MByte/s, je nachdem, wie stark das Dateisystem den Hauptspeicher als Cache einsetzen kann.
Im Klartext: Eine 34 GByte große Datei schreibt das Ramsan in 45 Sekunden weg. Lesend liegen die Transferraten bei 520 bis 650 MByte/s. Die mittlere Zugriffszeit und Latenz lässt sich kaum messen. Die Resultate liegen unter 1 ms und bringen daher einzelne Test-Tools und Skripte zum Absturz.
Zum Teil verfälschen sogar die Tools selbst die Ergebnisse, weil das Ramsan schneller reagiert, als das Skript läuft. Die vom Hersteller prognostizierten 120.000 IOPs bei einer Zugriffszeit von 50 µs erreicht das Ramsan-20 allemal – und verbraucht dabei im Übrigen nur 15 Watt Strom.