Expertenumfrage: 40 Prozent sehen Deutschland bei IT nur noch im Mittelfeld

VDI: Technikrat soll Fachkräftemangel bekämpfen

4. März 2008, 9:20 Uhr |

Bei der Bekämpfung des Fachkräftemangels will der Ingenieursverband VDI die Politik stärker in die Pflicht nehmen und fordert dazu die Einrichtung eines Technikrates. Derzeit gibt es laut VDI monatlich rund 30.000 offene Stellen für Ingenieure und Informatiker, was gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg von über zehn Prozent bedeutet. "Angesichts der stagnierenden Absolventenzahlen hat diese auf den ersten Blick erfreuliche Entwicklung schlimme Nebenwirkungen", so VDI-Direktor Willi Fuchs. "Denn viele Unternehmen können ihre freien Stellen nicht oder nur mit Verzögerung besetzen - der Mangel an technischen Fachkräften lähmt zunehmend den Standort Deutschland." Laut einer aktuellen VDI-Umfrage befürchtet jedes zweite Mitglied, dass durch den Ingenieurmangel die Unternehmen ins Ausland abwandern. Jeder vierte befragte Ingenieur glaubt, dass sich die Position des IT-Standorts Deutschland bis 2015 verschlechtern wird. "Nokia ist nur das jüngste Negativbeispiel. Wir müssen diesen Trend stoppen - sonst spielt Deutschland bei IT- und High-Tech-Produkten bald nicht mehr in der Bundesliga, sondern in der Bezirksliga", warnte Fuchs.

Die Bekämpfung des Fachkräftemangels versteht der VDI als eine gemeinschaftliche Aufgabe von
Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. "Wir fordern deshalb die Einrichtung eines nationalen
Technikrates", so Fuchs. "Dieser soll die Interessen aller Beteiligten bündeln und schnell
verwertbare Ergebnisse, besonders gegen den Fachkräftemangel, erarbeiten."

Handlungsbedarf sei vor allem auf drei Gebieten nötig:

– Technikunterricht in Schulen,

– systematische Weiterbildung in der Wirtschaft und

– vereinfachte Zuwanderung für hoch qualifizierte Arbeitnehmer.

Teilnehmer des Rates sollen hochrangige Vertreter aus Bundes- und Landespolitik sein, außerdem
führende Vertreter aus Wirtschaft und Verbänden.

Besonders die Politik stehe in der Pflicht, die Maßnahmen umzusetzen. Gerade was die
Schulbildung betreffe, seien Veränderungen notwendig. "Technik und Informatik müssen stärker in den
Schulunterricht integriert werden", betonte Fuchs. "Technikunterricht muss zum Pflichtfach werden."
Laut einer aktuellen Emnid-Umfrage stimmten über 80 Prozent der deutschen Bevölkerung dieser
Forderung zu.

Nach der VDI-Umfrage sehen 40 Prozent der Experten IT-Deutschland schon jetzt nur noch im
Mittelmaß. Trotz dieser kritischen Einschätzung hält Fuchs Schwarzmalerei für überzogen: "Noch hat
Deutschland alle Chancen. Besonders bei den optischen Technologien und in der Nanotechnik sehe ich
großes Potenzial für Wachstumsmärkte." Allein in den optischen Technologien, in denen Deutschland
Weltmarktführer ist, soll der Umsatz bis 2015 um jährlich 8,5 Prozent steigen, für Produkte im
IT-Bereich gar um 15 Prozent.

Im Bereich der Nanotechnik ist Deutschland in Europa führend. Schon jetzt sind mindestens 50.000
Arbeitsplätze in deutschen Unternehmen auf nanotechnische Entwicklungen gerichtet. "Sie wird die
Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts sein", ist Fuchs überzeugt.

Der VDI ist mit rund 135.000 persönlichen Mitgliedern der größte technisch-wissenschaftliche
Verein in Deutschland.

CZ/Peter Koller


Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Lampertz GmbH & Co. KG

Matchmaker+