Test: VMware Infrastructure 3 und ESX 3.5

Virtualisierung mit hohem Reifegrad

11. Juni 2009, 22:00 Uhr | Christoph Lange/wg

VMware hat die Virtualisierungsplattform auf Basis des ESX-Servers um nützliche Funktionen erweitert. So lassen sich virtuelle Server mit Storage VMotion nun auch zwischen verschiedenen Speichersystemen verschieben. Mit der Embedded-Version 3i fügt der Administrator neue Server schnell zu einer ESX-Farm hinzu.

Mit VMware Infrastructure 3 hat der Marktführer die Messlatte im Wettstreit um die leistungsfähigste Server-Virtualisierungsplattform höher gelegt. Die Lösung besteht aus dem ESX Server 3.5, der Embedded-Version ESX 3i sowie dem Virtual Center 2.5 für die zentrale Verwaltung von ESX-Hosts und virtuellen Servern. ESX 3.5 kann nun bis zu 128 GByte RAM pro ESX-Host und bis zu 64 GByte RAM pro virtuellem Server nutzen. Bei den LAN- und SAN-Schnittstellen unterstützt die Plattform nun auch 10 Gigabit Ethernet, Jumbo Frames, Infiniband und NPIV (N-Port ID Virtualization).

Für den LANline-Test wurde eine bestehende ESX-3.0-Plattform mit zwei ESX-Hosts auf die neuen Softwareversionen aktualisiert. Ein Update von Version 2.x auf 3.5 ist ebenfalls möglich. Im ersten Schritt wurde Virtual Center 2.5 installiert. Wer Virtual Center 2.0 bereits mit einem Microsoft SQL Server nutzt, kann diesen weiterhin verwenden. Die bisher für kleine Testinstallationen mitgelieferte MSDE-Datenbank wird nicht mehr unterstützt. VMware hat sie durch die SQL 2005 Express Edition ersetzt.

Der vorhandene VMware-Lizenzserver wurde für die neue Plattform übernommen. Die Aktualisierung des Virtual Centers auf Version 2.5 verlief ohne Probleme. Sobald sich ein Virtual-Center-Client das erste Mal am Server anmeldet, wird seine Software automatisch auf die neue Version gehoben.

Dann wurden die beiden ESX-Server aktualisiert. Am einfachsten geht dies mit der Installations-CD. Der Administrator kann zwischen Upgrade und Neuinstallation wählen. ESX-Server lassen sich auch über eine Netzwerkfreigabe installieren. Im Test wurde der vorhandene ESX-3.0-Server auf Version 3.5 aktualisiert.

Embedded-Version 3i

VMware bietet mit ESX 3i auch eine 32 MByte schlanke Embedded-Version des ESX-Servers an, die sich in einem Flash-Chip direkt auf dem Motherboard von Servern integrieren lässt. Dies vereinfacht das Hinzufügen weiterer Server zu einer ESX-Farm deutlich. Der Administrator muss beim Booten des Servers lediglich die ESX-Option auswählen und die Netzwerkeinstellungen konfigurieren, schon reiht sich der neue Server in die ESX-Farm ein und lässt sich per Virtual Center verwalten. Sämtliche Grundeinstellungen kann der Administrator auch remote durchführen. Um mit 3i alle wichtigen Funktionen nutzen zu können, hat VMware Teile der Service-Konsole in den VMkernel integriert. Der 3i-Server benötigt keine lokalen Festplatten und lässt sich mit wie auch ohne VT-Support nutzen. Der Code von 3i basiert auf ESX 3.5. Die meisten großen Server-Hersteller bieten mittlerweile Modelle mit integriertem ESX 3i an. Die grundsätzliche Funktionsweise des ESX 3i Servers testeten wir mithilfe einer bootfähigen USB-Stick-Version, die aus einem Notebook im Handumdrehen einen ESX-3i-Server machte.

Converter integriert

Das vormals eigenständige Werkzeug VMware Converter Enterprise ist in Virtual Center 2.5 integriert. Damit lassen sich physische und virtuelle Server in die ESX-Farm importieren. Nach dem Basis-Setup des Virtual Centers muss der Administrator dieses Tool via Snap-in-Menü installieren und aktivieren. Anschließend lässt sich die Importfunktion über die rechte Maustaste nutzen. Für den Import vorgefertigter Virtual Appliances in OVF-Form (Open Virtual Machine Format) steht im Virtual Center ein eigener Menüpunkt zur Verfügung.

Hinter der Schaltfläche Consolidation verbirgt sich ein Analyse- und Migrationsassistent, der untersucht, welche Server im Netzwerk sich besonders gut für eine Virtualisierung eignen. Der Administrator wählt die gewünschte Domäne oder Arbeitsgruppe aus, woraufhin das Tool automatisch nach den im Netz vorhandenen Rechnern sucht und diese analysiert. Geeignete Systeme lassen sich anschließend per P2V-Migration (Physical to Virtual) in virtuelle Server umwandeln.

Im Test ließ sich die P2V-Migration eines Windows 2003 Servers ohne Probleme durchführen. Das Guided Consolidation Tool sammelte Systeminformationen wie CPU- und Arbeitsspeicherausstattung. Anschließend wurde der Server erfolgreich in eine virtuelle Maschine umgewandelt.

Speicherort virtueller Server ändern

Der ESX Server 3.5 ermöglicht es, virtuelle Server im laufenden Betrieb unterbrechungsfrei von einem Datastore auf ein anderes Speicherziel zu verschieben. Im Test wurde mithilfe von Storage VMotion ein virtueller W2003-Server im laufenden Betrieb von einem iSCSI-Speichersystem auf den lokalen Datastore eines ESX-Hosts verschoben, was reibungslos funktionierte.

VMware hat auch die Hochverfügbarkeitsfunktionen verbessert: Die neue Funktion Enhanced HA erkennt mittels Heartbeats, wenn virtuelle Server ausfallen und startet diese dann wieder automatisch. Neu ist auch der Site Recovery Manager, ein Workflow-Produkt, das Prozesse abbildet und steuert, die im Ernstfall durchzuführen sind. Dieses Tool ist unter anderem in der Lage, die LUN-Mappings sowie die IP-Adressen virtueller Server zu ändern.

VMware Consolidated Backup (VCB) unterstützt nun auch iSCSI und NAS. VCB erstellt einen Snapshot des zu sichernden virtuellen Servers, verschiebt den Snapshot dann auf eine andere Disk und mountet ihn, um die Datensicherung offline durchzuführen. Der VCB-Server lässt sich jetzt auch als virtuelle Maschine (VM) betreiben.

Verteiltes Energie-Management

Als weitere Neuerung hat VMware das Distributed Resource Scheduling (DRS) um ein verteiltes Energie-Management erweitert. Damit lassen sich nicht benötigte ESX-Server zum Beispiel während der Nacht oder am Wochenende automatisch in den Standby-Modus schalten. Die virtuellen Server werden vorher mithilfe von VMotion auf einen anderen ESX-Host verschoben. Sobald wieder mehr Rechenleistung benötigt wird, fährt das Virtual Center die ESX-Server automatisch wieder hoch. In größeren Umgebungen mit zeitabhängigen Auslastungsprofilen spart dies Stromkosten. Im Test wurde das automatische Energie-Management aktiviert, und nach einiger Zeit hat das Virtual Center einen der beiden ESX-Server in den Standby-Modus geschaltet.

VMware hat der VI3 einen Update-Manager spendiert, mit dem sich Patches und Updates von zentraler Stelle aus sowohl auf ESX-Servern als auch auf virtuellen Windows- und Red-Hat-Linux-Servern installieren lassen. Physische Server kann das Tool dagegen nicht patchen. Wie beim Enterprise Converter handelt es sich um ein Plug-in für das Virtual Center, das der Administrator aktivieren muss, damit es zur Verfügung steht. Im Test ließ sich das Plug-in problemlos installieren. Der Update-Manager scannt die ausgewählten Server nach vorhandenen Updates und installiert dann anhand des Vergleichs mit der vom Administrator definierten Baseline fehlende Patches. Die Updates kann das Tool über eine Internet-Verbindung auf den Virtual Center Server herunterladen. Auf Wunsch erhält der Administrator eine E-Mail-Benachrichtigung, sobald der Download der Updates abgeschlossen ist. Von den virtuellen Servern erstellt das Tool vor der Installation der Updates automatisch einen Snapshot. In der 3i-Version ist der Update-Manager nicht integriert.

Die Aktualisierung der zwei ESX-Hosts klappte beim Test zunächst nicht: Es erschien die Fehlermeldung "Metadata for Patch Missing". Die Suche in VMwares Knowledge Base förderte den richtigen Hinweis zu Tage: Der Virtual Center Server war mit zwei Netzwerkkarten ausgestattet, einer für die Kommunikation mit den ESX-Servern und einer für den Internet-Zugang. Damit der Update Manager korrekt funktioniert, muss die Netzwerkkarte für die ESX-Kommunikation in der Binding Order von Windows an erster Stelle stehen. Nachdem diese Einstellung geändert war, ließen sich die Updates mithilfe des Tools auf den beiden ESX-Servern des Testnetzes installieren.

Preisgestaltung

Bezüglich der Preisgestaltung bietet VMware verschiedene Bundles an. So kostet zum Beispiel die Virtual Center Foundation für kleinere Unternehmen oder Filialen pro zwei physischer CPUs 995 Dollar. Die Preise für VMware Infrastructure 3 Standard liegen bei 2.995 Dollar, für die Enterprise-Version bei 5.750 Dollar (ebenfalls pro zwei physischer CPUs). Hinzu kommen knapp 5.000 Dollar für die Virtual-Center-Lösung sowie die Kosten für die Support- und Software-Update-Services. Virtual Center ist auch in einer deutschsprachigen Version erhältlich. Dies soll deutschen Anwendern den Einstieg in die Server-Virtualisierung erleichern.

Noch dieses Quartal soll der VI-3-Nachfolger, das Cloud-Betriebssystem VMware Vsphere 4, erscheinen. Dieses werden wir in einer Folgeausgabe testen.

Info: VMware Tel.: 089/370617000 Web: www.vmware.com/de


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