VMworld in Cannes, 24. bis 27.02.2009

Vsphere als Fundament für Cloud Computing

19. Mai 2009, 22:00 Uhr | Stefan Mutschler/wg

Rund 100 Aussteller und zirka 4.500 Teilnehmer zog die diesjährige VMworld nach Cannes. Virtualisierung und Virtualisierungs-Management gehören mehr denn je zu den Top-Themen der IT. Neben Gastgeber VMware, der unter anderem die RZ-Virtualisierungsarchitektur Vsphere näher umriss, brachten auch zahlreiche Partner spannende Neuigkeiten mit an die Côte d’Azur.

Nach wie vor geben Unternehmen laut Schätzungen rund 70 Prozent ihres IT-Budgets dafür aus, dass im RZ "die Lichter anbleiben". Nur zirka 30 Prozent fließen in Maßnahmen, die das Geschäft voranbringen. "Ein solches Verhältnis für die Verwendung der Mittel ist künftig keinesfalls mehr tolerierbar", so VMware-Chef Paul Maritz auf der VMworld. Die Lösung liegt für Maritz in vollständiger RZ-Virtualisierung und optimierter Nutzung interner und externer Clouds. Ein Meilenstein auf dem Weg zu diesen Zielen ist ein RZ-Betriebssystem oder "Software-Mainframe", wie Maritz es bezeichnete. VMware versteht ein solches VDC-OS (Virtual Data Center OS) nicht als Produkt von der Stange, sondern als modulare, individuell bestückbare Plattform.

Basisgerüst für den Software-Mainframe

VMware liefert eine solche Plattform mit einer Art Basisgerüst. So gliedert Vsphere den Software-Mainframe in sechs Kernkomponenten, an die sich zugehörige Funktionen flexibel andocken lassen. Auf der Service- und Policy-Ebene sind dies die Bausteine Verfügbarkeit, Sicherheit und Skalierbarkeit, auf Aggregationsebene Rechenleistung, Speicher und Netzwerk. Der Steuerung dient die neue Vcenter-Suite, eine SLA-getriebene (Service Level Agreement), erweiterbaren Management-Suite.

Vsphere soll die Basis für eine neue Art des Cloud Computing legen. "Clouds sind eine feine Sache, aber sie bergen auch eine große Gefahr", so Maritz. "Derzeit entstehen vielerorts proprietäre Cloud-Lösungen, in denen die Unternehmen dann auf Gedeih und Verderb gefangen sind." Sie erinnerten ihn an das berühmte "Hotel California", in das man einchecke, aber aus dem man nie wieder abreise.

Einen Segen sieht Maritz in Clouds nur, wenn sie zueinander kompatibel sind und Anwender Services quasi in einer eigenen "privaten Wolke" flexibel zwischen Clouds hin- und herschieben können ("Private Clouds"). Dies sei beispielsweise für Unternehmen wichtig, die sporadisch oder periodisch mit Spitzenlasten umgehen müssen, die ihre eigene Infrastruktur überfordern. Eine Ausrichtung der RZ-Infrastruktur an den Spitzenlasten sei nicht sinnvoll, da in diesem Falle viele Systeme die meiste Zeit im Leerlauf betrieben würden. "Deswegen muss hier das Zusammenspiel zwischen interner und externer Cloud flexibel und elastisch sein, damit Unternehmen ihre IT-Services ohne Einschränkungen gestalten können", so Maritz.

Ein Cloud-Standard existiert indes noch nicht - VMware hat jedoch angekündigt, dessen Entwicklung mit aller Macht voranzutreiben. Ein Aspekt dieser Bemühungen ist etwa die Vcloud-Initiative, die VMware bereits vergangenes Jahr auf der VMworld in Las Vegas vorgestellt hatte.

VMs zwischen Clouds live migrieren

Zusammen mit den Providern will VMware hier virtuellen Maschinen (VMs) oder logischen Gruppen von VMs beibringen, auch über entfernte Strecken und zwischen den Clouds unterschiedlicher Netzwerk-Provider live zu migrieren. In der Filmstadt Cannes konnte VMware für diese Vcloud-Initiative bereits mehr als 400 Mitglieder verkünden.

T-Systems zeigte in Cannes am Beispiel seiner "Dynamic Services", wie sich flexible Clouds auf VMware-Basis realisieren lassen. Künftig soll die Provider- und applikationsübergreifende Service-Verschiebung zwischen Clouds einfacher werden. Mit der Vcloud-API hat VMware dazu eine neue Programmierschnittstelle für Cloud-Services vorgestellt. Sie soll im Laufe dieses Jahres auf den Markt kommen.

Zum Manager komplexer Cloud-Konstrukte fühlt sich CA berufen - durchaus in Konkurrenz zur VMware-eigenen Vcenter-Suite. Der Hersteller kam unter anderem mit seinem Ende letzten Jahres vorgestellten "Data Center Automation Manager" an die Mittelmeerküste. Die Software unterstützt die Echtzeit-Provisionierung und das Performance-Management zwischen den Clouds auf dem eigenen Firmengelände und solchen, die im SaaS-Modus (Software as a Service) betrieben werden. Zudem kontrolliert der Data Center Automation Manager die Ressourcenzuweisung in Echtzeit, sorgt für die Verfügbarkeit des Netzwerks und bietet ein Service-Level-Management für Cloud-basierte Serviceangebote.

Partnerkonzept

Bei der Funktionsbestückung des Vsphere-Gerüsts setzt VMware in erster Linie auf die Einbindung von Partnern. Beispiel Netzwerk: Neben einer eigenen, eher generischen Switch-Virtualisierung stellte VMware in Cannes hier in erster Linie Partner Cisco ins Rampenlicht. Dessen virtueller Software-Switch Nexus 1000V lässt sich als alternative "Power-Maschine" direkt in die VMware-Infrastruktur integrieren. Noch vielfältiger das Security-Angebot. Hier hegt VMware kaum Eigenambitionen, sondern setzt mittels VMsafe-Technik in weiten Teilen auf Partner wie Check Point, IBM/ISS, McAfee, Symantec oder Trend Micro.

Eine weitere Neuankündigung von VMware auf der VMworld war die Client Virtualization Platform für Intels Vpro-Technik. Zudem präsentierte VMware in Cannes die Ergebnisse eines Performance-Tests, der bewiesen habe, dass ESX-Virtualisierungsplattform inzwischen auch voll datenbanktauglich ist. So habe ein OLTP-Benchmark (Online Transaction Processing) gemäß TPC-C mit einer Oracle-Datenbank ergeben, dass deren Performance in einer ESX-Umgebung nur 15 Prozent unter der nativen lag, wobei die Arbeitslast für den Test fast 90-mal (Transaktionen) beziehungsweise 50-mal (Speicheroperationen) höher war als im praktischen Einsatz im Durchschnitt üblich. "Datenbanken werden damit heute bis auf sehr wenige Ausnahmen ein sehr interessantes Virtualisierungsobjekt", so VMware-CTO Dr. Stephen Herrod.

Das Kongressprogramm und die Ausstellung auf der VMworld wurde in weiten Teilen von VMware-Partnern bestritten. Dazu zählt neben der Storage-Mutter EMC inzwischen fast alles, was in der IT Rang und Namen hat, darunter neben Cisco unter anderem Microsoft, IBM, Fujitsu-Siemens, CA und Netapp. Im Geiste der gepflegten "Coopetition" gab es an den Ständen neben VMware-gerechten Zusatz-Tools und Applikationen auch Dinge, die dem Veranstalter sicher weniger geschmeckt haben dürften. So versucht Microsoft, den eigenen Hypervisor Hyper-V verstärkt als VMware-Alternative in Szene zu setzen. Die Situation erinnert ein wenig an die 90er-Jahre-Schlacht zwischen den Netzwerkbetriebssystemen von Microsoft und dem damals technisch haushoch überlegenen Netware-Produzenten Novell. Die Meinungen, wie weit Microsoft in Sachen Virtualisierung hinter VMware herhinkt, schwanken zwischen zwei und fünf Jahren. Aber wenn Microsoft in der Vergangenheit eines bewiesen hat, dann einen unglaublich langen Atem. Es war sicher kein Zufall, dass Microsoft ausgerechnet zur VMworld seine Kooperation mit dem VMware-Konkurrenten Citrix vertiefte.

Highlights der VMware-Partner: Backup, Restore, Deduplizierung

Acronis hat in Cannes erstmals seine neue Virtual Edition von True Image gezeigt. Die Lösung dient der Sicherung und Wiederherstellung von VMs auf einem physischen Server sowie der Migration zwischen physischen und virtuellen Umgebungen. Iomega (ebenfalls ein EMC-Unternehmen) brachte seine Desktop-NAS-Appliances Storcenter ix2 und Storcenter Pro ix4-100 mit nach Cannes - beide nun VMware-zertifiziert.

Speicherhersteller Netapp hat zur VMworld seinen Storage-Controller der V-Serie auch für heterogene Storage-Umgebungen fit gemacht. Er verwaltet jetzt in Verbindung mit Netapps Deduplizierung auch Storage-Systeme von EMC, IBM, HP und HDS.

Mit wenig Virtualisierung, aber viel Speicher präsentierte sich Quantum. Highlight war das Disk-basierte Enterprise-Storage-System DXI 7500, das Quantum jetzt in einer neuen Version mit 22 Prozent mehr Kapazität vorstellte. Erweiterungen in der Software sollen neue Funktionen für den Betrieb an mehreren Standorten und über mehrere Hierarchiestufen hinweg bieten. Dazu zählen in erster Linie weitere Replikationsoptionen, zusätzliche Wahlmöglichkeiten für die direkte Tape-Erstellung von Disk sowie eine effektivere zentralisierte Deduplikation.


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