Vollversionen im Handel bekommen eine CD - PCs erhalten FTP-Client

Wie sich Microsoft die Distribution des Internet Explorers in Europa vorstellt

15. Juni 2009, 22:57 Uhr |

Microsofts Ankündigung über das neue europäische Windows 7 E, das keinen Internet-Browser enthalten wird, nimmt weitere Gestalt an. So wird es von Microsoft eine separate CD geben, die eine Reihe an Online-Programmen enthält.

"Die Vollversion von Windows 7 wird in Europa von allen Händlern zusammen mit einem neuen
Internet-Pack angeboten auf dem sich der Internet Explorer 8 (IE8) befindet. Es steht dann den
End-Usern frei, dieses Paket zu installieren oder sich für einen anderen Web-Browser zu entscheiden"
, sagte ein Microsoft-Sprecher jetzt über die weiteren Vertriebspläne der Redmonder, nach dem die
EU-Version von Windows 7 nicht den IE8 enthalten wird.

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http://llschnuerer.cmpdm.de//articles/windows_7_e_microsoft_bringt_die_eu_in_bedraengnis:/2009007/31976378_ha_LL.html">Windows
7 E: Microsoft bringt die EU in Bedrängnis

Außer dem IE8 werden auf der CD auch noch die Windows Live Essentials vorhanden sein, zu denen
unter anderen der Windows Live E-Mail-Client, der Live Messenger und der Live Movie Maker gehören.
Microsoft will dieses Paket den Händlern kostenlos überlassen, aber es soll dem Handel freigestellt
bleiben, ob sie dafür eine "Handling-Gebühr" berechnen wollen.

Beim Neukauf von einem PC mit Windows 7 wird Microsoft einen einfachen FTP-Client mitliefern,
über den sich versierte User dann jeden Browser herunterladen, der eine entsprechende
FTP-Verbindung unterstützt. "An den genauen Details für den FTP-Transfer arbeiten wir noch", sagte
eine Microsoft-Sprecherin über den Stand der Entwicklung.

Bezüglich der Möglichkeit, dass die PC-Hersteller (OEMs) einen oder mehrere Browser zusammen mit
Windows vorinstallieren, scheint sich abzuzeichnen, dass diese kein Interesse daran haben. "Die
OEMs haben damit nur mehr Aufwand, den sie nicht bezahlt bekommen", meint Matt Rosoff, Analyst bei
Directions on Microsoft.

Seinem Wissen nach, plant Microsoft auch keinen finanziellen Ausgleich für die OEMs, wenn diese
IE8 vorinstallieren. "Das würde vermutlich wieder einen neuen Konflikt mit der EU-Kartellbehörde
nach sich ziehen", lautet seine Einschätzung.

Allerdings sieht er hier eine hohe Wahrscheinlich dafür, dass Google eine solche Vorgehensweise
starten wird. "Der geringe Marktanteil von Chrome bedeutet kein Kartellrisiko und die OEMs werden
froh sein, wenn sie für dessen Vorinstallation ein paar zusätzliche Dollar bekommen", so seine
Vermutung.

Er meint darüber hinaus, dass Microsoft sich bei der Ablehnung des Browser-Auswahl-Bildschirms
in voller Übereinstimmung mit den OEMs befindet. "Die PC-Hersteller wollen auf keinen Fall in den
Kartellkampf mit der EU hineingezogen werden", lautet seine Einschätzung.

Die EU hatte bislang gehofft, dass sie Microsoft dazu zwingen kann, Windows 7 nicht nur mit dem
IE8, sondern auch mit konkurrierenden Browsern auszuliefern. Einer solchen Auflage ist Microsoft
jetzt durch ein IE8-loses Windows-System zuvorgekommen.

Die konkurrierenden Browser-Hersteller Mozilla (Firefox) und Opera wollen sich mit dieser
Microsoft-Vorgehensweise aber nicht zufrieden geben. "Der Microsoft-Weg ist völlig unzureichend.
Mit Windows 7 ohne IE können sie sich nicht einfach aus dem Staub machen", sagte Hakon Wium Lie,
Cheftechnologe bei Opera, kurz nach Bekanntwerden der Microsoft-Entscheidung.

Für diesen Kommentar hat sich Opera jetzt den massiven Ärger einer Microsoft-nahen User-Gruppe
zugezogen. "Wir fordern ab sofort den totalen Boykott aller Opera-Produkte", schrieb David Taraso
von der JCXP-Gruppe in seinen Blog.

Er sieht in Opera die treibende Kraft hinter der Idee mit dem Auswahl-Bildschirm. "Sie haben
diese unsinnige Beschwereaktion bei der EU gestartet, damit trifft sie die volle Verantwortung",
war seine Antwort auf die Frage, warum er nicht auch Mozilla und Google boykottieren will.

Harald Weiss/CZ


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