Andrang wie beim Iphone - abgewiesene Kunden wollen Klagen

Windows 7: Ansturm auf Vorbestellungen erinnert an die Zeit nach dem Mauerfall

23. Juli 2009, 22:57 Uhr |

Microsofts Hoffnung auf einen Windows-7-Boom scheinen sich zumindest im Endanwender-Markt zu erfüllen. Der Marketingtest mit besonders preiswerten Vorbestellungen war jedenfalls ein voller Erfolg.

Am Mittwoch, den 15. Juli, erlebte man in Deutschland eine Zeitreise zurück in die Jahre nach
dem Mauerfall: zu Verkäufern, die sich gegen eindrückende Kaufhaustüren stemmen, und zu
Menscchenmassen, die ein Schnäppchen machen wollen. Nur dass es dieses Mal nicht an die Wühltische
ging, sondern um die Windows-7-Vorverkaufsboxen.

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Binnen weniger Minuten waren alle Elektronikmärkte in ganz Deutschland leergefegt, denn
Microsoft hatte wie in Zeiten der Planwirtschaft einen künstlichen Mangel geschaffen – und diesen
gleichmäßig über alle Händler verteilt.

So bekamen alle Media-Märkte zusammen nur knapp 15.000 Stück, bei anderen sah es noch finsterer
aus. Der Saturn-Markt in Koblenz erhielt gerade mal 16 Stück, ein in der Nachbarschaft liegender
Expert-Markt knapp 20.

Wer sich am ersten Verkaufstag nicht in dieses Gedränge stürzen wollte, klickte sich bei Amazon
ein. Hier gab es dann eine Spannung wie bei der ersten Mondmission vor 40 Jahren: Um Punkt neun Uhr
sichern sich tausende Online-Kunden die maximal erlaubten drei Exemplare in ihren Warenkorb. "Nur
noch schnell die Zahlung abschließen und dann hämisch über die lachen, die sich ins Gedränge
gestürzt haben", dachten sich die meisten dabei. Doch das klappte diesmal nicht wie gewohnt, denn
die Server gingen aufgrund des Ansturms in die Knie.

Wer bis 09:05 Uhr seinen Kauf nicht unter Dach und Fach hatte, ging leer aus. Einige der
Enttäuschten wollen jetzt gegen den Online-Händler eine Sammelklage anstrengen – schließlich hatten
sie das Produkt ja schon im Warenkorb.

Nur bei Neckermann und Quelle gab es noch die begehrten Boxen. Denen hatten die Windows-Fans
wohl nicht zugetraut, dass sie überhaupt welche bekommen.

Ganz besonders clever wollte der Media-Markt sein. Deren Marketing-Manager setzten die
Vorverkaufsversion "Home Premium" zum Preis von 45 Euro in die Werbung. Start der Kampagne: 17.
Juli, also zwei Tage nach dem offiziellen Beginn der Microsoft-Aktion, und somit ein Garant dafür,
dass man keine Exemplare mehr vorrätig hat.

Im Heimatland von Verbraucherschutz und Verbraucherzentralen macht man sich damit aber keine
Freunde. Zwar hatten ein paar Media-Märkte in weiser Voraussicht einige Exemplare zurückgehalten.
Und auch Microsoft rückte noch ein paar zusätzliche Boxen raus, aber zu retten war die Sache damit
nicht mehr.

So kamen einige Interessenten direkt mit ihrem Anwalt, der auf die Herausgabe einer Box klagen
wollte. Andere sahen sich in ihrer vom Grundgesetz geschützten Freiheit eingeschränkt, wenn die
Exemplare pro Kunde auf eine Box beschränkt wurden, und beriefen sich auf die drei Stück, die
Microsoft ihnen "zugesprochen" hätte.

Manche Kunden hatten bereits am Eingang die Verbraucherzentrale am Handy und hielten dieses dann
dem Verkäufer ans Ohr. Einige Windows-7-Fans blieben wie Detektive stundenlang in der
Softwareabteilung, nur um festzustellen, ob tatsächlich alle wieder ohne Box heimgeschickt werden.
Manche Märkte berichten von Kunden, die drei Tage hintereinander von morgens bis abends ausharrten,
nur um einschreiten zu können, sollte ein Verkäufer es wagen, doch noch eine Box
herauszurücken.

Die ganze Hype beweist, dass gute Microsoft-Systeme immer noch das Hauptinteresse bei den
Endanwendern sind. Binnen zehn Minuten verkaufte ein durchschnittlicher Händler rund 50
Windows-7-Boxen. Zum Vergleich: Beim Release von Vista ging diese Menge nicht einmal in einem Monat
durch die Kasse, und auch der Start von Windows XP war nicht annähernd so erfolgreich.

Der Ansturm auf Windows 7 ist nur vergleichbar mit dem Verkaufsstart des Iphone. Doch im
Gegensatz dazu konnte Apple die Tagesnachfrage befriedigen. Bei Windows 7 kamen dagegen auf eine
Box etwa achtzig Interessenten.

Die Vorverkaufsaktion von Microsoft war geschicktes Marketing. Sie hat gezeigt, dass Millionen
sehnsüchtig auf einen echten, würdigen Nachfolger von Windows XP warten. Microsoft lässt die
Windows-Gemeinde hoffen und verärgert sie mit limitierten Vorverkaufsversionen; dies aber beweist
den Slogan: "Bei Windows 7 machen wir alles anders."

Harald Weiss/
wg


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