Mit Xendesktop 2.0 hat nun auch SBC-Marktführer (Server-based Computing) Citrix - wie zuvor schon Konkurrent Vmware mit VDI (Virtual Desktop Infrastructure) - eine ausgereifte Lösung für die Desktop-Virtualisierung in sein Portfolio integriert. Mit VDI oder Xendesktop läuft ein kompletter PC als virtuelle Instanz auf einem Server im Rechenzentrum, was die Skalierbarkeit, das Management und die Sicherheit verbessert. Auf der Client-Seite ist dann lediglich ein Thin Client (TC) statt eines ausgewachsenen und wartungsintensiven PCs erforderlich. Beim Launch von Xendesktop 2.0 hatten Citrix-Mitarbeiter schon angedeutet, dass deshalb nun mit neuen TC-Geräten zu rechnen sei, die speziell auf die Desktop-Virtualisierung ausgelegt sind.
Als erster Anbieter im TC-Markt hat nun Wyse entsprechende – und Strom sparende – Geräte angekündigt: Die neue Gerätefamilie namens Viance bietet laut Hersteller eine einfache Einrichtung und Verwaltung, hohe Performance, Multimediafähigkeit, umfassende Kompatibilität von USB-Peripherie, Multi-Display-Unterstützung und einen schnellen Zugang zu Online-Support für Endanwender. Die Viance-Geräte basieren auf der Hardware der V-Klasse von Wyse, einschließlich CPU, RAM und Flash. Als Betriebssystem kommt auch hier Wyse Thin OS zum Einsatz. Von der V-Klasse unterscheidet sich die Viance-Familie allerdings durch ein separates Firmware-Image, das genau gemäß Citrix-Spezifikationen angepasst wurde. An Bord ist zum Beispiel unter anderem ein Client für den Citrix Connection Broker. Die Geräte kommen TC-üblich ohne Lüfter und Festplatte aus. Die Leistungsaufnahme der Geräte liegt deshalb laut Wyse bei lediglich 13 bis 19 Watt. Wenn die virtuellen Desktops serverseitig bereits laufen, kann ein Mitarbeiter damit laut Wyse nun nach einem Boot von nur fünf bis sechs Sekunden direkt Zugriff auf seinen Desktop erhalten.
–
Citrix und Vmware auf Konfrontationskurs: King Kong vs. Godzilla
–
Deutschland wichtigster Thin-Client-Absatzmarkt in Westeuropa
–
Wyse virtualisiert den Anschluss von USB-Geräten
–
Thin Clients geben sich breit und dick
Die neuen Geräte von Wyse zielen darauf ab, die Akzeptanz der Desktop-Virtualisierung seitens der Anwender aufgrund leichter Bedienung und hoher Leistungsfähigkeit zu erhöhen. Mit an Bord ist deshalb auch Wyses Lösung TCX Multimedia. Mit dieser Bildbeschleunigungslösung ist es laut Wyse möglich, Multimediainhalte sogar im Vollbildmodus störungs- und ruckelfrei zu betrachten. Mit TCX Multimedia erfolgt die Decodierung der Bilddaten auf dem TC, alle Treiber befinden sich hingegen virtualisiert auf dem Server. Damit erhält die IT-Abteilung eine genaue Kontrolle darüber, welche USB-Peripherie erlaubt ist.
"Wyse arbeitete in der Vergangenheit mit Citrix zusammen, um Thin Clients für Terminalservices und Presentation Server zu vermarkten, aber jetzt bietet sich eine neue und größere Marktchance", kommentierte John Abbott, Chefanalyst bei der 451 Group. "Desktop-Virtualisierung erzwingt praktisch ein Appliance-Modell auf dem Desktop – die Anwender sind typischerweise nicht darauf erpicht, von einem physischen PC aus auf ein virtuelles PC-Image zuzugreifen. Citrix und Wyse sind gut positioniert, um vom schnell wachsenden Virtual-Desktop- Infrastructure-(VDI)-Sektor zu profitieren und Thin Clients erstmals in einem breiteren Markt zu platzieren.?
Für mobilen Anwender bietet Wyse den Viance Pro X. Er basiert auf der Hardware des bestehenden Wyse X90 mit Windows XP Embedded. Ausgestattet ist das Gerät mit 802.11 b/g/n WLAN-Support, einem 15,4 Zoll-WXGA-TFT-LC-Display, voller Multimedialeistung (unterstützt WPF-fähige Applikationen) und Gigabit-Ethernet- Connectivity. Mit dem Viance Pro X zielt Wyse auf Anwender mit häufig wechselnden Einsatzorten, beispielsweise Klinikpersonal oder auch Versicherungssachverständige für Schadensansprüche.
Das Prinzip Desktop-Virtualisierung hat in den letzten Quartalen vor allem Virtualisierungschwergewicht Vmware unter dem Namen VDI als Client-seitige Erweiterung seiner Lösung für die Servervirtualisierung propagiert. VDI erlaubt die zentrale Bereitstellung von Desktops und vermeidet damit sowohl die Managementaufwände des Fat Client Computings als auch die Frage der Terminalserverfähigkeit der verwendeten Applikationen. Denn VDI stellt pro Mitarbeiter jeweils einen eigenen Desktop bereit – sodass allerdings auch zumindest serverseitig eine ganze Reihe von Images zu managen und zu patchen sind. Mit der Übernahme von Xensource hat Citrix eine direkte Konkurrenzlösung zugekauft und nun in sein Portfolio eingebaut. Für die schnelle Bereitstellung und Aktualisierung von Desktop-Images verfügt Citrix zudem über die Lösung Provisioning-Server, die ein Master-Image als Ausgangsbasis für individuell erweiterbare Desktops verwendet. Diesem Ansatz will Vmware wiederum mit SVI (Scalable Virtual Images) eine Konkurrenzlösung entgegensetzen.
Xendesktop geht damit also über eine reine Desktop-Zentralisierungslösung hinaus: Die Software bietet eine durchgängige Desktop-Delivery-Lösung, die zwar einheitliche Desktops (zum Beispiel für ein Call-Center) vorhalten, aber auch den Desktop eines Anwenders dynamisch zusammenstellen kann. Beide Ansätze können auch die Einbindung von Terminalserver-Anwendungen umfassen. Xendesktop vereinfacht und beschleunigt damit das Management und die Bereitstellung von Desktops. Zugleich erhöht der Ansatz – ähnlich dem SBC – den Schutz der Unternehmensdaten. Er soll die Gesamtbetriebskosten um bis zu 40 Prozent senken können.
Die Einstiegspreise der neuen Wyse Viance Appliances beginnen bei 321 Euro. Damit sind die Viance-Geräte ein wenig teurer als die Standard-V-Klasse, die ab 283 Euro Listenpreis zu erwerben ist. Die Lieferung in Stückzahlen soll noch in diesem Quartal starten.
LANline/Dr. Wilhelm Greiner