Webbasierte Videos verstärkt im Einsatz

Youtube verändert die Unternehmenskommunikation

7. Januar 2007, 23:55 Uhr |

Die Unternehmenskommunikation mit Kunden, Investoren und Partnern basierte bislang auf Texten und Bildern, die entweder direkt oder über das Web bereitgestellt wurden. Doch mit zunehmender Bandbreite der Internetzugänge und einem entsprechend angepassten Anwenderverhalten lassen sich inzwischen auch Videos sehr erfolgreich in diesen Kommunikationsprozess integrieren. Damit können die Unternehmen in ihrer Kommunikation auf die vom TV her bekannten Informationsprozesse aufsetzen und vor allem komplexere Zusammenhänge anschaulich und einprägsamer vermitteln.

Sun Microsystems hat beispielsweise einen solchen Video-News-Kanal auf seiner Website implementiert und verbucht seitdem fast viermal so viele Benutzer. Auch der Saatguthersteller Monsanto produzierte jüngst einen Videobereich zur besseren Information der Farmer. Der Film wurde in einer bei Youtube angemieteten Seite online gestellt und wird inzwischen 15.000-mal pro Monat betrachtet. Auch Walmart, General Motors, große Immobilienmakler und Architekten setzen verstärkt auf die Kommunikation via Web-Video. "Der Deal von Google mit Youtube hat eine unvorstellbare Welle ausgelöst", sagt Colin Dixon, Analystin bei der Marktforschungsagentur Diffusion Group. "Viele Firmen machen sich jetzt plötzlich Gedanken darüber, wie sie ein entsprechendes Video-Webangebot aufbauen können."

Unternehmen, die ein solches Informationsangebot planen, haben verschiedene Möglichkeiten der technischen Realisierung: Die einfachste Form ist das Onlinestellen bei Youtube oder einem vergleichbaren Dienst. Auch viele TK- und Web-Hosting-Unternehmen bieten bereits ein derartiges Hosting als Dienstleistung an. Der Vorteil einer solchen Lösung ist, dass kein Redesign der eigenen Website nötig ist und auch der Traffic nicht die eigene Site belastet. Außerdem ist die gesamte Administration ausgelagert. Der Nachteil einer solchen Lösung besteht darin, dass sich kein übergreifender Nutzen herausbilden kann.

Suns so genanntes Mediacenter ist Teil des gesamten Informationsangebotes an Entwickler, CIOs, Unternehmenschefs, Analysten und die Presse und ist direkt verbunden mit zugehörigen Präsentationen, Fachbeiträgen, technischen Daten und Unternehmenskennzahlen. Ein weiterer Vorteil des integrierten Hosting besteht darin, dass die Suchmaschinen die Deskriptoren der Videos finden und damit die Videos auch über eine Google-Suche leichter auffindbar sind.

Für den Aufbau solcher unternehmenseigener Video-Center bieten bekannte Hersteller wie Cisco bereits ein Vielzahl an Tools an, die jedoch nicht billig sind. Ciscos Software startet beispielsweise bei 133.000 Dollar. Folglich sehen die Marktauguren bereits einen interessanten Markt entstehen. AMR Research glaubt, dass sich dieser Markt von derzeit 237 Millionen Dollar auf knapp zwei Milliarden Dollar bis 2011 fast verzehnfachen wird.

Der Aufbau eines eigenen Videoangebots wirft neben den Redesign-Problemen auch viele technische Fragen auf: Streaming oder Download, Real- oder Media-Player und wie verhält es sich mit dem Copyright, falls im Film das Logo eines anderen Unternehmens zu sehen ist? Hinzu kommen die "Transportprobleme". Amerikas TK-Gesellschaften diskutieren bereits laut über eine Abschaffung der kostenfreien Internetübertragung für die Anbieter und planen die Einführung einer Bandbreitengebühr, die ein bevorzugte Datendurchreichung für "Premiumkunden" sicherstellen soll. Und wer seine Informationen weltweit verbreiten will, sollte bei Akamai oder Limelight für eine ausreichende Serverspiegelung sorgen.

Auf der Nutzerseite könnte eine damit eventuell entstehende "Videosucht" der Mitarbeiter nicht unbedingt bei allen Chefs auf Zustimmung stoßen. Wer als IT-Chef in so einem Unternehmen arbeitet, sollte sich vorsorglich überlegen, ob und wie sich am schnellsten die Bandbreite der PCs einschränken lassen, oder ob man es sich leisten kann, bestimmte Dateitypen pauschal zu sperren.

Harald Weiss/wg


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