Serie P2V, Teil 6: Microsoft SCVMM 2008

Zentrale Konsole für Windows und VMware

29. Juli 2009, 22:00 Uhr | Thomas Joos/wg

Mit dem neuen System Center Virtual Machine Manager (SCVMM) 2008 bietet Microsoft eine zentrale Verwaltungsoberfläche für virtuelle Infrastrukturen. Eine wichtige Neuerung der neuen Version ist die Unterstützung von VMware-Umgebungen.

Virtualisierung ist heute in Unternehmen eines der wichtigsten Themen, und immer mehr Firmen
benötigen eine zentrale Verwaltungsoberfläche für virtuelle Infrastrukturen mehrerer Hersteller.
Denn diese Umgebungen sind oft heterogen und müssen daher meist mit unterschiedlichen
Verwaltungswerkzeugen verwaltet werden. Das kostet unnötig Geld und bindet Ressourcen. Mit der
neuen Version von SCVMM bietet Microsoft endlich auch die Möglichkeit, nicht nur die hauseigenen
Virtualisierungstechniken zu verwalten, sondern auch virtuelle Server in
VMware-Infrastrukturen.

Der Ansatz von Microsoft ist es, mit SCVMM 2008 eine Infrastruktur sowohl für
Enterprise-Umgebungen mit Hunderten physischen Hosts und Tausenden virtuellen Servern als auch für
kleine und mittelständische Unternehmen mit nur fünf physischen Hosts zu schaffen. Der Virtual
Machine Manager 2008 bietet im Vergleich zu seinem Vorgänger einige sehr wichtige Änderungen:
Virtuelle Maschinen (VMs) lassen sich viel schneller bereitstellen. Durch neue Mechanismen und
Tools ist die Migration von physischen zu virtuellen Servern (P2V) einfach und nahezu ohne
Ausfallzeiten durchzuführen. Auch das Übertragen von virtuellen Computern zwischen den
verschiedenen Virtualisierungsinfrastrukturen (V2V) ist jetzt möglich.

Rechte zum Erstellen von VMs lassen sich delegieren. So erhalten untergeordnete Administratoren
die Möglichkeit, virtuelle Server aufzusetzen oder deren Einstellungen zu ändern. Systemweite
Einstellungen des VMM sind so vor Änderungen geschützt. Auch die intelligente VM-Platzierung auf
physische Hosts übernimmt VMM, ohne dass Administratoren jedes Mal manuell eingreifen müssen. Für
virtuelle Server lassen sich auch Vorlagen erstellen, sodass identische Einstellungen nicht immer
wieder für jeden Computer vorzunehmen sind.

Neben der Verwaltung virtueller Computer, die auf Virtual Server 2005 oder der Hyper-V-Lösung
von Windows Server 2008 basieren, unterstützt die neue Version jetzt auch verschiedene
VMware-Virtualisierungsumgebungen. Für Unternehmen ist dabei sicher die Unterstützung von VMware
ESX mit Virtual Center und VMware Virtual Infrastructure 3 (VI3) am wichtigsten. Dadurch erhalten
Organisationen eine zentrale Verwaltungsplattform: In einer einzigen Konsole verwaltet SCVMM nicht
nur die physischen Hosts der virtuellen Umgebung, sondern auch alle darin enthaltenen virtuellen
Computer. Allerdings ist der Einsatz nur dann sinnvoll, wenn Unternehmen neben VMware-Produkten
Microsoft-Technik zur Virtualisierung einsetzen oder zumindest Microsoft-Technik auf mehreren
Servern verwalten. Leider unterstützt SCVMM 2008 nicht, wie ursprünglich angekündigt, auch
Xenserver als Virtualisierungslösung. Microsoft will dies aber künftig integrieren. Wann dies
geschehen wird, steht in den Sternen. Unternehmen, die Xen einsetzen, sollten also derzeit besser
nicht zu SCVMM greifen, außer es stehen im Unternehmen noch weitere Virtualisierungs-Server
bereit.

Durch die Zentralisierung ist auch eine systemübergreifende Migration von VMs möglich.
Allerdings verwendet SCVMM 2008 VMwares Lösung Vmotion, um virtuelle Server zu VMware-ESX- oder
VI3- Systemen zu portieren, Microsoft Quick Migration hingegen dient der Migration zu Hyper-V. Auf
diesem Weg verschieben Systemverwalter VMs zwischen den verschiedenen Hosts nahezu ohne
Ausfallzeit. Verwenden Unternehmen Vmotion, gibt es keinerlei Ausfallzeiten.

Auch eine P2V-Migration ermöglicht SCVMM. Hier verwendet die Software eine schnelle
blockbasierte Übertragung und unterstützt auch den Schattenkopiedienst von Windows Server
2003/2008. Bislang ist eine Migration von virtuellen zu physischen Servern (V2P) mit SCVMM noch
nicht möglich. Microsoft arbeitet aber mit Partnern bereits an einer Lösung für diese
Anforderung.

Durch die vollständige Kompatibilität zu Hyper-V und Windows Server 2008 unterstützt VMM auch
64-Bit-Betriebssysteme als Host und Gast und ist Failover-Cluster-fähig. Dadurch lassen sich
hochverfügbare virtuelle Infrastrukturen erstellen, die den Unternehmen eine höhere
Ausfallsicherheit bieten. Die Grundlage dafür stellt Windows Server 2008 dar. Damit erkennt SCVMM
automatisch ausgefallene oder neu hinzugefügte Cluster-Knoten und handelt entsprechend. SCVMM
unterstützt aber auch Host-Cluster, bei denen die Cluster-Knoten unter VMware ESX-Server
laufen.

Außerdem unterstützt SCVMM jetzt vollständig die Windows Powershell, die für Windows Server 2008
und 2003 zur Verfügung steht. Für die Powershell gibt es beispielsweise Skripts, mit denen
Systemverwalter zahlreiche Aufgaben unabhängig von der virtuellen Plattform automatisieren. Durch
die Installation des SCVMM werden über 170 neue CMDlets in die Powershell integriert. Sie
erleichtern die Automatisierung und Verwaltung der virtuellen Maschinen erheblich. Alle Funktionen,
die in der grafischen Oberfläche zur Verfügung stehen, lassen sich so auch per Skript steuern. Vor
allem Systemverwalter, die gerne automatisieren oder Skripte zur Vereinheitlichung der
Konfiguration schreiben, erhalten durch diese neue Möglichkeit ein breites Spektrum an
Möglichkeiten.

Ein Vorteil von SCVMM 2008 ist die Integration in andere Produkte aus der Reihe System Center.
Natürlich ist der Betrieb dieser Lösungen keine Voraussetzung: Unternehmen können auch nur VMM
einsetzen. Allerdings steigt der Nutzen des SCVMM vor allem durch den Einsatz des System Center
Operation Manager (SCOM) 2007 erheblich. Durch die neue Funktion "Performance and Resource
Optimation" (PRO) erhalten Systemverwalter die Möglichkeit, Richtlinien und Regeln zu hinterlegen,
bei denen der SCVMM Daten aus SCOM 2007 verwendet, um die Verfügbarkeit und Leistung der virtuellen
Computer zu verbessern und die Hardware der physischen Hosts besser auszunutzen.

Sehr nützlich ist die neue Möglichkeit, Verwaltungsrechte zu delegieren. Nicht jeder
Systemverwalter braucht für jeden virtuellen Computer vollständige administrative Rechte. Durch das
neue Rechtemodell können übergeordnete Administratoren Aufgaben oder die Verwaltung einzelner VMs
delegieren. Auch die Web-Oberfläche des SCVMMs hat Microsoft überarbeitet und die Powershell aus
der Web-Oberfläche heraus verfügbar gemacht.

Für große Unternehmen stellt Microsoft SCVMM 2008 als Teil der Server Management Suite
Enterprise (SMSE) zur Verfügung. Diese enthält neben SCVMM auch SCOM 2007 und den Nachfolger des
Systems Management Servers (SMS) 2003 namens System Center Configuration Manager (SCCM) 2007. Die
SMSE enthält zudem die Datensicherungslösung Data Protection Manager (DPM) 2007. Für
mittelständische Unternehmen bietet Microsoft eine Workgroup Edition des SCVMMs. Diese ermöglicht
die Verwaltung von bis zu fünf physischen Hosts.

System Center Virtual Machine Manager besteht aus mehreren Komponenten. Der wichtigste Teil ist
der VMM-Server, der als Kernprozess für die Kommunikation mit den Hosts zuständig ist. Der Server
muss auf einem Computer mit 64-Bit-Prozessor und Windows Server 2008 betrieben werden, und zwar die
Version mit Hyper-V. Auf dem VMM-Server darf Hyper-V nicht installiert sein. Unternehmen verwalten
den VMM-Server mit der Administratorkonsole. Diese stellt die grafische Oberfläche für den
VMM-Server bereit und unterstützt die Powershell-CMDlets. Diese CMDlets lassen sich mit der
Powershell aber auch ohne die Konsole verwenden, zum Beispiel für Skripte und zur Automatisierung.
Zusätzlich bietet VMM ein Web-Portal. Mit diesem können zum Beispiel Administratoren, an die diese
Rechte delegiert wurden, selbst neue virtuelle Computer erstellen.

Die Systemvoraussetzungen des SCVMMs sind Server mit 64-Bit-Prozessor, 2 GByte RAM und
mindestens 200 GByte freiem Festplattenplatz. Ist noch einen Host mit Virtual Server 2005 im
Einsatz, kann man diesen auch dann in die SCVMM-Infrastruktur einbinden, wenn Virtual Server noch
auf einem x86-System mit 32-Bit-Servern läuft. Allerdings müssen die Systemverwalter dann
sicherstellen, dass SCVMM selbst auf einem Hyper-V-aktivierten Windows Server 2008-System mit
64-Bit-Prozessor läuft. Auch ein DVD-Laufwerk sollte im Server vorhanden sein. Neben Windows Server
2008 mit Hyper-V benötigt SCVMM das Dotnet Framework 2.0 und 3.0. Diese integriert der
Installationsassistent des SCVMMs automatisch auf dem Server.

Zur Speicherung der Daten dient SQL Server 2005 Express Edition, die ebenfalls in der
Installation enthalten ist. Die neue SQL Server 2008 Express Edition unterstützt SCVMM allerdings
noch nicht. Ob Microsoft diese Unterstützung mit einem Service-Pack nachreicht, ist noch nicht
klar. Den vollwertigen SQL Server 2008 unterstützt der SCVMM bereits in der aktuellen Version.
Wollen Unternehmen allerdings den gleichen Datenbank-Server für SCVMM 2008 und SCOM 2007 verwenden,
müssen sie auf SQL Server 2005 setzen, da SCOM SQL Server 2008 noch nicht unterstützt. In dieser
Datenbank speichert der VMM-Server beispielsweise die Leistungs- und Konfigurationsdatei und die
Einstellungen der einzelnen virtuellen Computer. Für größere Umgebungen unterstützt SCVMM aber auch
die Standard- oder Enterprise-Edition von SQL Server 2005. In diesem Fall müssen Systemverwalter
den SQL-Server aber auf einer eigenständigen Maschine installieren und lizenzieren.

Da SCVMM auch die Windows-Powershell unterstützt, muss diese ebenfalls auf dem Server
installiert sein. Das gilt auch für das Microsoft Windows Remote Management (Win RM). Für das
Web-Portal des VMM benötigen Unternehmen außerdem den IIS 7.0, der in Windows Server 2008 enthalten
ist. Zudem muss das Unternehmen über ein Active Directory (AD) verfügen, denn SCVMM verwendet die
Authentifizierungsinformationen aus dem AD. Hier reichen auch Umgebungen mit Windows Server 2003.
SCVMM setzt nicht die Migration der Domänen-Controller zu Windows Server 2008 voraus.

VMM und OM lassen sich parallel auf einem Server betreiben. Allerdings ist das aufgrund der
Auslastung nur für Testumgebungen ratsam. In Produktivumgebungen sollten Systemverwalter getrennte
Server verwenden. In diesem Fall muss auf dem VMM-Server auch die OM-Konsole installiert sein. Auf
dem Server, der den OM ausführt, wählen Systemverwalter die Option "Operations Manager
konfigurieren" im Setup aus. Pro verwaltetem Server kostet eine Enterprise-Lizenz für den SCVMM
2008 zirka 1.200 Euro.

Info: Microsoft Tel.: 089/3176-0 Web: www.microsoft.de


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