Mit der Bitexpo wird 2009 eine weitere IT-Messe um die Gunst von Ausstellern und Besuchern buhlen. Im Gespräch mit der LANline ging Professor Jörg Menno Harms, Vorsitzender des Aufsichtsrats von Hewlett Packard, Gründungsmitglied und ehemaliger Vizepräsident des Bitkom und Ehrenvorsitzender des Vereins Baden Württemberg Connected, auf die Besonderheiten dieser Fachmesse und die Standortfrage ein.
LANline: Warum braucht die Branche eine weitere IT-Messe? Zeigen nicht die Zahlen der Platzhirsche, dass viel vom ehemaligen Messegeschäft heute über digitale Kommunikationskanäle läuft?
Harms: Messeaktivitäten über das Internet stecken sicher noch in den Kinderschuhen. Große Leitmessen haben nach wie vor ihre Berechtigung als Schaufenster der Branche. Sie werden ergänzt durch kleinere, auch regionale Messen mit gezieltem Fokus auf fachliche Themen, wie zum Beispiel mit der Bitexpo auf die Entwicklung des E-Business und seiner Anwendungen wie ERP, CRM, BI oder DMS/ECM.
LANline: Wen will man mit der Bitexpo als Aussteller und als Besucher ansprechen?
Harms: Die Baden-Württembergische Wirtschaft ist neben einigen großen Weltunternehmen primär durch einen erfolgreichen Mittelstand gekennzeichnet. Die schnelle Entwicklung der digitalen Arbeitsverfahren und Inhalte, das Aufbrechen und Neukonfigurieren der Wertschöpfungsketten und die globale Vernetzung mit eigenen Dienstleistungen werden die Wirtschaft insgesamt weiter deutlich verändern. Die IT-Infrastrukturen der Unternehmen und der öffentlichen Verwaltung sind dabei ebenso betroffen wie die IT-gestützten Austauschprozesse zwischen den Unternehmen und mit den Konsumenten. Dies interessiert die innovativen Verantwortlichen in der Wirtschaft. Eine Messe vor der Haustür mit Fokus auf genau diese Themen wird für die Wirtschaft in Baden Württemberg, aber auch für ITK-Hersteller und -Dienstleister von großem Interesse sein.
LANline: Auf welche Art von Besuchern muss eine Messe Ihrer Einschätzung nach heute ausgerichtet sein? Immerhin hat sich das Bild der IT-Abteilungen in den Unternehmen in der jüngsten Vergangenheit stark gewandelt und auch die Fachbereiche sprechen bei IT-Beschaffungen stärker mit. Kann eine Messe dem Rechnung tragen?
Harms: Die Bitexpo wird sich auf den Fachbesucher konzentrieren. Die Rolle der IT in den Unternehmen und auch in der öffentlichen Verwaltung ist ja schon lange nicht mehr eine isolierte Angelegenheit der IT-Abteilungen. Die strategische Bedeutung der Informationstechnik für den Geschäftserfolg erfordert den kenntnisreichen Überblick des Managements genauso wie einen in den Geschäftsprozessen des Unternehmens erfahrenen CIO. Diese interessierenden Verfahren der digitalen Wirtschaft soll die Bitexpo präsentieren. Hinzu kommt, dass Baden-Württemberg einen ausgeprägten Wirtschaftssektor erfolgreicher ITK-Dienstleistungs- und Unternehmenssoftwareanbieter aufweist.
LANline: Ein zugegebenermaßen grober Blick auf die deutschen IT-Messen zeigt folgendes Bild: CeBIT und Systems als Generalisten, der Rest sind meist kleinere Fachmessen. Welche Rolle soll dann die Bitexpo in Stuttgart spielen?
Harms: Die Erfahrung zeigt, dass die allgemein gehaltenen Messen dem Fachbesucher nur begrenzt befriedigende Auskünfte geben können. Dies führt dann in der Konsequenz zu Fach- und Hausmessen mit Fokus entweder auf das Angebot einzelner Firmen oder eben auf konkrete, aktuelle Themen wie zum Beispiel ITK-Infrastrukturen und Anwendungen des E-Business und E-Commerce.
LANline: Welchen Stellenwert messen Sie der Frage des Standorts dieser Messe bei?
Harms: Eine Messe mit diesem entscheidenden Thema für die Entwicklung digitaler Arbeitsprozesse in Wirtschaft und Verwaltung kann - mitten in Baden-Württemberg - eigentlich nur ein Erfolg für alle interessierten Parteien werden. Zusätzlich überzeugt die Möglichkeit, in begleitenden Vortragsforen die in diesen Themen engagierten technischen und betriebswirtschaftlichen Hochschulen des Landes mit der Wirtschaft und Verwaltung zu vernetzen.
LANline: Herr Professor Harms, vielen Dank für das Gespräch.