Fujitsu Technology Solutions stellt Blade-System vor

Zwölf Dutzend Kerne im Würfel

12. Mai 2009, 22:58 Uhr |

Die ehemalige Fujitsu Siemens Computers gönnt sich ein zweites System für Steckkarten-Server. Der "Dynamic Cube" bringt Nützliches für die Virtualität mit. Die BX900, so die nüchterne Serienbezeichnung des Blade-Systems, konkurriert mit der schon seit geraumer Zeit angebotenen, hauseigenen BX600-Plattform. Einsteckrechner und Gehäuse sind nicht kompatibel. Das Unternehmen will sich auf absehbare Zeit zwei alternative Produktlinien leisten. "Ganz fest ist: Wir haben keine weitere Planung für ein drittes Blade. Und die Roadmaps beider Blades haben erst einmal keine Endpunkte", sagte der für das System zuständige Marketing-Manager Michael Homborg bei der Präsentation.

"Als etwas langsam" hinsichtlich der Innovationen gelte sein Unternehmen bei der Kundschaft,
räumt er ein. Und wohl, um dieses Image zu verändern, hat Fujitsu Technology Solutions sehr viel
Zukunftsweisendes in seinen Blade-Würfel gepackt. Das betrifft sowohl die Mechanik und die
Raumaufteilung, wodurch sich Blade-Systeme ja vor allem unterscheiden, als auch die
Virtualisierungs-Features.

Auf zehn Rack-Höheneinheiten, also knapp 44 Zentimetern, bringt Fujitsu 18 Blades unter. Sie
verfügen über je zwei Sockel. Bestückt mit den aktuellen vierkernigen Xeon-Chips, bringen sie es
also zusammen auf 144 Prozessor-Cores pro Würfel.

Jeder Einzel-Server verfügt über Steckplätze für 18 DIMMs (Dual Inline Memory Module), was bei
der gegenwärtigen Chiptechnik eine Gesamtkapazität von 2,5 Terabyte ergibt. Die passive Midplane
ist auf bis zu 22 Gigabit pro Sekunde und Datenpfad ausgelegt. Ihre aggregierte Bandbreite liegt
bei theoretischen 6,4 TBit pro Sekunde.

"Zweieinhalb Jahre Entwicklungsarbeit stecken im Dynamic Cube", ist Homborg stolz. Vor allem die
Kühlung haben die Ingenieure gegenüber der Vorgängerversion optimiert. Im Unterschied zur BX600
klebt an ihr jetzt auch der Cool-safe-Aufkleber. So nennt das Unternehmen die Design- und
Simulationsmethoden für die Belüftung seiner Systeme.

Die BX900 verfügt über eine integrierte Kühlung und Stromversorgung. Das spart Platz, der sich
dazu verwenden lässt, um in den Blades die Wärmequellen günstig anzuordnen. Vor allem Kennziffern
zu Rauminhalt und Flächen präsentierte das Unternehmen denn auch bei der Vorstellung der Plattform.
Zwischen 3,3 und 4,6 Liter betrage das Volumen der von der Konkurrenz angebotenen Blades. Die
neuesten Fujitsu-Klingen bringen es hingegen auf stolze 4,8 Liter. Und dann haben die Entwickler
einfach noch größere Löcher in die Front der Blades gebohrt, damit die kühle Luft besser strömen
kann. Beim löchrigsten Konkurrenten brächten es die Einsteckrechner nur auf 29 Prozent
Lufteinströmfläche. Bei den jüngsten Blades von Fujitsu hingegen sind es 35 Prozent.

"Blades mit VMDQ bekommt man nur bei Fujitsu", tönt Homborg und weist damit auf die
Virtualisierungs-Features des dynamischen Würfels hin. VMDQ (Virtual Machine Device Queuing) ist
Teil von VT-c (Virtual Technology for Connectivity), also eines der Felder, auf denen Intel sich
dem Virtualitäts-Support jenseits des Prozessors zuwendet.

Laufen auf einer CPU mehrere virtuelle Maschinen, so muss der Hypervisor – und damit die CPU
auch die Netzkommunikation dieser virtuellen Maschinen auseinander sortieren. Der physische
Prozessor macht also nicht nur auf mehrere virtuelle CPUs – er gibt auch noch den virtuellen
Switch. Und damit kann der stärkste Chip überlastet sein.

Deshalb lagert VMDQ einen Teil der für die Paketzustellung notwendigen Rechenarbeit an die
Netzwerkkarte aus. Ansonsten könnte bei einer 10-Gigabit-Anbindung der Prozessor rasch zum Nadelöhr
werden. Im Intel-internen Test mit VMware und Windows Server 2003 bringt es eine
10-Gigabit-Netzwerkkarte ohne VMDQ denn auch nur auf 4 GBit/s. Lediglich wenn sie selber einen Teil
der Virtualisierungsmühen auf sich lädt, hält sie mit über 9 GBit nahezu, was ihr Name
verspricht.

Allerdings ist ein Gutteil der Virtualisierungsfeatures, die der Dynamic Cube verspricht,
derzeit noch ziemlich virtuell. VMDQ ist derzeit nur in den 1-Gigabit-Controllern von Intel auf dem
Motherboard implementiert. Netzkarten mit 10 Gigabit, wo es dann wirklich einen Sinn ergibt, werden
noch einige Monate auf sich warten lassen.

Auch werden die Blades anfangs nicht mit der vollen Memory-Kapazität erhältlich sein. Man sollte
also in den Systemen, die diesen Monat verfügbar werden, eher eine Art Preview auf künftige,
richtige Virtualisierungssupercomputer sehen.

Schwer dürfte es Fujitsu fallen, sich Verkaufsargumente für sein bestehendes Bladesystem BX600
auszudenken. Derzeit behilft sich Homborg noch mit dem einschlägigen Hinweis, dass die hauseigene
Konkurrenz durch BX900 "bestimmt noch Kinderkrankheiten haben" wird, es für konservative Anwender
daher durchaus ratsam sein kann, auf das bewährte Altsystem zu setzen. In dem Maße allerdings, in
dem der Dynamic Cube hält, was seine Verkäufer versprechen, wird er die BX600-Systeme aufs
Altenteil schicken.

Nachdem Fujitsus Sparc-Geschäft wegen der Turbulenzen um den Kooperationspartner Sun immer
unwägbarer wird, ist der Konzern bei x86-Servern umso ambitionierter. Derzeit ist er mit einem
Anteil von 4 Prozent die Nummer 4 auf diesem Markt. Im nächsten Jahr sollen es bereits 7 Prozent
sein. Und bei der Vorstellung der neuen Blades erklärte Senior Vice President Bernd Wagner: "Unser
Ziel ist ein Marktanteil von über zehn Prozent". 2012 so die hauseigene Roadmap soll diese Marke
überschritten werden. Die Verantwortung dafür liegt bei den Chefs in den Münchner Highlight-Towers.
Die ehemaligen Siemensianer sind innerhalb des Fujitsu-Konzerns fürs Geschäft mit Intel-Servern
zuständig.

Achim Killer/CZ

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