»Gigantisches« aus Soest
Michael Otto strahlt dieser Tage mehr als sonst. Der Chef des weltweit größten Versandhändlers Otto-Gruppe hat gleich mehrere Gründe hierfür. Beispielsweise wenn der smarte Hanseate an Soest und den dortigen Broadliner Actebis denkt.
Eine Schallmauer konnte die Otto- Gruppe dann doch nicht durchbrechen, was angesichts der positiven Zahlen zum Geschäftsjahr 2006/2007 die gute Laune von Michael Otto, Chef des weltweit größten Versandhändlers Otto-Group, nicht trüben konnte. In Deutschland blieb der Konzern mit einem Umsatzplus von 1,2 Prozent auf 6,9 Milliarden Euro dann doch unter der Sieben-Milliarden-Marke. Ansonsten knackte die Otto-Gruppe gleich drei Schallmauern: Mit einem Umsatzplus von 4,5 Prozent zum Ende Februar überschritt der Konzern die Grenze von 15 Milliarden Euro und kam auf Erlöse von 15,232 Milliarden. Im ECommerce mit Verbrauchern erreichte die Otto-Gruppe locker die Umsatzmarke von vier Milliarden Euro – ein sattes Plus von 33 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Schließlich noch die Actebis- Gruppe, die mit einem Plus von 6,9 Prozent auf Erlöse von 4,01 Milliarden Euro kam. »Eine klar positive Entwicklung«, so das Statement aus Hamburg.
Und es scheint weiter gut zu laufen beim Broadliner, der ausgerechnet im Jahre seines 20-jährigen Bestehens möglicherweise in neue Hände kommen könnte. In Soest jedenfalls spielen die seit Jahren bestehenden Verkaufsabsichten von Otto, der sich aus dem Großhandelsgeschäft zurückziehen will, keine Rolle. Verkaufsgespräche, sollten sie denn geführt werden, würden keinen Einfluss auf die Arbeit in Soest haben, meint hierzu Actebis-Geschäftsführerin Bärbel Schmidt.
Michael Otto jedenfalls kann auch anders als stets nur lächeln und Geduld zu zeigen. Das bekam die Actebis-Belegschaft in Italien zu spüren. Jahrelang hatte Otto brav restrukturiert, saniert, investiert. Am Ende hatte Italien nicht den gewünschten Gewinn abliefern können. Otto zog die Konsequenzen und verkaufte die Landesgesellschaft schließlich im vergangenen Oktober an die Esprinet Group.
Reißleine ziehen und Notverkauf – davon kann im Hinblick auf Actebis in Soest keine Rede sein. Die ehemalige HP-Managerin Schmidt ist denn auch bester Laune. Die anvisierten Ziele seien deutlich überschritten worden, »wir haben gigantische Wachstumsraten «, bestätigt Schmidt, die ihre Aussage natürlich dahingehend verstanden wissen will, dass der IT-Handel freilich ebenso unter dem nicht minder gigantischen Preisverfall zu leiden hat. Actebis in Deutschland hat diese negative Tendenz gut verkraftet und scheint auch weiterhin gut gerüstet zu sein. Das erste Quartal laufe gut, mehr will Schmidt nicht verraten.
An Spekulationen zu einem Verkauf der Actebis-Gruppe mit ihren europaweit insgesamt 2.100 Mitarbeitern, die nun nach den guten Zahlen wieder aufkommen, will sich die Managerin nicht beteiligen. Nur soviel: An eine mögliche Zerschlagung des Broadliners durch einen Käufer glaubt Schmidt nicht. »Das macht keinen Sinn.«