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Unternehmen stehen Offshoring skeptisch gegenüber

»Made in Germany« bevorzugt

Schwierigkeiten bei der Verständigung, Einbußen bei der Produktivität und Qualitätsverlust – das fürchten viele deutsche Unternehmen, wenn IT-Services in Billiglohnländern erbracht werden. Die Globalisierung des IT-Servicemarkts ist dennoch nicht aufzuhalten.

Autor:Martin Fryba • 13.12.2006 • ca. 1:05 Min

Kostenvorteile einerseits – Ängste bei Endkunden anderseits: In dieser Zwickmühle sehen sich viele IT-Dienstleister, die ihre Services in Länder mit niedrigerem Lohnniveau auslagern, um sie Kunden auf dem deutschen Markt kostengünstig anbieten zu können. Eine von Softlab, der IT-Tochter von BMW, in Auftrag gegebene Umfrage belegt, dass Kunden solche Offshore-Konzepte skeptisch bis ablehnend beurteilen. Lediglich ein Viertel der 400 befragten Mittelstands- und Großbetriebe akzeptieren Offshoring. Mehr als die Hälfte sind dagegen der Meinung, dass technische Unterstützung ihrer IT »made in Germany« sein sollte. Die Vorbehalte sind in erster Linie Verständigungsschwierigkeiten (61 Prozent), zeitliche Verzögerungen bei der Problemlösung (58 Prozent), höhere Ausfallzeiten und damit Verlust der Produktivität (54 Prozent) sowie unterschiedliche Qualitätsmaßstäbe (44 Prozent). Geringe fachliche Kompetenzen sind dagegen kein Hinderungsgrund.

Gefährlich kann es für ITDienstleister werden, wenn sie Services in Billiglohnländer verlagern, ohne mit ihren Kunden im Vorfeld darüber zu sprechen. In diesem Fall könnten Kunden abspringen, denn zwei von fünf Befragten gaben an, ihre Geschäftsbeziehungen mit IT-Dienstleistern zu überprüfen, falls diese entsprechende Auslagerungen vornehmen würden. Softlab-Manager Klaus von der Osten-Sacken ist dennoch überzeugt, dass die weitgehend emotionalen Vorbehalte der Kunden die Globalisierung von IT-Services nicht aufhalten werden. »Wer eine pragmatische Nutzenbetrachtung vornimmt, wird schnell erkennen, dass Offshoring auch bei den IT-Dienstleistungen alles andere als ein Schreckgespenst ist.« Schließlich sind gerade hoch standardisierte Services prädestiniert für eine Auslagerung in Billiglohnländer, weil sie Kunden deutlich kostengünstiger einkaufen können. Vor einem aber warnt der Manager: Isolierte Entscheidungen, die lediglich auf Kostenersparnis beruhen und strategische Konsequenzen außer Acht lassen.