Ballmer: Wir gewinnen gegen Linux
Nächst Woche wird Microsoft-CEO Steve Ballmer die CeBIT eröffnen. In einem Exklusiv-Interview mit der Informationweek USA gab er Einblick in die Firmenstrategie und wie er gegen Linux gewinnen will.

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- Wachstum mit Servern
- Offene Standards annehmen
InformationWeek: Vmware umwirbt aggressiv Kunden. Microsoft scheint da im Rückstand zu sein, die Schlüsselkomponente Hyper-V verzögert sich. Ist Microsoft im Nachteil, wenn es in den Virtualisierungsmarkt eintritt?
Ballmer: Es ist wahrscheinlich besser, als erster Marktanteile zu gewinnen. Aber der Markt ist gerade einmal angekratzt, weniger als fünf Prozent aller Systeme laufen virtuell. Virtualisierung ist zu komplex und zu teuer. Deshalb profitieren viele Kunden noch nicht davon. Es ist zu isoliert von den Dingen, die im Rechenzentrum und bei der Anwendungsentwicklung ablaufen. Ich kritisiere das nicht, aber eine Demokratisierung ist notwendig. Vmware könnte das tun, aber ich sehe bei ihnen keine Bewegung in diese Richtung. Es gibt auch Open-Sorce-Alternativen. Mir gefällt unser Angebot. Ich denke, dass wir die echten Probleme angehen. Das heißt nicht, dass der Wettbewerb verschwinden wird. Wir erkennen das an und bieten gute Interoperabilität mit Vmwares virtuellen Maschinen. Aber wir weisen echten Unterschied auf: in der Einfachheit, Leistung und im integriertes Management. Ich hätte es natürlich gerne gesehen, wenn Mircosoft früher am Markt gewesen wäre. Aber glauben Sie mir, wir werden einen echten Unterschied ausmachen.
Es gibt zahlreiche Kunden, die sich Sorgen machen, wie es mit der Anwendungskompatibilität der neuen Produkte aussieht. Bei Vista gab es da schon schlechte Erfahrungen. Welche Sicherheit kann Microsoft seinen Kunden geben, dass ein rascher Umstieg auf Windows Server 2008 problemlos möglich ist?
Ich bin zuversichtlich, dass wir gemeinsam mit den ISVs (Entwicklungspartner von Microsoft, Anm. d. Red.) gut daran gearbeitet haben, dass keine Probleme auftreten. Dass der Server ein Jahr nach Vista erscheint, ist da hilfreich. Deswegen glaube ich, dass dies rasch vorangehen wird. In den meisten Fällen arbeitet der Server sowieso nur mit Standardanwendungen. Natürlich sind aber auch Spezialapplikationen wichtig.
Reden wir über Linux. Sie selbst sagen, dass Sie gegen Linux Fortschritte machen und einige Analysten bestätigen das. Ein Viertel unserer Leser hat aber gesagt, dass sie verstärkt Windows-Server durch Linux-Server ersetzen wollen. Wie wollen Sie diese Leute überzeugen und künftig gegen Linux antreten?
Wir müssen die Kunden überzeugen, dass wir echten Mehrwert liefern. Das machen wir. Wir treten gegen Linux an wie gegen jeden anderen Konkurrenten. Es geht vor allem um die Total Cost of Ownership, die Gesamtkosten. Linux ist Open Source und kostet erst einmal nichts, aber bei den Gesamtkosten und der Qualität unserer Produkte liegen wir dennoch vorn. Nehmen wir Sharepoint, die Qualität unserer Datenbank, unsere Tools, Visual Studio und .Net, wie einfach es ist, Anwendungen zu bauen. Das alles ist Teil unseres Mehrwertes und unser Vorteil bei den Gesamtkosten. Es gibt unbestritten einige Marktsegmente, wo wir noch nicht so gut gearbeitet haben, etwa bei High-Performance-Computing. Hier hält Linux einen Marktanteil von 40 Prozent und liegt vor Microsoft. Wir haben es erst letztes Jahr geschafft, mit einem konkurrenzfähigen Angebot in diesen Markt einzudringen. Aber jetzt sind wir da und gewinnen Marktanteile. Es läuft immer auf die alte Formel hinaus: Niedrige Preise, hohe Innovation, niedrige Gesamtkosten.
Spielen Interoperabilität, Standards und Offenheit in Auseinandersetzung mit Linux und Open Source eine Rolle?
Das ist sicherlich hilfreich. Interoperabilität wirkt sich in zwei Richtungen aus: Du öffnest dich dem Anderen und er öffnet sich dir. Davon profitieren unsere Kunden und das ist großartig. Theoretisch gibt es Risiken, wo Interoperabilität mehr schaden als nützen kann, aber ich glaube nicht, dass diese Gefahr wahrscheinlich ist. Dennoch muss man dies berücksichtigen. Ich habe immer Witze gegen IBM gemacht: Wir öffnen euch den Desktop, und ihr öffnet uns den Mainframe und das Rechenzentrum: Dann schauen wir mal, wer gewinnt.
IBM behauptet ja, dass der Mainframe vor einer Renaissance steht. Was halten Sie davon?
Daran glaube ich nicht. Es mag sein, dass IBM ihn am Leben erhalten und damit den Umsatz ausbauen will. Aber fragen Sie doch Ihre Leser, ob der Mainframe wirklich vor einem Comeback steht. Ich glaube, dieser Aussage würden höchstens 25 Prozent zustimmen.