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Eigenmarken der Distributoren für Consumer: CE-Markt im Visier

Eigenmarken der Distributoren für Consumer: CE-Markt im Visier. Einige Grossisten setzen bei ihren Eigenmarken nicht mehr nur auf PCs, Notebooks oder Monitore für den Business-Bereich, sondern wollen mit UE-Artikeln auch den Consumer-Markt erobern. Fachhändler, die mit LCD-TVs oder hochgerüsteten Gamer-Maschinen der Disti-Hausmarken Geschäfte machen wollen, stoßen allerdings auf Gegner: die Retailer.

Autor:Samba Schulte • 13.4.2005 • ca. 3:45 Min

Eigenmarken der Distributoren für Consumer: CE-Markt im Visier

Es muss nicht immer PC, Monitor oder ein Notebook sein ? manche Distributoren weiten das Sortiment ihrer Eigenmarken gezielt in Richtung Consumer Electronics aus. Dabei war die Hausmarken-Strategie der Grossisten traditionell auf den B-2-B-Bereich ausgerichtet. Das galt sowohl für Distributoren mit Fertigung, wie etwa Siewert & Kau oder COS, wie auch für Fertiger mit Distributionsgeschäft, beispielsweise Tarox oder Wortmann. Der Sinn der Fertigung im Großhandelshaus besteht nämlich darin, den Fachhandelspartnern einen B-Brand anbieten zu können, mit dem sich die Reseller im Wettbewerb unterscheiden, Preisvergleiche mit den A-Brands vermeiden und gleichzeitig die Kundenbindung erhöhen können. Üblicherweise bieten die Unternehmen dabei PCs, Notebooks, Server oder auch Monitore an.

Umgekehrte Vorzeichen

Dass manche Distributoren nun verstärkt auch auf Consumer Electronics, vom LCD-TV bis hin zum MP3-Player, setzen, kommt einer Strategie-Ausweitung gleich, denn die Unternehmen zielen mit diesen Artikeln auf den Consumer-Markt ? und den erreicht man am besten über Flächenmärkte und Ladenketten. »Die Consumer orientieren sich an den Retailern«, glaubt beispielsweise Andreas Herrmann von Krystaltech Lynx. Herrmann verantwortet die Consumer-Marken von KLE, beispielsweise die MP3-Player der Brands »Cebop« und »Rock«. Diese Produkte werden vor allem über Retailer und Ladenketten, wie etwa MSH oder Conrad, vertrieben. Für Fachhändler seien diese Artikel eher uninteressant: »Die Produktangebote der Distributoren im CE-Segment eignen sich vor allem für preisaggressive Aktionen über den Retail, Fachhändler sollten in diesem Segment auf A-Brand setzen.« Bei KLE denkt man indes über eine Ausweitung der Retail-Marken nach: »Wir haben auch überlegt, LCD-TVs, Festplattenrecorder oder Media-Center-PCs anzubieten«, meint Herrmann. LCD-TVs seien jedoch ebenfalls kein Thema für den IT-Fachhandel, für die durchaus Fachhandels-relevanten Media-Center-PCs und das Thema Heimvernetzung hingegen sei der deutsche Markt noch nicht bereit.

Bei Ingram Micro sieht man das allerdings anders: Im Rahmen des Eigenmarken-Programms »Videoseven« bietet der Broadliner auch LCD-TVs an, beispielsweise den 32-Zoll-LCD-TV »V7 LTV 32D«. Ingram Micro adressiert mit den Geräten gleichermaßen Firmenkunden und Verbraucher. Die Wohnzimmer der Privatkunden will das Unternehmen europaweit aber vor allem auch über den Retail-Kanal erobern: Einige neue LCD-TV-Modelle sollen ab April über Mediamarkt/Saturn (beides Metro-Töchter) erhältlich sein. Durch das Abkommen mit dem Retailer hofft Ingram Micro seine Eigenmarke in Europa voranzubringen. »V7 goes global« heißt das strategische Ziel des Unternehmensbereichs, schließlich verkaufe man inzwischen in vielen europäischen Ländern, aber auch schon in Übersee die Eigenmarken-Produkte sehr gut. Das globale Wachstum der Marke soll vor allem über LCDs und LCD-TVs erfolgen. Trotz der Vereinbarung mit dem Retailer MSH will Ingram aber mit der Eigenmarke weiterhin den Fachhandel fokussieren: Man werde die beiden Vertriebskanäle sauber trennen, verspricht Monika Herzog, Sprecherin der Eigenmarken-Organisation. Vor allem bei den LCD-TVs setzt Ingram seine Hoffnungen auf den Fachhandel, was den Absatz der Geräte im Corporate-Segment betrifft. In Krankenhäusern, Hotels, Flughäfen, Bahnhöfen oder Einkaufszentren könnten die V7-Geräte eingesetzt werden.

Zum »neuen Flaggschiff« der LCD-TV-Reihe von V7 soll das Modell »LTV-32D« werden. Das LG-Panel verfügt über eine sichtbare Bildschirmdiagonale von 31,5 Zoll (80 Zentimeter) und eine Reaktionszeit von 18 Millisekunden. Über die Ein- und Ausgänge (Antenne, Component YUV, 2 x Scart, S-Video, DVI, PC Audio, Audio L/R, VGA) kann der »LTV-32D« mit anderen Komponenten verknüpft werden. Auch beim 32-Zöller setzt V7 vor allem auch auf den Einsatz in Empfangshallen oder auf Messeständen. Der EVK für den »LTV-32D« soll bei 1.319 Euro liegen. Ingram bietet dazu einen 24-Monate-Pick-up-Service an.

High-End-Maschinen für Enthusiasten

Auf das Consumer-Segment zielt auch Tarox mit seiner neuen »Modula«-Reihe. Die »Modula«-Lösungen, verspricht der Distributor und Hersteller von B-2-B-PCs, Servern und Notebooks aus Lünen, sollen in puncto Design und technischer Ausstattung den gehobenen Ansprüchen etwa der »High-End-Gamer« genügen. Beispielsweise bietet das Modell »Modula Extreme 800« eine skalierbare auf der Nvidia-SLI-Technologie basierende Grafiklösung, wobei mehrere Grafikkarten zur Leistungssteigerung ergänzend eingesetzt werden können. Möglich werde dies, weil die Grafik- und Plattformprozessoren von Nvidia mit einer speziellen Kombination aus Hardware und Software die komplette Bandbreite der neuen Busarchitektur »PCI Express« ausnützen könnten. Tarox hat im 3D-Benchmark-2003- Verfahren Werte jenseits der 20.000 Punkte ermittelt. Höchste Rechenleistung und Speicher-Reserven, beispielsweise für die Sammlung von Audio- oder Video-Dateien, bieten ein AMD Athlon 64-Prozessor 4000+, ein Zwei- GByte-Hauptspeicher und zwei Serial-ATA-Festplatten im 200-GByte-RAID-Verbund. Bestückt ist das System außerdem mit weiteren notwendigen Accessoires für die Nutzung als Home-Entertainment-Studio: digitaler TV-Karte (DVB-T), Creatives »Audigy« 5.1 Kanal-Soundkarte, einem NEC DVD+/-RW-Laufwerk und Microsofts »Media Center Edition 2005«. Bedient werden die Media-Funktionen über Logitech »Media Desktop 2.0« inklusive Fernbedienung. Für den »Modula Extreme 8.000« empfiehlt das Unternehmen einen Verkaufspreis von 5.399 Euro. Der HEK beträgt rund 4.000 Euro. Dafür bekommt man auch einen Kleinwagen, gibt Uwe Hüfner, Leiter Productmanagement für PC-Systeme, Mediatainment und Mobile Technologien bei Tarox, zu. Trotz des hohen Preises glaubt Hüfner an gute Absatzchancen im Consumer-Segment, schließlich »ist die Ausstattung des Systems hochwertig und wir adressieren in erster Linie Enthusiasten«. Einsteiger-Modelle, die preislich unter dem »Modula Extreme 8.000« liegen, sollen aber folgen.

Die »Modula«-Systeme will Tarox über Fachhändler, aber auch über Retailer und Mailorder-Häuser an die nichtgewerblichen Endkunden vertreiben. Als zusätzlichen Service für die Reihe bietet Tarox einen Aufstellservice in ganz Deutschland an.