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Kasse vor Klasse

Im Spannungsfeld zwischen Triple-Play-Euphorie und Geiz-ist-geil-Mentalität entfalten die Provider und Anbieter – teilweise aufgeschreckt von Gewinnwarnungen und fallenden Börsenkursen – hektische Betriebsamkeit.

Autor:Redaktion connect-professional • 27.9.2007 • ca. 1:45 Min

Hastig werden Angebotspakete geschnürt und mit teils massivem Außendiensteinsatz an den Kunden gebracht. Zielvorgabe sind möglichst viele Auftragseingänge. Ob der Kunde das angebotene Produkt dann auch braucht, steht dabei anscheinend nicht immer im Vordergrund. So sollen schon mal Rentnerehepaare in den Besitz von DSL-Anschlüssen gelangt sein, die nicht einmal einen Computer besitzen. Und auch die technische Machbarkeit steht der Auftragserteilung nicht unbedingt entgegen.

Betroffen von diesem Vorgehen ist unter anderem auch ein kleines Büro der Redaktion im Landkreis Passau. Anträge auf DSL werden seitens des Providers zwar dankend entgegen genommen. Ob DSL vor Ort aber technisch möglich ist, lässt sich nicht so einfach herausfinden. Dabei hilft auch nicht der Blick ins Internet. Es gibt zwar pfiffige Tools, die nach Eingabe der entsprechenden Telefonnummer(n) anzeigen, ob DSL derzeit verfügbar ist. Im Fall des genannten Standortes, der über drei Telefonanschlüsse verfügt, geht diese Anfrage mit einem demokratischen Ergebnis von zwei zu eins gegen DSL aus. – Merkwürdig, da alle Anschlüsse über ein und die selbe Kupferleitung ins Gebäude führen. Da die Frage der Verfügbarkeit für die Netzbetreiber nicht so ganz einfach zu beantworten scheint, läuft die Auftragsabwicklung auch sehr pragmatisch ab. Wenn sich binnen 14 Tagen nach Auftragseingang nicht herausstellt, dass er auch erfolgreich bearbeitet werden kann, dann bleibt der Kunde halt auf seiner alten Infrastruktur sitzen. Hauptsache, das Gros der potentiellen Kunden wird noch einmal verkaufstechnisch betreut. – Gilt es doch, die nächsten Quartalsergebnisse zu retten.

Kasse vor Klasse – dieses Motto hat sich in der hektischen Triple-Play-Welt seit Jahren etabliert. So zeigen die Produkttests unserer Real-World Labs immer wieder, dass zu viele Geräte mit der heißen Nadel gestrickt sind und nicht die Leistung bringen, die der Anwender erwarten dürfte. Auch unser aktueller Nachtest (ab Seite 6) kommt zu dem Ergebnis, dass aktuelle LAN-Switches zwar besser geworden sind, aber immer noch nicht fehlerfrei arbeiten, und die Hersteller aus Kostengründen beispielsweise auf größere Pufferspeicher verzichten. Richtig spannend geworden ist es in unseren Real-World Labs bei unserer Testreihe »Triple-Play in Funknetzen«. Hier standen erstmals WLAN- und Wimax-Lösungen auf dem Prüfstand. Unsere Testreihen haben ergeben, dass auch hier viele Hersteller noch mit technischen Mängeln kämpfen. Über die Testergebnisse berichten wir in den nächsten Ausgaben von Network Computing sowie live auf der Technology Tour. Denn stimmen muss nicht nur die Kasse, sondern auch die Class-of-Service.

Ihr
Dr. Dirk R. Glogau
Chefreporter