Köpferollen im FJH-Vorstand
Köpferollen im FJH-Vorstand. Der angeschlagene Münchner Softwarehersteller für die Versicherungswirtschaft FJH kommt nicht zur Ruhe. Streitereien im Management kosteten jetzt dem Stellvertreter des Vorstandschefs, Rainer Herbers, den Kopf. Zuvor quittierte Finanzvorstand Thomas Meindl seinen Job. Offenbar auf Druck des neuen Investors, der bereits zuvor Firmenchef und Gründer Manfred Feilmeier vom Thron in den Aufsichtsrat gestürzt haben soll.

Köpferollen im FJH-Vorstand
Mit einem satten Kurssprung von über 20 Prozent honoriert die Börse den heute von FJH bekannt gegebenen Rücktritt von Vorstand Rainer Herbers. Der Stellvertreter des neuen CEO Ulrich Korff hatte »unterschiedliche Auffassungen in Fragen der Geschäftspolitik«, gab der Münchner Softwarehersteller FJH bekannt. Der Firma, die letztes Jahr nur knapp der Insolvenz entkam, steht weiterhin eine knallharte Sanierung ins Haus. Zu Jahresbeginn waren bereits nur noch rund 670 von einstmals über 1.000 Mitarbeiter beim Unternehmen beschäftigt.
Verlust 122 Millionen doppelt so hoch wie Umsatz
Der verspätet vorgelegte Geschäftsbericht 2004 zeigt die ganze Dramatik des einstigen Vorzeigeunternehmens: Der Umsatz schrumpfte um fast 50 Prozent auf 68 Millionen Euro, der Fehlbetrag lag dagegen bei 122,5 Millionen Euro. FJH geriet Ende 2003 nach einer anonymen Strafanzeige wegen Bilanzfälschung in die Schlagzeilen. Ähnlich wie der Finanzdiensteiter MLP hatte FJH noch nicht fakturierte Erlöse in nahezu voller Höhe als zukünftig zu erwartende Umsätze gebucht und so keine getreue Lage des Unternehmens gezeichnet, auch wenn diese Praxis bilanzrechtlich scheinbar zulässig war. Diese Buchungspraxis wurde im vergangenen Jahr geändert, was zu hohen Wertberichtigungen führte.
Wie knapp das Unternehmen an der Insolvenz vorbeischrammte, zeigt der Verkauf der Tochter Heubeck an den früheren Eigentümer Klaus Heubeck Anfang dieses Jahres: 60 Millionen Euro mussten abgeschrieben werden, knapp 13 Millionen dürfte der Notverkauf eingebracht haben, was jedoch nicht ausreichte. Offenbar in letzter Minute sprang dann ein Investor ein. Dabei soll es sich laut Insidern um den Privatmann Karl-Fiedrich Kalmund handeln, der mit dem Münchner Kapitalgeber Global Finance verbandelt ist. Auf sein Betreiben hin soll Firmengründer und Vorstandschef Manfred Feilmeier seines Amtes enthoben und in den Aufsichtsrat abgeschoben worden sein. Offenbar war Kalmund auch die treibende Kraft, die nun Vorstand Rainer Herbers aus dem Unternehmen trieb.
Gerettet ist das Unternehmen aber noch lange nicht. Es wird darauf ankommen, inwieweit es dem neuen CEO Korff gelingen wird, die verunsicherten Kunden aus der Versicherungswirtschaft bei der Stange zu halten. Denn einige IT-Dienstleister stehen schon in der Schlange, um den lukrativen Betrieb unter der FJH-Software bei dieser Klientel abzulösen. Die österreichische Brain Force ist mit dem FJH-Kunden BHW Leben in Hameln bereits einig geworden (CRN berichtete ).