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Komplexe Netzwerke brauchen kompetente Dienstleister

Komplexe Netzwerke brauchen kompetente Dienstleister. Viele Unternehmen betreuen ihr eigenes Datenkommunikationsnetz nicht mehr selbst. Stattdessen vertrauen sie auf Leistungen externer Anbieter. Auch die Süddeutsche Verlagsgruppe hat ihre Wide-Area-Network-Dienste (WAN) ausgelagert.

Autor:Redaktion connect-professional • 23.8.2006 • ca. 4:00 Min

Komplexe Netzwerke brauchen kompetente Dienstleister

Im Ringen mit einheimischen und internationalen Wettbewerbern ist eine schnelle und effektive Kommunikation und die Vernetzung der Standorte mit Partnern Grundvoraussetzung für unternehmerischen Erfolg. Aufgrund ständiger technischer Innovationen stehen die Firmen mit ihrer Kommunikationsstruktur vor der Aufgabe, ihre Systeme langfristig auf einem aktuellen Stand zu halten. »Große weltweit tätige Konzerne haben dieses Problem erkannt und sich zum Outsourcing ihres Wide Area Networks (WANs) entschlossen. Der Betrieb der Weitverkehrsnetze aus einer Hand gehört mittlerweile zum Standard«, erklärt Bardo Werum, Leiter Communication Services beim IT-Dienstleister Lufthansa Systems.
Im Frühjahr dieses Jahres hat der Süddeutsche Verlag den Betrieb seines WANs an die Lufthansa Systems ausgelagert. Der Verlag ist eines der führenden Medienunternehmen in Deutschland und produziert unter anderem die Süddeutsche Zeitung. »Das Outsourcing unseres WANs war eine strategische Entscheidung«, erläutert Harald Arker, CIO der Mediengruppe Süd­deutscher Verlag. »Es spart zum einen Kosten. Aber vor allem wollen wir durch den Einsatz externer Dienstleister und ihres Expertenwissens das sichere Funktionieren unsers Netzwerkes langfristig gewährleisten. Nichts wäre schlimmer, als wenn kurz vor Druckbeginn einer unserer Zeitungen das Netzwerk aus­fiele.«
Die bislang von verschiedenen Anbietern bezogenen Netzwerk-Dienstleistungen erhält Arker nunmehr aus einer Hand. Bereits durch den geringeren Verwaltungsaufwand sinkt der Kostenanteil für externe Dienstleister. Auch aus operativer und technischer Sicht profitiert die Mediengruppe: Der Betrieb eines übergreifenden WANs, in dem verschiedene Anwendungen an unterschiedlichen Standorten und über weite Strecken Informationen austauschen, bietet Vorteile im Gegensatz zu punktuellen Einzelleitungen und Teilnetzwerken in gewachsenen Strukturen.

Outsourcing lohnt sich
Wie das Marktforschungsinstitut IMC Research in einer aktuellen Studie he-rausfand, haben drei von vier multinationalen Unternehmen den Betrieb ihrer WANs an externe Dienstleister ausgelagert. Zu den Hauptgründen für das Outsourcing gehören die Reduzierung der Fixkosten, die Entlastung des Personals für mehr Effizienz im Kerngeschäft sowie die Flexibilisierung der Netzwerk­lösungen ohne Investitionen in neues Equipment. Weitere Kriterien beim WAN-Outsourcing sind die Qualität und geografische Reichweite der Dienstleister und die Ausfallsicherheit der Netzwerke. Das schnelle Erkennen und Beheben von Netzwerkfehlern durch die Service Provider erhöht die Effizienz der Netzwerke und der Kommunikation und schafft damit Wettbewerbsvorteile.
Was für multinationale Konzerne gilt, ist auch in gleichem Maße für Unternehmen von enormer Bedeutung, die nur regional oder national mehrere Standorte und Büros eng miteinander verbinden. Durch die flexible Gestaltung von Arbeitsprozessen stehen die Unternehmen vor der Aufgabe, ausgelagerte Produktionsstandorte effektiv in die Kommunikationsstrukturen einzubinden. Weiterhin erwächst durch die zunehmende Globalisierung von Ar­beitsprozessen die Notwendigkeit, sich auch mit anderen Unternehmen zu vernetzen. So sind auch mittelständische Unternehmen, noch mehr als Großunternehmen, stark in ihren Geschäftsprozessen von funktionierenden Kommunikationsverbindungen mit ihren Kunden, ihren Kooperationspartnern sowie zwischen den einzelnen Standorten abhängig.

Keine Standardlösung
Outsourcing ist jedoch nicht gleich Outsourcing. Jedes Unternehmen muss an-hand der eigenen Kommunikationsstruktur den individuellen Bedarf festlegen und zusammen mit dem Dienstleister geeignete Lösungen erarbeiten und umsetzen. Wichtig für das erfolgreiche Auslagern eines WANs ist eine umfassende Unterstützung durch den Dienstleister über den kompletten Lebenszyklus hinweg. Der Dienstleister bringt hierbei sein Know-how in die Analyse, den Entwurf, die Umsetzung sowie den Betrieb und die Verwaltung des Projektes mit ein.
Kernstück ist die Analyse aller Unternehmensbereiche und der vorhandenen Kommunikationsinfrastruktur. Der Dienstleister ermittelt hierbei den aktuellen Stand der Geschäftsprozesse und der Technologieumgebung. Erst danach werden die Anforderungen an das Netzwerk festgelegt, die Lösung dementsprechend erstellt, angepasst und im operativen Betrieb umgesetzt.
»Beim Outsourcing sollte sich jedes Unternehmen vorher umfassend über die eigenen Bedürfnisse und Ziele im Klaren sein, um so die Zusammenarbeit mit dem Dienstleister von Anfang an effektiv zu gestalten«, berichtet Arker über Erfahrungen des Süddeutschen Verlags beim Auslagern von IT-Dienstleistungen an externe Partner. »Darüber hinaus sollte man als Kunde ein Minimum an Kompetenz intern behalten, um die Service Level Agreements (SLA) mit den Dienstleister abzustimmen und zu überwachen.«
Bei der Bereitstellung der Netze durch die Dienstleister gibt es unterschiedliche Modelle. Vor allem weltweit tätige Anbieter verfügen selbst über ein gut ausgebautes Netz. Andere Anbieter hingegen kaufen die nötigen Netzkapazitäten von großen oder regionalen Service-Providern ein. Laut Werum setzt die Lufthansa Systems auf eine Kombination beider Modelle: »Für die Implementierung steht im deutschsprachigen Raum ein eigener Hochleistungs-Backbone zu Verfügung, während sonst ein verwaltetes Netz eingekauft wird. Dabei können wir im Rahmen einer Multiprovider-Strategie auf die passenden kostengünstigsten Netzanbieter zurückgreifen.«

Projekte mit Zukunft
Die implementierten Lösungen sind so konzipiert, dass sie fortlaufend optimiert und an zukünftige Entwicklungen des Kunden und der Technik angepasst werden können. Unter den aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen und immer knapperen IT-Budgets setzen die IT-Dienstleister beim WAN-Outsourcing auf ganzheitliche und somit zukunftsorientierte Lösungen. Das bedeutet, dass neben den WAN-Diensten auch die Verwaltung und der Betrieb von Sprach- und Mobilfunk-Services bei der Umsetzung bereits berücksichtigt sind.
Bardo Werum, Leiter Communication Services beim IT-Dienstleister Lufthansa Systems, erklärt, wo noch was geht: »Beim Telefonieren sehen wir ein großes Potenzial, die Kosten für interne und externe Gespräche und insbeson­dere Betrieb und Wartung durch Voice over IP (VoIP) nachhaltig zu senken«, erklärt Werum. Eine neue Technologie wie VoIP kann rasch in den ausgelagerten Netzen implementiert werden. Die Mitarbeiter telefonieren mit VoIP an den verschiedenen Standorten über vorhandene Datenleitungen, und gleichzeitig sparen Unternehmer damit weitere Kos-ten ein. Die Unternehmen nutzen auf diesem Weg Synergie-Potenziale ihres Netzwerkes besser aus. Idealerweise bieten die Outsourcing-Dienstleister hierfür alles aus einer Hand ? von der Konzeption, über die Implementierung und den Betrieb bis hin zu Verhandlungen mit Providern und Lieferanten.    

Christian Noack ist freier Journalist