Ordentlich verstaut
Equipment-Racks sorgen für Ordnung im Serverraum. Bei ihrer Anschaffung ist jedoch eine ganze Reihe von Fragen, von der Größe über die Belüftung bis hin zur Mobilität des Schranks zu, klären.

Einen Schrank kaufen, damit Server und andere Geräte ordentlich verstaut sind. So schwer kann dieses Unterfangen doch gar nicht sein. Ganz einfach ist es nicht, denn Schrank ist nicht gleich Schrank. Auch nicht, wenn es sich um standardisierte 19-Zoll-Equipment-Racks handelt. Die Größe der Geräte, die zu einer neuen Ordnung im Schrank finden sollen, ist zwar genormt und damit nicht mehr das Entscheidungskriterium. Vielmehr geht es um die Größe des gesamten Racks, um verschiedene Belüftungen, um die Stromzuführung, die sichere Verwahrung der Geräte und letztendlich auch um »Schmankerl« wie Farbe oder Sonderdekore.
Equipment-Racks sind mittlerweile allgegenwärtig. Kaum ein IT-Verantwortlicher wird seine teuren Server offen lagern. Das gilt in gleicher Weise für Büro- wie auch für Fabrikationsbereiche. Allerdings sind die Kriterien für die diversen Standorte unterschiedlich. Bei der Beschaffung von Server-Schränken gelten die gleichen Regeln wie auch für alle anderen Bereiche der IT-Investitionen. Eine genaue Planung und Analyse sollten dem Kauf vorausgehen. Welcher Platzbedarf besteht? Wie viel Platz ist überhaupt vorhanden? Welche Sicherheitsmaßnahmen sind notwendig? Diese Fragen sind nur einige der wichtigen Punkte, die es zu klären gilt.
Wie robust das Rack auszufallen hat, bestimmt der Standort. So sollte in raueren Umgebungen, beispielsweise in einer Fabrikation, sicher sein, dass das Rack die Geräte vor Staub, Luftfeuchtigkeit oder Hitze schützt. Bei Banken oder Behörden sind es eher die Sicherheitsfaktoren, die im Vordergrund stehen. Stehen die Racks an einen Standort, den auch Besucher beziehungsweise Kunden betreten, ist sicherlich auch ein attraktives Äußeres von Bedeutung, möglicherweise sogar mit dem Logo des Unternehmens oder anderen Merkmalen der Corporate-Identity. Equipment-Racks gibt es daher in jeder erdenklichen Farbe und Form. Nur die Größe der einzelnen Racks (Einschübe) reguliert der Industriestandard EIA-310 von der Electronics-Industry-Alliance. Weitere Informationen dazu und zu der Normierungsorganisation finden sich unter www.eia.org. Der Standard liefert nützliche Hinweise zu der Ausrechnung des benötigten Platzes für die vorhandenen Server.
Innere Sicherheit
Racks müssen die unterschiedlichsten Sicherheitsvorkehrungen aufweisen. Das betrifft auch so simple Aspekte wie einen abschließbaren Schrank. Ebenso wichtig ist aber auch die innere Sicherheit. Was nützt es, wenn der Schrank bestens nach außen geschützt ist, innen verschmoren die Geräte aber, da nicht für eine ausreichende Belüftung gesorgt ist? Viele Geräte werden mit jeder Version kleiner. Das ist erfreulich, da sie damit weniger Platzbedarf haben, allerdings gibt jedes Gerät auch Hitze ab. Immer mehr kleinere Geräte im Schrank sorgen aber auch für immer größere Hitze. Diese Wärmeemission wird schnell zu einem Problem im voll gepackten Schrank. Eine passive Belüftung reicht dann kaum noch aus, und es ist ein aktives Belüftungssystem beziehungsweise Kühlung notwendig. Diese ist mittlerweile auch sehr komfortabel mit einer thermostatischen Regelung im Angebot. Eine clevere Belüftungsform arbeitet mit forcierter Luftverteilung. Ein entsprechendes Gerät am Boden des Schranks drückt die Luft nach oben und sorgt so für eine zusätzliche Luftzufuhr.
Je nach Standort sollte der Netzwerkverantwortliche im Fall einer aktiven Kühlung auch auf die entstehende Geräuschkulisse achten. Das gilt besonders, wenn sich der Schrank in der Nähe von Arbeitsplätzen befindet. Kaum ein Mitarbeiter wird sich auf seine Arbeit konzentrieren können, wenn er ständig das laute Summen des Kühlsystems im Ohr hat. Im schlimmsten Fall erinnert der Lärmpegel an einen startenden Helikopter.
Auch für die Serverhersteller ist die massive Wärmeentwicklung zum Thema geworden. Leistungsfähigere CPUs und kleinere Geräte machen Klimatisierung auf Basis von Flüssigkeiten erforderlich. Power und Klima in Racks stehen in einem direkten kausalen Zusammenhang. Eingebaute Komponenten erfordern durch redundante Auslegung der Systeme, beispielsweise bei Speichermedien und Netzteilen, eine immer höhere Leistungszufuhr. Mit steigender Performance steigt somit auch das Energievolumen. Diese eingesetzte Energie muss auch wieder aus dem Schrank herausgeführt werden. Dabei ist es wichtig, diese Grundanforderung von Beginn bei der Systemlösungen zu berücksichtigen. So sind skalierbare Lösungen verfügbar, deren Leistung sich mit der wachsenden Anzahl von Geräten im Rack steigern lässt. Die gleichmäßige Verteilung der kalten Luft vor der 19-Zoll-Ebene, komplette Zugänglichkeit, Skalierbarkeit, Erweiterung nach Bedarf und Fernüberwachung sind für die meisten Anwender die maßgebenden Kriterien bei der Kaufentscheidung.
Äußerer Schutz
Neben dem inneren physikalischen Schutz der Geräte ist es eigentlich eine Selbstverständlichkeit, auch das Äußere des Racks zu sichern. So ist der Zutritt zum Serverraum beziehungsweise Datencenter meist nur einen gewissen Personenkreis gestattet. Oft ist es aber auch sinnvoll, den Zugang zu den einzelnen Racks zu sichern. So sollten die Schränke mindestens abschließbar sein. Wenn sie mit entfernbaren Seitenpanelen ausgestattet sind, sollten sich diese ebenfalls sichern lassen. Mutwillige Beschädigungen sind damit wenigstens erschwert. Wenn die IT-Infrastruktur zu klein ist, um einen eigenen Serverraum zu rechtfertigen, ist ein abschließbares Rack nahezu unerlässlich. Um für weitere Sicherheit zu sorgen, gibt es spezielle Sensoren, die Türen, Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder die Stromzufuhr überwachen. Allerdings handelt es sich hierbei meist um Zusatzgeräte.
Auch die Art der Stromzuführung ist zu berücksichtigen. Die integrierten Komponenten wollen alle mit 230-Volt-Wechselstrom versorgt sein. Daher ist es wichtig, auf eine ausreichende Anzahl von Steckdosenleisten und Steckdosen zu achten. Diese sollten bereits in das Racksystem integriert sein. Sehr störend wirken Steckdosenleisten aus dem Heimwerkermarkt, die hinten am Rack festgeklebt sind oder am Boden verstreut liegen. Sie machen wenig Eindruck auf den Sicherheitsbeauftragten des Unternehmens. Integrierte Entstörfilter und Überspannungsschützer vermeiden böse Überraschungen aus dem Stromnetz. Zumindest unternehmenskritische Komponenten sollten durch eine redundante Auslegung und eigene USV-Systeme geschützt sein. Die allermeisten IT-Komponenten sind in 19-Zoll-Gehäusen erhältlich und passen in die standardisierten Schübe der handelsüblichen IT-Schränke. Die Definition berücksichtigt allerdings nur die Breite, in ihrer Höhe können sie erheblich variieren. Das Einbaumaß aller Dinge, also der IT-Komponenten, ist hier die Höheneinheit, kurz HE. Eine HE beträgt exakt 44,45 Millimeter. Superflache Komponenten wie verschiedene Switches, Hubs oder Web-Server kommen mit nur einer HE aus. Komponenten im Miniformat wie Server-Blades passen sogar zu mehreren in den gleichen Raum einer HE. Aufwändigere Komponenten fordern oft ein Vielfaches dieser Höhe. Ausgewachsene 19-Zoll-Racks bringen es in der Aufnahmekapazität auf mehr als 40 Höheneinheiten.
Kabel hübsch aufgeräumt
Diese Standardisierung auf 19 Zoll erlaubt die saubere Installation einer ganzen Reihe von Komponenten. Hinzu kommt der Vorteil einer festen und übersichtlichen Verlegung der Kabel, die von oben oder von unten in die Racks geführt werden und dort im vertikalen Bereich über Rangierbügel zu den entsprechenden Ports im Patchfeld oder zu der jeweiligen aktiven Komponente laufen.
Die Platzierung der Netzwerktechnik in 19-Zoll-Schränke bietet eine ganze Reihe von Vorteilen. Neben der sauberen, geordneten und somit übersichtlichen Unterbringung aller Infrastrukturelemente bieten die Racks Schutz gegen eine Reihe von Umwelteinflüssen. Je nach Standort sind diese ganz unterschiedlich, und die Racks müssen entsprechend gewappnet sein. Einige gut geschützte Systeme eignen sich sogar für die Aufstellung im Außenbereich. Gute IT-Schränke schützen in Verbindung mit einem breiten Zubehörprogramm zuverlässig vor Wasser, Staub und mechanischer Beschädigung und sind je nach Typ auch für den Einsatz als Steuerschränke in Fertigungsbereichen geeignet. Der Schutz gegen Staub, Berührung und Wasser ist sehr detailliert standardisiert. Hier kommt die so genannte IP-Kennzeichnung zum Einsatz. Diese besteht aus zwei Kennziffern. Die erste steht für den Schutzgrad gegen Staub und Berührung, die zweite für die Wasserresistenz. So bedeutet beispielsweise IP 30: Schützt gegen feste Fremdkörper von 2,5 Millimetern und größer, schützt nicht vor Wasser. IP 63 hingegen bedeutet: Ist staubdicht und schützt mindestens fünf Minuten lang vor Sprühwasser. Die gesamte IP-Skala befindet sich beispielsweise unter www.rittal.de. Eine weitere Schutzarten-Systematik liefert die National-Electrical-Manufacturing-Association, kurz Nema, eine Normierungsorganisation in Washington, die eine Reihe von technischen Standards veröffentlicht, aber selbst keine Produkte prüft oder zertifiziert. Die Nema-Klassifizierung beschreibt sowohl den Schutz von Personen gegen unbeabsichtigte Berührung mit Ausrüstungsgegenständen als auch den Schutz durch äußere Einflüsse auf einen IT-Schrank. So bedeutet Nema 1 beispielsweise: Geeignet für die Aufstellung im Innenbereich, schützt vor herunterfallendem Schmutz. Weitere Informationen über die Nema-Systematik finden sich unter www.nema.org.
Früher oder später hat jeder Administrator einmal den Wunsch, eine Tastatur, eine Maus oder einen Bildschirm an viele Computer gleichzeitig anzuschließen. Das gilt natürlich auch im Server-Raum, um mehrere Geräte gemeinsam bedienen zu können. Hier kommen KVM-Switches (Keyboard/Video/Maus) zum Einsatz. Über eine Tastatur, eine Maus und einen Bildschirm ist damit der Zugriff auf zwei bis mehrere Hundert Computer möglich. Diese Switches gibt es in den unterschiedlichsten Varianten. Die einfachsten Geräte sind nicht als simple A/B-Umschalter, während fortgeschrittene Exemplare Zugriff mittels IP gestatten.
Diese Geräte helfen auch, Platz zu sparen. Ein wichtiges Argument, da die meisten Server-Räume nicht besonders großzügig ausgelegt sind. Die Einsparung an Platzbedarf ist einfach zu erkennen: Man staple acht, 16 oder gar 100 verschiedene Bildschirme, Tastaturen und Mäuse aufeinander und vergleiche dies mit einen 1-HE-Rack-Gerät, denn viel mehr Platz benötigen KVM-Switches nicht. Zudem entschärfen sie das Wärmeproblem. Monitore konsumieren eine Menge Energie und geben viel Wärme ab. Ein KVM-Switch benötigt nur wenig Strom und erzeugt kaum Hitze.
Die Accessoires
Neben den wichtigen Leistungsmerkmalen zur eigentlichen Funktionalität der Racks gibt eine ganze Reihe von Optionen, die nicht uninteressant sind. So ist sogar das einfache Rad ein Entscheidungskriterium für IT-Schränke. Wie mobil muss der Schrank sein? Auch bei selten zu erwartenden Umzügen sind Rollen am Schrank sinnvoll. Allerdings müssen die Rollen feststellbar sein, da ansonsten beim Beladen der Racks Gefahren drohen. Auch ist Vorsicht geboten, wenn schwerere Geräte nach oben verlagert werden. Die rollenden Racks kippen leichter um als die fest stehenden Varianten.
Weiterer Entscheidungspunkt ist die Beleuchtung. Ist der Schrank von vorn wie auch von hinten zugänglich, ist sie weniger ein Problem. Hat das Rack lediglich vorn Zugang, wird es bei relativ vollem Rack hinten schnell sehr dunkel. Eine integrierte Innenbeleuchtung sorgt für Bedienungskomfort, und der IT-Techniker ist nicht gezwungen, die Taschenlampe zwischen den Zähnen zu halten, damit er beide Hände für die Wartungsarbeiten frei hat.
Lange Listen mit weiteren Features füllen über die genannten Merkmale hinaus die Kataloge der Anbieter. Optionale Details und Bauteile sowie Unterschiede in Ausführung und Design sind an der Tagesordnung. Ein interessantes Extra ist beispielsweise eine ausziehbare Konsole mit einer Höhe von einer HE. Ausgezogen taucht ein LCD-Monitor mit Tastatur und Touchpad beziehungsweise Trackball auf.
Die Außenwände der meisten Equipment-Racks bestehen aus robustem Stahlblech. Für die Front- und Rücktüren wünschen sich die meisten Administratoren allerdings Sicherheitsglas, auch in verschiedenen Farben getönt. Das erleichtert den Blick auf die LEDs der Server, und der IT-Mitarbeiter sieht sofort, ob alles läuft, ohne eigens die Tür dafür öffnen zu müssen. Allerdings ist dieser Komfort meist eine Option und auch extra zu bezahlen. Mit Sonderlackierungen oder der Anbringung des Unternehmens-Logos wird der Schrank zum repräsentativen »Möbel« im Unternehmen. [ ka ]