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Desktop-NAS für kleine Arbeitsgruppen

Im Test: Ugreen NAS DH4300 Plus

Das 4-Bay NAS-System DH4300 Plus von Ugreen stellt Arbeitsgruppen bis zu 120 TByte Speicherkapazität zur Verfügung. Für eine gute Performance sorgen eine 8-Core ARM-CPU sowie die LAN-Anbindung mit 2,5-Gbit/s. Im Test konnte das Gerät durch die einfache Inbetriebnahme und Verwaltung sowie ein umfangreiches Feature-Set überzeugen.

Autor: Christoph Lange / Redaktion: Diana Künstler • 5.11.2025 • ca. 6:50 Min

Ugreen NAS DH4300 Plus
© Ugreen

Der chinesische Hersteller Ugreen hat sich im europäischen Markt mit kostengünstigen NAS-Modellen in relativ kurzer Zeit erfolgreich etabliert. connect professional testete das 4-Bay-Desktop-NAS-Modell DH4300 Plus mit einer 8-Core-ARM-CPU. Die DH-Serie verwendet dasselbe Betriebssystem „UGOS Pro“ wie die höher angesiedelten DXP-Systeme. Die DXP-Reihe bietet leistungsfähigere Hardware und unterstützt auch den Betrieb von virtuellen Maschinen. Die DH-Geräte sind energiesparender und können mithilfe von Docker auch Container-Anwendungen bereitstellen.

Für die DH-Serie hat Ugreen eine spezielle Bauweise gewählt. Die Geräte haben eine quadratische Grundform mit 15 Zentimeter Breite und Tiefe und sind 21,5 Zentimeter hoch. Die Laufwerkseinschübe werden von oben senkrecht eingesteckt. Das Design ist ansprechend und macht auf dem Schreibtisch eine gute Figur.

Ugreen verkauft das NAS-Gerät normalerweise ohne Festplatten. Für den Test erhielten wir das System zusammen mit vier Western Digital NASware-Festplatten mit einer Größe von je 4 TByte. Auf der Webseite des Herstellers steht ein ausführlicher Leitfaden für die Auswahl der passenden Laufwerktypen zur Verfügung. Eine Liste mit zugelassenen Disk-Modellen gibt es nicht, sodass sich prinzipiell SATA-Laufwerke beliebiger Hersteller einsetzen lassen.

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Ugreen NAS DH4300 Plus
Das NAS-System DH4300 Plus von Ugreen verfügt über vier Laufwerke, die von oben senkrecht eingesteckt werden.
© Ugreen

Wir montierten die vier HDDs mit den beiliegenden Befestigungsschrauben in den Hot-Plug-Einschüben und steckten diese von oben in die NAS-Box ein. Der von einem kleinen Magneten fixierte Gehäusedeckel lässt sich einfach nach oben abheben. Die Rahmen sind aus Plastik gefertigt und bieten den 3,5-Zoll-Disks einen stabilen Halt, sobald die seitlichen Halteklemmen eingerastet wurden. In den Rahmen lassen sich auch 2,5-Zoll-SSDs einbauen, die hierfür passenden Befestigungsbohrungen sind bereits vorhanden. Die maximale Speicherkapazität des DH4300 Plus liegt derzeit mit 30-TByte-Disks bei 120 TByte. Die nutzbare Kapazität liegt abhängig vom gewähltem Raid-Level niedriger. Das System unterstützt die klassischen Raid-Level 0, 1, 5, 6 und 10 sowie den JBOD-Modus.

Für ordentlich Rechenleistung sorgt eine 8-Core ARM-CPU vom Typ RK3588C, die über eine integrierte NPU (Neural Processing Unit) für Aufgaben wie Fotoverwaltung sowie eine VPU (Video Processing Unit) für die Video-Codierung verfügt. Als Arbeitsspeicher sind 8 GByte DDR4-RAM verbaut, die sich nicht erweitern lassen. Das UGOS Pro Betriebssystem läuft auf einem 32-GByte-EMMC-Flash-Speichermodul. Die Netzwerkanbindung erfolgt über einen 2,5-Gbit/s-LAN-Port. Auf der Rückseite befindet sich ein HDMI-Port für die Verbindung mit einem Monitor oder TV, um zum Beispiel Videos direkt zu streamen. Zudem sind hier zwei USB-A-Ports vorhanden. Auf der Vorderseite wurde ein weiterer USB-C-Port platziert, um Peripheriegeräte wie externe Speichermedien anzuschließen. Hier befindet sich auch der Ein/Aus-Schalter. Mehrere kleine LEDs signalisieren zudem Festplattenzugriffe und Netzwerkaktivitäten.

Ugreen NAS DH4300 Plus im Test, November 2025
© connect professional

Schnelle Inbetriebnahme per Webbrowser oder Handy

Nachdem wir die NAS-Box mit dem LAN-Switch des Testnetzes verbunden hatten, schalteten wir das Gerät ein. Auf einem PC, der sich im selben Netzsegment befand, gaben wir im Webbrowser die Suchadresse find.ugnas.com ein. Die Suchfunktion hat das Ugreen-NAS auf Anhieb gefunden und uns die IP-Adresse angezeigt, die es vom DHCP-Server des Testnetzes erhalten hatte. Der Systemverwalter kann dem Gerät auch eine feste IP-Adresse zuweisen.

Wir klickten auf Verbinden und gaben im Konfigurationsassistenten einen Gerätenamen an. Dann erstellten wir ein Administratorkonto und gaben eine E-Mail-Adresse an, um einen Bestätigungscode für den Zugriff auf das NAS-System anzufordern. Nachdem wir den Code eingetragen hatten, klickten wir auf Initialisieren, woraufhin die automatische Systemkonfiguration startete. Dieser Vorgang war nach wenigen Minuten abgeschlossen und es erschien die Willkommen-Anzeige mit einem Link auf das integrierte Benutzerhandbuch.

Das NAS-Gerät lässt sich alternativ oder zusätzlich auch per Handy mithilfe der iOS- oder Android-App von Ugreen verwalten. Hierfür wird das Smartphone an den NFC-Bereich an der Frontseite der Box gehalten, der NFC-Erkennungshinweis bestätigt und dann die passende App heruntergeladen. Dies hat beim Test im Handumdrehen funktioniert, wodurch wir alle Managementfunktionen auch per Handy bedienen konnten. Für umfangreichere Konfigurationsarbeiten empfiehlt sich aber nach wie vor die Webbrowser-Konsole auf einem PC oder Notebook, die aufgrund der größeren Anzeigefläche deutlich übersichtlicher ist. Ugreen bietet auf seiner Webseite auch einen Software-Client für die Installation auf Windows- oder MacOS-Rechnern an. Um den Zugriff auf die Managementkonsole zu schützen, lässt sich für das Login eine Multifaktor-Authentifizierung konfigurieren.

Raid-Array schützt vor Disk-Ausfall

Nach der ersten Inbetriebnahme öffnete der Assistent in der Webkonsole automatisch das Menü für Speicherkonfiguration. Wir richteten für den Test mit den vier 4-GByte-Disks einen einzigen großen Speicherpool ein und wählten für die Datenredundanz ein Raid-5, das vor dem Ausfall eines Laufwerks schützt. Damit standen 10,8 TByte nutzbare Speicherkapazität zur Verfügung. Mit einem Raid-6, das vor dem gleichzeitigen Ausfall von zwei Festplatten schützt, wären nur 7,2 TByte nutzbar. Bei Bedarf lässt sich eine der vier Platten als Hot-Spare-Drive konfigurieren. Als Filesystem haben wir die Standardauswahl ext4 übernommen. Das Ugreen NAS unterstützt auch das Filesystem btrfs. Im Normalbetrieb macht sich die NAS-Box lediglich durch ein dezentes Summen bemerkbar. Die Lüfter sind kaum zu hören, und die Platten werden nur etwas lauter, wenn viele Datenzugriffe stattfinden.

Im Test: Ugreen NAS DH4300 Plus
Der Task Manager liefert einen schnellen Überblick des aktuellen Systemzustandes.
© Christoph Lange – connect professional

Die Initialisierung des Raid-5-Plattenverbundes, die im Hintergrund durchgeführt wurde, hat knapp zehn Stunden gedauert. Der Speicher stand sofort zur Verfügung, und wir erstellten für den Test die ersten Verzeichnisfreigaben. Um den Schutz vor Datenverlusten bei einem Laufwerksausfall zu testen, zogen wir im laufenden Betrieb eine Festplatte aus dem System heraus. In der Web-Konsole erschienen sofort Popup-Warnmeldungen, dass ein Laufwerk verloren gegangen ist und sich das Raid-5-Volume jetzt in einem degradierten Zustand befindet. Ein Versenden von Warnmeldungen per E-Mail wird vom DH4300 Plus standardmäßig nicht unterstützt. Bevor wir die HDD wieder einsteckten, kopierten wir mehrere neue Dateien auf das NAS, damit das System einen Raid-Rebuild starten musste. Nachdem wir die Platte wieder eingeschoben hatten, startete automatisch der Rebuild-Vorgang, der nur wenige Minuten dauerte, da lediglich die neu hinzukopierten Dateien synchronisiert werden mussten.

Flexibel konfigurierbare Datenzugriffe

Das Ugreen NAS unterstützt alle gängigen Protokolle für den Datenzugriff über das Netzwerk. Hierzu zählen SMB für Windows-Systeme, NFS für die Linux-Welt, FTP und FTPS für File-Transfers sowie WebDAV für den Dateiaustausch mit Webservern. Hinzu kommen noch die Erkennungsprotokolle Wsdd2, Bonjour und UPnP.

Ugreen NAS DH4300 Plus im Test
Das NAS-Gerät unterstützt die gängigen Filesharing-Protokolle wie SMB, NFS, FTP oder WebDAV.
© Christoph Lange – connect professional

Für den Test verwendeten wir als Clients Windows-Rechner und aktivierten deshalb in der Systemsteuerung im Menü Dateidienste den SMB-Dienst. Anschließend konfigurierten wir im Menü Dateien mehrere Verzeichnisfreigaben, persönliche Ordner und Benutzerordner. Das NAS-System lässt sich über das Menü Domain/LDAP auch zum Beispiel in ein Microsoft Active Directory integrieren, um die AD-Benutzerverwaltung für die Vergabe der Zugriffsberechtigungen auf die NAS-Shares zu nutzen. Wir fügten das NAS erfolgreich zum AD der Testumgebung hinzu und berechtigten einen AD-Testbenutzer für den Zugriff auf eine Verzeichnisfreigabe, mit dem wir anschließend in dem Share lesen und schreiben konnten. Ein anderer nicht berechtigter AD-Testbenutzer durfte nicht auf dieses Share zugreifen.

Für ein Test-Share hatten wir zudem ein Quota von 10 GByte eingestellt, um zu prüfen, ob diese Funktion zur Speicherplatzbegrenzung greift. Nachdem wir zunächst 8,5 GByte in diese Verzeichnisfreigabe kopiert hatten, wollten wir ein weiteres Verzeichnis mit 3 GByte Daten dorthin übertragen. Dies war jedoch nicht möglich und es erschien ein Popup-Fenster mit dem Warnhinweis, dass nicht genügend Speicherplatz zur Verfügung steht.

Ugreen NAS DH4300 Plus im Test
Durch die LDAP/AD-Integration lassen sich vorhandene Verzeichnisdienste für die Berechtigungsvergabe nutzen.
© Christoph Lange – connect professional

Schnelle Datentransfers

In ein anderes Share, das wir ohne Quota-Limit angelegt hatten, kopierten wir über das Netzwerk 165 GByte Daten. Der Windows-Client-Rechner und das Ugreen-NAS waren zunächst über einen 1-Gbit/s-LAN-Switch miteinander verbunden. Damit erreichten wir eine Datenübertragungsgeschwindigkeit von mehr als 100 MByte/s, was für Dateikopiervorgänge bei einer theoretischen Transferrate von 125 MByte/s mit 1-Gbit/s-LAN-Leitungen ein guter Wert ist. Um die Leistungsfähigkeit des im NAS-Gerät verbauten 2,5-Gbit/s-LAN-Ports zu testen, schlossen wir den Client und das NAS an einen 10-Gbit/s-LAN-Switch an. Damit erreichten wir mit denselben 165 GByte Daten eine zweieinhalb mal so hohe Geschwindigkeit von 250 bis 270 MByte/s und damit ebenfalls sehr gute Werte.

Ugreen bietet mit dem Dienst „ Ugreenlink“ eine einfache Möglichkeit, um aus der Ferne über das Internet auf die Managementkonsole des NAS-Systems zuzugreifen. Das Gerät unterstützt für Remote-Zugriffe auch DDNS (Dynamic DNS), sodass Anwender, die diesen Dienst nutzen, die NAS-Box vom Internet aus mit einem gleichbleibenden Namen erreichen können. Das System unterstützt zudem spezielle Funktionen wie zum Beispiel eine Datenflussteuerung, um den ausgehenden Datenverkehr zu begrenzen. Mit Wake-on-LAN ist es möglich, das Gerät über das Netzwerk einzuschalten. Über eine integrierte Firewall lassen sich Anwendungen oder Dienste blockieren.

Ugreen NAS DH4300 Plus im Test, November 2025
© connect professional

Versierte Anwender können auf die Kommandozeile der NAS-Box per SSH oder telnet zugreifen, um zum Beispiel mit dem Ping-Befehl Netzwerkverbindungen zu prüfen. Sobald wir in der Systemsteuerung SSH aktiviert hatten, konnten wir uns von einem Windows-Rechner aus mit dem SSH-Client Putty an der NAS-Konsole anmelden. Für die Optimierung von Suchvorgängen kommt ein Indexdienst zum Einsatz, der unter anderem die Verwaltung von großen Video- oder Musiksammlungen beschleunigt. Das App-Center enthält weitere nützliche Tools für Multimedia-Anwendungen, Virenscanner, Verschlüsselungs-Tools und ein Docker-Utility.

Die Sicherung der auf dem NAS gespeicherten Daten oder der Daten von externen Rechnern auf dem Speichersystem ist auf mehreren Wegen möglich. Mit dem Tool „rsync“ lassen sich Daten von anderen Rechnern auf das NAS sichern. Im App-Center stehen zudem ein Snapshot-Tool sowie ein Sync- und Backup-Utility zur Verfügung, mit dem sich die Daten des NAS-Systems auf ein anderes Ugreen-NAS-Gerät sichern lassen.

Mit dem DH4300 Plus bietet Ugreen ein leistungsfähiges Einsteiger-NAS für einen Listenpreis von 430 Euro an. Das System unterstützt zahlreiche Funktionen und lässt sich per Webbrowser oder Handy-App einfach bedienen. Zum Zeitpunkt der Artikelerstellung war das Gerät im Webshop des Herstellers als Angebotspreis für 365 Euro erhältlich.